Interview mit Peter Knopp

 
Zurück in die Zukunft

Das Thema Design von Baumaschinen rückt immer stärker in den Focus der Öffentlichkeit. Der Slogan: „Form follows function“ –  gilt oder wird diskutiert. Ein Designunternehmen, das die Zeichen der Zeit in jedem Fall erkannt hat, stammt aus Euernbach. tHIS sprach exklusiv mit Peter Knopp über die Entstehung und Gestaltung von Baumaschinen.


tHIS: Die Baumaschinenbranche brauchte lange um die Designthemen aufzunehmen. Wie haben Sie die Veränderungen der Branche wahrgenommen und was war der ausschlaggebende Faktor sich mit dem Design von Baumaschinen zu beschäftigen?

Es ist richtig, das sich die Investitionsgüterbranchen mit Design lange schwer getan hat. Allerdings betreuen wir Maschinenbaufirmen seit 1983 und haben bereits 1986 als erste einen Designpreis für den Rauppenbagger Zeppelin ZR26 gewonnen. Im Lauf der Jahre haben die Firmen erkannt, dass Design nicht nur die Qualität der Maschinen, sondern auch die Wiedererkennbarkeit und die Markenpräsenz verbessert. In unserem Fokus stehen dabei immer die Aufgabe, die inneren technischen Werte und Ansprüche auch in Bedienung und Gestaltung sichtbar zu machen.

 

tHIS: Jede Designmaßnahme trifft heute auf ein regulierendes Umfeld. Wie stellen sich in der heutigen Zeit die Probleme im Rahmen der Produktbetreuung dar?

Designer galten und gelten als Querdenker. Ein wesentliches Element einer erfolgreichen Zusammenarbeit ist es für den Designer in den Firmen Wege zu finden, alternative und gleichzeitig perfekte Gestaltung zu etablieren, die die bestehenden Ressourcen und Erfahrungen der hauseignen Konstruktion und des Marketing nutzt und unterstützt.. Da ist sicher immer wieder Überzeugungsarbeit notwendig. Spätestens die Ergebnisse überzeugen dann die Kunden.

F: Die Planung steht vor jeder Baumaßnahme. Wie gehen Sie mit den Begriffen Koordinierung, Überwachung. Kosten Termine und Qualität um? Was sind typische Problemfälle bei einer Entwicklungsmaßnahme?

Zu den erweiterten Aufgaben eines Designers gehört heute auch Projektmanagement. In vielen Fällen, insbesondere bei kleineren Firmen, wird er die Koordinierung übernehmen und entsprechende Zeitpläne für die Produktentwicklung aufstellen. Größere Firmen haben meist eigene Ressourcen dafür, allerdings müssen diese Aktivitäten mit dem Designer abgestimmt sein. Unsere Erfahrung zeigt, dass gerade die kompetente Vorbereitung von Entscheidungen sowie die Zeitspanne für die Entscheidungsfindung durch die Geschäftsführung intern zu wenig berücksichtigt werden.

tHIS: Experten weiten den Begriff Design. Bei vielen Branchenkennern reicht die Verbindung der Begriffe Design = Gestaltung nicht mehr aus. Design meint hier auch die Performance von Teilkomponenten wie Antrieb, Motor etc. Teilen Sie diese Sicht der Designdefinition?

Der Begriff Design umfasst auch für uns weit mehr als Gestaltung. Wenn Sie mit Performance die technische Leistung meinen, ist das nicht so unsere Denkrichtung. Wir denken da mehr an Benutzbarkeit, Vielseitigkeit, Produzierbarkeit, Langlebigkeit und Ehrlichkeit.

tHIS: Wie schätzen Sie den Einfluss von Designkomponenten auf die Kaufentscheidung eines Bauunternehmers ein?

Erst das dritte Bier beim gemeinsamen Abendessen entlockt auch einem Unternehmer oder Maschinenführer eine Bemerkung wie: „In Euer Maschine fühle ich mich am sichersten“, oder, „Das Bedienkonzept ist echt geil“ oder „Die sieht wirklich knackig aus“. Dieses unterschwellige sich Anfreunden auf den ersten Blick halte für ein wesentliche Voraussetzung, um alle positiven technischen und wirtschaftlichen Argumente für einen Kauf  zu suchen und anzuführen.

Designer galten und gelten als Querdenker

tHIS: Sie stehen im engen Kontakt mit den Herstellern. Welche veränderten Anforderungen erkennen Sie bei Ihren Kunden, wenn Sie mit den verantwortlichen Managern in den Briefingrunden sitzen?

