Schritt für Schritt zur Automatisierung

Möglichkeiten und Grenzen der Cat Baumaschinen-Technologien

Unternehmer und Fahrer werden in Zukunft mit einer neuen Art der Interaktion zwischen Mensch und Maschine sowie zwischen Maschinen untereinander gegenüberstehen und gewinnen dadurch an Geschwindigkeit und Genauigkeit.

Längst halten Fahrer keine großen Lenkräder und mächtige Bedienhebel, sondern multifunktionale Joysticks in der Hand, die den Steuerkonsolen von Computerspielen gleichen. Mit ihnen nehmen sie Einfluss auf die Leistung und Funktion ihrer oft schon elektrohydraulisch angesteuerten Arbeitsgeräte, können jederzeit eingreifen oder gegensteuern. Die elektrohydraulische Vorsteuerung über die Joysticks im Gegensatz zur hydraulischen Vorsteuerung bildet die Grundvoraussetzung für die weitere Automatisierung, denn ohne sie wären schon einfache Assistenzsysteme nicht oder nur mit erheblichem Mehraufwand möglich. Die elektrischen Impulse der Joysticks werden im Bordrechner verarbeitet und in hydraulische Bewegungen umgesetzt. Hierdurch weiß die Maschine, was der Fahrer will – Grundvoraussetzung für die eigene Maschinen-Intelligenz, ohne die es keine Automatisierung geben kann.

Was die Umsetzung von Automatisierung in der Praxis betrifft, besteht die Herausforderung darin, mit dem Fortschritt der Baustelle und den ständig wechselnden Baustellenbedingungen Schritt zu halten und das Zusammenspiel einer Vielzahl von Akteuren auf den Baustellen so zu koordinieren, dass automatisierte Maschinenfunktionen unterstützend wirken können. Der Schlüssel dazu ist die Vernetzung von Baumaschinen, wenn in Zukunft digital geplant und gebaut wird. Längst haben moderne Kommunikations- und Informationstechnologien in Verbindung mit Steuerungstechnik, Sensoren und intelligenten Ventilen bei Cat Baumaschinen Einzug gehalten.

 

Assistenzsysteme

Damit die Fahrer nicht zu viel oder zu wenig ausheben und ein zentimetergenaues Planum erzielen, können sie inzwischen auf innovative Technologien zurückgreifen, allen voran moderne Assistenzsysteme. Diese setzen per dreidimensionaler Maschinensteuerung das digitale Geländemodell beim Aushub und dem Auftrag von Erdmassen oder Anlegen einer Böschung zusammen mit GPS oder Totalstation um. Mit ihrer Hilfe und den Daten aus dem digitalen Geländemodell sollte möglichst nur das Material bewegt werden, welches für das gewünschte Ergebnis notwendig ist. Bei Dozern und Gradern wurde bereits ein hoher Automatisierungsgrad erreicht. Bei den Baggern der neuen Generation ist die Halbautomatik beim Abziehen zum Standard dazugekommen. Bei den Kettenbaggern der neuesten Maschinengeneration hat Caterpillar bei den Modellen 320, 323, 330 und 336 elektronische Steuerungselemente und eine elektrohydraulische Joystick-Steuerung gleich integriert, dazu gehören eine 2D-Steuerung, Planierautomatik, Arbeitsraumbegrenzung (Höhe, Tiefe, Schwenken) und eine Baggerlastwaage ab Werk in der Serienausstattung. Durch die Systemintegration erzielen die Kettenbagger der neuen Serie 300 laut Herstellerangaben bis zu 45 Prozent mehr Fahrereffizienz. Konkret bietet hier Cat Grade dem Anwender 2D-Führungshilfen für Tiefe, Neigung und horizontalem Abstand zum Planum und hilft dem Fahrer, das gewünschte Arbeitsergebnis schnell und präzise zu erreichen. Das serienmäßige 2D-System lässt sich auf Grade mit 3D-GPS beziehungsweise 3D-UTS (Totalstation) von Trimble aufrüsten. Die ab Werk integrierte Planierautomatik Grade Assist steuert die Bewegungen von Ausleger und Löffel, sodass der Fahrer ein genaues Planum mühelos mit nur einer Joystick-Bewegung für den Stiel herstellen kann.

Mit der Systemfunktion E-Fence (Begrenzung des Arbeits- und Schwenkbereichs) kann die Maschine sicher unter Bauwerken oder in der Nähe von Verkehr arbeiten. Die Funktion sorgt dafür, dass sich kein Teil des Baggers außerhalb der vom Fahrer festgelegten Sperrzone bewegt.

