„Wir treiben Mehrwert-Lösungen voran“

Interne Umstrukturierungen und ein bunter Strauß hoch interessanter Innovationen zur Bauma 2016 in München. Bei Ammann tut sich Vieles. tHIS sprach mit Bernd Holz, Geschäftsführer der Ammann Verdichtung GmbH, und Ammann Vertriebsdirektor für die Region Europa (Nord).

tHIS: Herr Holz, in der Ammann Gruppe hat es unlängst einige Umstrukturierungen gegeben. Wie sehen diese genau aus?

Bernd Holz: Ja, Ammann hat seine Vertriebsorganisation angepasst. Im Rahmen dieser Veränderungen wurden alle Vertriebsaktivitäten im Bereich Sales und Marketing zusammengefasst, zu dem auch das gesamte Produktmanagement und das komplette After-Sales-Management gehören. Diese Vertriebsorganisation wurde weltweit in verschiedene Regionen unterteilt, der jeweils ein eigener Vertriebsdirektor voransteht. Dessen Aufgabe besteht im Wesentlichen darin, alle Ammann-Produkte – Asphaltmischanlagen, Betonanlagen, vom kleinen Stampfer bis zum großen Fertiger – bestmöglich in der Region zu positionieren, so dass diese optimal verkauft werden können.

tHIS: Sie stehen der Region Nordeuropa als Vertriebs-
direktor voran?

Bernd Holz: Das ist richtig. Bislang war ich als Geschäftsführer für die Produktion in Hennef verantwortlich und habe den Vertrieb des deutschen Marktes organisiert. Dieser Aufgabenbereich hat sich im Zuge der Organisationsanpassung erweitert. Ich habe nun die Aufgaben eines Vertriebsdirektors „Maschinen“ übernommen. Meine Region beinhaltet Nordeuropa, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Österreich, Benelux, Ungarn usw. Als Vertriebsdirektor koordiniere ich sämtliche Aktivitäten der jeweiligen für die Region verantwortliche Area Sales Manager.

tHIS: Hierbei sind Sie aber nicht für das Anlagengeschäft verantwortlich?

Bernd Holz: Nein. Die Region Nordeuropa bildet die Basis von Ammann, in der das Unternehmen gegründet wurde und in der es groß geworden ist. In dieser Region gibt es ein so umfängliches und komplexes Anlagengeschäft, dass man hier das Anlagen- und das Maschinengeschäft voneinander getrennt hat. Somit wurden hier zwei Vertriebsdirektoren eingesetzt, die aber sehr eng zusammenarbeiten, um Synergien nutzen zu können. Bei den anderen Regionen sind das Anlagengeschäft und das Maschinengeschäft nicht voneinander getrennt, hier verantworten die Manager beide Unternehmensbereiche.

tHIS: Haben sich diese Umstrukturierungen bereits positiv auf die Geschäftsentwicklung bei Ammann ausgewirkt?

Bernd Holz: Ja, das kann man so sagen. Dieses Geschäftsjahr ist in Summe sehr zufriedenstellend für Ammann. Wir bemerken vielfältige positive Belebungen. Das Maschinengeschäft läuft gut, so dass wir in den einzelnen Werken viel zu tun haben.

Auch die Bauma im April in München stand unter einem sehr positiven Stern. Zum ersten Mal haben wir auf der Messe gleich mehrere Betonanlagen verkauft. Mit 5700 m2 hatten wir in 2016 den größten Stand der Unternehmensgeschichte. Und das auf einer sehr schönen neuen Position im Zentrum des Außengeländes. Mit dem Resultat, dass unser Bauma-Stand viel belebter war als in den letzten Jahren. Der Stand war während der gesamten Messetage phantastisch besucht. Bei unseren Live-Demonstrationen waren im Schnitt immer 200 Besucher zugegen, die im Anschluss auf den Stand gekommen sind, um sich die vielfältige Produktrange noch einmal individuell präsentieren zu lassen.

tHIS: Welche Exponate standen zur aktuellen Bauma im Vordergrund?