2 Punkte werden immer häufiger angeführt: Nachhaltigkeit, was immer das auch für wen auch immer bedeutet,und Markenerkennung. Gerade das letzte ist eine originäre Leistung des Designers und wird viel zu häufig nur über die Werbung und die „Aufkleber“ bedient, statt das gesamte Produkt zu nutzen.

tHIS: Was entgegnen Sie Kritikern, die behaupten: Am Ende des Tages gräbt selbst der bestdesignte Bagger auch nur ein Loch?

Für einen Kritiker reicht Wasser und Brot zum Überleben.

Da ist die Frage schon ein Missverständnis, denn sie beinhaltet, dass sich Design ausschließlich auf das Aufhübschen von Gegenständen beschränkt. Bei unseren Lösungen gibt es für jedes Detail einen Grund. Dadurch bohrt der Maschinenführer schneller, entspannter und ist insgesamt produktiver.

 

tHIS: Wo liegt die Trennschärfe zwischen Traumgebilde und realen Konstruktionen?

Ich denke, dass ist meistens eine Frage der Persönlichkeit des Designers. Ich beneide Kollegen, die kein Problem damit haben, dass die nach ihren visionären Konzepten und Ideen in Serie gehenden Produkte so gar nichts mehr mit ihren Zeichnungen zu tun haben. Anderseits bin ich stolz darauf, dass unsere Konzepte, immer am Rande des Machbaren, dennoch ohne gestalterische Abstriche verwirklicht worden sind. Das liegt auch daran, dass wir „designrelevante“ Teile selber durchkonstruieren können. Gerne fertigen wir auch Träume, aber die dienen dann aber nicht als Konstruktionsvorlage, sondern als Ideenträger und Motivationsvorlagen-

tHIS: Bei der Sicht und der Sicherheit gelten die Ideen und Vorschläge von Designbüros schön länger als akzeptiert und etabliert. Wie weit gehen die Anforderungen an den neuen Designbegriff noch, wenn wir beispielsweise über Hybridmotoren reden. Sind Sie „part of the game“ bei den Zulieferern der Baumaschinenhersteller?

Eine Großzahl unserer Kunden sind „weitergereichte“ Zulieferer: Wir entwickeln das Design für eine Elektromotor und der Kunde fordert von seinem Steckerlieferanten, dass sich bitte die zu verwendenden Stecker auf dem gleichen Designniveau befinden.

Ja, wir sprechen regelmäßig mit den Zulieferern unserer Kunden über verbesserte Produkte. Dabei müssen wir ständig die neuesten Technologien einsetzen und diese in adäquate Formen umsetzen. In der Regel helfen neue Anforderungen ein eigenständiges Design zu entwickeln.

tHIS: Welche Überschrift möchten Sie gerne im Jahre 2020 über Ihr Unternehmen in unserem Magazin lesen?

40 Jahre Design für Baumaschinen. Eine Ausstellung auf der Bauma 2019.


x

Thematisch passende Artikel:

iF Design Award 2016 für Hamm

Walzenzüge der H CompactLine

Designpreis in der Kategorie Automobile / Fahrzeuge Seit über 60 Jahren ist der iF Design Award ein anerkanntes Markenzeichen für ausgezeichnete Gestaltung und gehört zu den weltweit wichtigsten...

mehr
Ausgabe 05/2013 Titelstory

Baumaschinen-Design

Warum soll eine Baumaschine, die etwas leistet, dabei nicht gut aussehen dürfen? Eine gelungene Optik und Corporate Identity sind sicherlich wichtige Punkte. Wer aber Design auf rein kosmetische...

mehr
Ausgabe 06/2012 Design Straßenwalzen

Erfolgsfaktor Design

Schon Mitte der 90-er Jahre begann Hamm, das Design in den Konstruktionsprozess einzubinden. Die Aktivitäten führten bald zum Erfolg: 1997 erhielt das Unternehmen den ersten internationalen...

mehr

bauma 2013: Baumaschinen-Branche bleibt optimistisch

Weitere Informationen unter www.bauma.de Auch im Jahr 2012 geht die Bau- und Baustoffmaschinenbranche von einem moderaten Wachstum aus. Laut Angaben des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau...

mehr
Ausgabe 05/2013 INTERVIEW

Mr. red dot

Welche wesentlichen Begriffe liegen Ihrem Verständnis von Design zugrunde? Prof. Dr. Peter Zec: Design wird häufig auf die äußere Form beschränkt. Dabei ist das eigentliche Ziel eines guten...

mehr