Das serienmäßige Wägesystem Cat Payload hilft, die Transportfahrzeuge zu hundert Prozent auszuladen und stellt gleichzeitig sicher, dass die Transportfahrzeuge nicht überladen werden. Das Wiegen findet automatisch während des Ladevorganges statt. Die Winkelmesssensoren von Löffel, Stiel und Ausleger sowie der Hydraulikdruck im Auslegerzylinder werden zur Nutzlastberechnung permanent herangezogen, mit einer Genauigkeit von plus/minus zwei Prozent. Ein intuitives Display zeigt die aktuelle Nutzlast für Löffel und Lkw an.

 

Nachrüstung

Vor einigen Jahren wäre kaum denkbar gewesen, was Cat Kettenbagger in Kombination mit Sensorik, Elektronik, GPS-basierter Satellitennavigation, Plugin-Technologien, informativen Multifunktions-Displays und Minicomputern an Bord erreichen können. Mit den 3D-GPS-Systemen ist eine Genauigkeit im Zentimeterbereich möglich. Wenn der notwendige Empfang von Satellitensignalen nicht funktioniert, etwa in Geländeeinschnitten, Chausseen, Hallen oder Tunneln gearbeitet wird, kann die Positionsbestimmung über eine UTS (Universal Total Station, umgangssprachlich Totalstation) erfolgen.

Grundsätzlich sind bei dem Einsatz von 3D-Steuerungen bereits ab Werk integrierte Systeme für Cat Kettenbagger wie in den Modellen 320, 323, 330 und 336 sowie in den Cat Dozern wie einem D4, D5, D6 und D8 verfügbar. Seit 2018 wurde konsequent die Integration von Maschinensteuerung vorangetrieben, was eine wesentlich höhere Produktivität auf Baustellen gewährleistet und die Nachteile bei der Nachrüstung, wie zusätzliche Schweißarbeiten an der Arbeitsausrüstung und/oder Eingriffe in die Hydraulik mit der Gefahr der Systemverschmutzung vermeidet.

Wer sich aber den Einsatz der Maschinensteuerung an mehreren Maschinen offenhalten möchte oder ein älteres Gerät auf den Stand der Technik bringen will, der wählt die Nachrüstung. Diese bietet Zeppelin-Partner Sitech an und rüstet auf Cat Maschinen Trimble 3D-Steuerungen nach. Seit 2008 sind alle Dozer (D4K bis D8T) und Grader (120M bis 160M2, 14M) ab Werk für die schnelle und einfache Nachrüstung von Trimble-Maschinensteuerungen vorbereitet.

 

Datenübermittlung

Um in der hart umkämpften Baubranche erfolgreich zu sein, müssen heute Erdarbeiten präziser, schneller und effektiver ausgeführt werden als früher. Hier setzen 3D-Steuerungen an. Die Bedieneinheit in der Kabine eines Baggers, ähnlich dem Navi in einem Pkw, vergleicht dazu permanent die Ist-Höhe mit der Soll-Höhe des digitalen Geländemodells. Dem Fahrer werden Draufsicht, Längsprofil und Querprofil, Höhendifferenz, Stationierung, Querwert zur Achse und absolute Position übersichtlich angezeigt. Die Bedien-einheit berechnet mehrmals pro Sekunde die exakte Position der beiden Löffelspitzen mithilfe der beiden GPS-Antennen auf dem Kontergewicht sowie der exakten Neigung des Oberwagens und der Winkelstellung von Ausleger, Stiel und Löffel. Das reduziert die gesamte Absteckung mit Pflöcken und Böschungslehren auf der Baustelle. Bei Punktverlust muss der Fahrer nicht mehr auf den Vermesser warten oder sich an die Soll-Werte zwischen zwei Punkten herantasten, sondern kann auf Anhieb das Erd- und Feinplanum oder Dämme und Böschungen erstellen.

Insbesondere Dozer-Fahrer können nicht nur beim Feinplanieren, sondern auch bei der schweren Erdbewegung mithilfe von 3D-Steuerungen die Leistungseffizienz verbessern. In Verbindung mit der automatischen Traktionskontrolle des Dozers wird das grobe Abschieben effizienter ausgeführt, lange bevor auf Soll-Höhe planiert wird. Hierzu meldet der Dozer die Fahrgeschwindigkeit der Ketten an die Maschinensteuerung und diese vergleicht permanent die tatsächliche Bewegung der GPS-Empfänger mit der Kettengeschwindigkeit. Wenn die GPS-Geschwindigkeit unter der Kettengeschwindigkeit liegt, wird das Schild automatisch angehoben. Hierdurch kann der Fahrer immer mit hundert Prozent Motorleistung schieben, ohne dass die Ketten durchdrehen.