Bernd Holz: Wir haben in München eine sehr umfangreiche Produktrange gezeigt. Man könnte sagen, eine Zusammenfassung all dessen, was Ammann in den letzten 10 Jahren entwicklungstechnologisch beschäftigt hat. Naturgemäß stand auch bei Ammann – wie bei allen unseren Marktbegleitern – im Zentrum jeder Entwicklungsarbeit die Einhaltung der entsprechenden Normen und Abgasrichtlinien. Um eine Abgasstufe Tier 4 final zu erreichen, muss nur allzu oft eine komplett neue Maschine entwickelt werden. Hier reicht es bei weitem nicht aus, nur einen neuen Motor zu verbauen. Das bindet viele Ressourcen und dennoch können wir immer wieder mit überraschenden Innovationen aufwarten.

tHIS: Sie haben dem Markt mit dem Prototyp der ersten autonom fahrenden Vibrationsplatte in München ein hoch innovatives Produkt präsentiert.

Bernd Holz: Ja, bei diesem Prototypen handelt es sich um ein Projekt, das Ammann gemeinsam mit einer Hochschule entwickelt hat. Wir haben nach der Präsentation in München sehr viel positives Feedback erhalten. Unter anderem wurden wir auch im Rahmen des diesjährigen Bauma Innovationspreises mit dem 2. Platz ausgezeichnet. Nun liegt es an uns zu entscheiden, wie viel Potential in einem solchen Produkt steckt, um es in einem nächsten Schritt zur Serienreife zu entwickeln. Hier ist noch sehr viel zu tun. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass es sich um eine Baumaschine handelt, die unter unterschiedlichsten Randbedingungen verschiedenster Komplexität immer perfekt funktionieren muss.

tHIS: Beschäftigt man sich bei Ammann auch mit der
Entwicklung einer autonom fahrenden Walze?

Bernd Holz: Eine solche Fragestellung ist sehr komplex. Wann macht eine autonom fahrende Walze überhaupt Sinn? Wahrscheinlich vorwiegend in Ländern, in denen die Lohn- und Nebenkosten für den einzelnen Walzenfahrer sehr hoch sind oder in Ländern, in denen keine qualifizierten Walzenfahrer in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen. Meines Erachtens aber darf man den Faktor Mensch heute auf den Baustellen nicht vernachlässigen. Das erklärte Ziel eines zukunftsorientiert handelnden Baumaschinenherstellers muss es doch heute vielmehr sein, intensiv daran zu arbeiten, die Bauprozesse sowie die Planungs- und Logistikprozesse nachhaltig zu verbessern. Hierfür haben wir eine Vielzahl elektronischer Features, unter anderem den Ammann Compaction Expert ACE entwickelt, die den Fahrer auf der Baustelle nicht ersetzten, sondern ihn in seiner Arbeit unterstützen soll. Und gut verdichtete Straßen halten in der Regel auch länger. Eine nachhaltige Qualitätsverbesserung in allen Bereichen ist das, was uns bei Ammann umtreibt.

tHIS: Digitalisierung und Vernetzung von Baumaschinen sind konkrete Schritte in Richtung Qualitätsverbesserung. Wie ist Ammann hier positioniert?

Bernd Holz: Die Baumaschinen-Industrie befindet sich in einer Übergangsperiode. Der Stahlbau sowie die Herstellung von Hydraulik und Motoren sind nicht mehr das wichtigste. Viel wichtiger wird es, für unsere Kunden Lösungen, auf der Basis von Digitalisierung und Vernetzung sowie von intelligenten mobilen Applikationen zu produzieren. Es ist unsere Aufgabe, Prozesse sicher zu machen und zu optimieren, wie dies in anderen Branchen auch der Fall ist. Ein Beispiel für die nachhaltige Prozessoptimierung im Straßenbau etwa ist unsere Beteiligung an SmartSite, einem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projekt. Bei SmartSite geht es um die Vernetzung der gesamten Prozesskette im Straßenbau, von der Asphalt­mischanlage, über die LKWs, zum Straßenfertiger, bis hin zu den Walzen. Ammann beteiligt sich im Rahmen dieses Projektes mit der Asphaltproduktion und der Verdichtungstechnologie. Ein absolutes Zukunftsthema.

Eine mobile Applikation, in der wir einen hohen Kunden-Nutzen sehen, ist unser auf der Bauma präsentierter BatSerMan, unser mobiler Battery Service Manager. Für diese Applikation hat Ammann ein System entwickelt, welches kontinuierlich die Batteriespannung einer Rüttelplatte misst und protokolliert. Hier entsteht mit relativ einfachen Mitteln ein hoher Kundennutzen. Und das ist es, worum es bei all unseren Entwicklungen geht. Wir bei Ammann entwickeln effektive Lösungen, mit denen unsere Kunden noch effizienter und wirtschaftlicher arbeiten können.

tHIS: Herr Holz, herzlichen Dank für das Gespräch!
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