Im Fall von den Dozern D6K2, D6N und D6T können weitere integrierte Assistenzsysteme wie Slope Assist dem Fahrer helfen, die gewünschte Neigung des Schwenkschildes zu erzielen, indem es die eingestellten Planierschildwinkel automatisch beibehält. Darüber hinaus lässt sich mit der Stable Blade Technologie, teilautomatisiert die Schildbewegung überwachen und die Schildstellung für das Anheben und Absenken in Abstimmung mit dem Fahrer automatisch anpassen, sodass das geforderte Planum mit weniger Überfahrten erzielt wird. Slope Indicate – ein weiterer Technologie-Baustein – zeigt die Quer- und Längsneigung der Maschine in Echtzeit an, sodass es für den Fahrer leichter wird, die Maschine auf der gewünschten Neigung zu platzieren und das Planum über mehrere Durchgänge konstant zu halten. Über den Monitor kann der Fahrer verfolgen, wie weit er von der vorgegebenen Neigung des Planums noch entfernt ist.

 

Wachsender Markt

Nichtsdestotrotz dominiert bei den Fortschritten eine zentrale Frage: Werden Baumaschinenfahrer nun arbeitslos, wenn sie nicht mehr hinter dem Steuer sitzen? Baumaschinenhersteller Caterpillar sagt, dass die bisherigen Tätigkeiten komplett umgekrempelt werden, weil Fahrer andere Aufgaben übernehmen – sie werden die autonomen Maschinen im Kontrollzentrum überwachen, Daten kontrollieren und müssen jederzeit korrigierend eingreifen können, um stets die volle Kontrolle über Schwergewichte mit weit über 230 Tonnen Nutzlast zu haben.

Laut der Studie „Mining Automation Market“ von Markets-and-Markets (TM) wird der Markt für die Ausrüstung von autonomem Über- und Untertagebauequipment voraussichtlich von 2,22 Milliarden US-Dollar im Jahr 2017 auf 3,29 Milliarden US-Dollar bis 2023 und von 2017 bis 2023 um 6,77 Prozent pro Jahr wachsen. Schlüsselfaktoren wie der steigende Bedarf an Arbeitskräften führen dazu, dass der Markt für autonome Bergbaumaschinen weiter an Fahrt gewinnen wird, so das Ergebnis der Untersuchung. Aber noch eine weitere Entwicklung befeuert den Trend der Automatisierung: der demografische Wandel in allen Industrieländern und die sich wandelnde Altersstruktur unter den Fahrern. Waren im Jahr 2000 laut dem Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung im deutschen Baugewerbe noch 32 Prozent der Erwerbstätigen 45 Jahre, so sind 2016 bereits 50 Prozent in dieser Altersstruktur. In zehn bis 15 Jahren wird ein Großteil dieser Fahrer in den Ruhestand gehen. Der sogenannte „war of talents“ wird noch größer für die Baufirmen.

Vor allem die laufenden Betriebskosten werden dabei den Ausschlag geben, autonome Systeme zu etablieren. Der Gedanke liegt nahe, dass in Zukunft Sattelzüge per Autopilot Sand, Schotter und Splitt auf die Baustellen bringen. Fahrerlose Steuerungssysteme versprechen weniger Unfälle und konstante Arbeitsabläufe. Denn monotones Fahren fördert die Übermüdung und damit kommt es eben zu Fehlern beziehungsweise Unfällen aufgrund von menschlichem Versagen, was Material- oder schlimmstenfalls Personenschäden nach sich zieht. Selbstständiges Steuern soll die Fahrer entlasten und zu einer höheren Sicherheit beitragen – dafür sorgt Hightech in Form von GPS, Kameratechnik, Radar und Software. Schwieriger sieht es im innerstädtischen Baustellenverkehr aus, wo Kipper aufgrund von Platzmangel mitunter zentimetergenau rangieren müssen, um Material abzuladen oder Aushub abzufahren. Hier werden führerlose Fahrzeuge an ihre Grenzen stoßen, glauben Fachleute, auch wenn heute schon Autos selbstständig einparken können.

Zeppelin Baumaschinen GmbH

www.zeppelin-cat.de

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