„Rohrleitungen – Transportmedium für Trinkwasser und Abwasser“

33. Oldenburger Rohrleitungsforum am 14. und 15. Februar in der Jade Hochschule

Anpassungsstrategien für leitungsgebundene Infrastrukturen an einen globalen Klimawandel, demographische Veränderungen sowie zunehmende Digitalisierungstendenzen stehen genauso im Fokus der Veranstaltung wie etwa „Nord Stream 2“ die Vorstellung eines Super-Projektes, bei dem es um die Installation einer Offshore Pipeline in der Ostsee geht.

Mit Blick auf die in den vergangenen Jahren immer häufiger auftretenden Starkregenereignisse und den Bilderbuch-Sommer 2018, der sich unter anderem mit Engpässen in der Wasserversorgung bemerkbar machte, greift das Forum Fragestellungen vor dem Hintergrund der Wetterentwicklung in Mitteleuropa und in Deutschland auf. Versorgungssicherheit ist jedoch bekanntermaßen nicht nur rund um die aktuelle Diskussion um einen globalen Klimawandel ein Brennpunktthema bundesdeutscher Netzbetreiber. Der Ende März dieses Jahres für 2030 angekündigte Ausstieg der Niederlande aus der europäischen Gasförderung bringt viel Bewegung in die nationale und internationale Gaswirtschaft. Auch dies sorgt für viel Gesprächsstoff auf dem Oldenburger Branchentreff.

Leitthema ein Volltreffer

Der Startschuss für die 33. Auflage des Oldenburger Rohrleitungsforums fällt wie in den beiden Vorjahren im Sitzungssaal des ehemaligen Oldenburger Landtagsgebäudes. In der Auseinandersetzung mit Themen wie „+ 2°: dann leidet auch die Trinkwasserinfrastruktur!“, „Was wird mit dem Wasser? – GESTERN.HEUTE. MORGEN“ und „Wasserversorgung in Zeiten extremer Wetterereignisse – Erkenntnisse aus dem Jahrhundertsommer 2018“ legen die Einführungsvorträge die Basis für die programmatische Vielfalt der beiden folgenden Veranstaltungstage, bei der ein Schwerpunkt diesmal auf dem Bereich Wasser liegen wird. „Damit haben wir mit Blick auf die aktuelle Entwicklung und die sich hieraus ergebenden Herausforderungen für die gesamte Branche einen inhaltlichen Volltreffer gelandet“, ist Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Vorstandsmitglied des Instituts für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e.V., Geschäftsführer der iro GmbH Oldenburg und Vizepräsident der Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth, überzeugt. „Das Leitthema 2019 „Rohrleitungen – Transportmedium für Trinkwasser und Abwasser“ ist durch die Wetterentwicklung in Mitteleuropa und in Deutschland im Jahr 2018 besonders aktuell geworden“, so Wegener weiter. „Der sehr lange und warme Sommer führte jedenfalls in einigen Gebieten zu erheblichen Ernteeinbußen in der Landwirtschaft, mancherorts gab es auch Beeinflussungen der Trinkwasserversorgung.“ Wegener verweist in diesem Zusammenhang auf Erfahrungen des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbandes (OOWV) oder aber auf die Vorkommnisse in der mittelhessischen Region Vogelsberg und die Stadt Ulrichstein, in der aufgrund der Trockenheit die Trinkwasserversorgung der Kernstadt nicht mehr sichergestellt werden konnte. Kurzzeitig wurde das benötigte Wasser mit Tankwagen geliefert und die Bevölkerung um sparsamen Verbrauch gebeten.

Fünf Handlungsstränge

Themen wie dieses stehen auf dem Forum an der Jade Hochschule in der Ofener Straße in Oldenburg 2019 im Blickpunkt. Wie gewohnt werden die Tagungsteilnehmer in Form von fünf thematischen Strängen durch die beiden Veranstaltungstage begleitet. Die Vorträge in Vortragsstrang 1 werden sich unter anderem mit Krisenmanagement, Planung, Bau und Betrieb von Netzen beschäftigen. Darüber hinaus geht es im Vortragsblock „Biologische Trinkwasserqualität“ um das neue Arbeitsblatt W 271 und revolutionäre Entwicklungen in der Rohrnetzpflege. Die zweite Vortragsreihe ist traditionell den Werkstoffen vorbehalten: Die verschiedenen Hersteller nutzen die Gelegenheit und stellen die neuen Entwicklungen aus ihren Unternehmen vor.

Karten werden neu gemischt

Beim dritten Vortragsstrang liegt ein Schwerpunkt auf dem Gas. Mit der Entscheidung der niederländischen Regierung bis zum Jahr 2030 komplett aus der Gasförderung auszusteigen werden die Karten auf dem europäischen Gasmarkt neu gemischt. Mit dieser richtungsweisenden Entscheidung reagiert man in den Niederlanden auf die Entwicklungen in der Provinz Groningen, direkt an der deutsch-niederländischen Grenze. Durch die exzessive Förderung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten dort der Boden abgesenkt. Rund drei Kilometer unter der Erdoberfläche wird der Druck in der vorhandenen Sandsteinschicht durch die Gasförderung stark abgesenkt. Dadurch werden die Gesteinsschichten zusammengedrückt und bauen entlang natürlicher Verwerfungslinien Spannungen auf, die sich in plötzlichen Verschiebungen entladen und die Erde beben lassen. Seit 1986 gab es in der Region Groningen mehr als 1.000 Erdbeben. In der Beendigung der Förderung sieht man in den Niederlanden den besten Weg, um die Sicherheit in Groningen sicherzustellen.

Umstellung von L-Gas auf H-Gas

Der geplante Paradigmenwechsel in den Niederlanden hat auch weit reichende Folgen für Deutschland, denn das Nachbarland ist bis dato eines der wichtigsten Gaslieferanten der Bundesrepublik. Fast fünf Millionen Haushalte in Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt nutzen niederländisches Erdgas - das entspricht immerhin 13 Prozent aller Haushalte in Deutschland. Eine Umstellung auf andere Bezugsländer ist nicht ohne Weiteres zu realisieren, denn in den Niederlanden wird L-Gas gewonnen. L-Gas (Low calorific gas) hat einen geringeren Methangehalt und damit einen geringeren Brennwert beziehungsweise Energiegehalt als das z.B. in Russland geförderte H-Gas (High calorific gas). Wegen des unterschiedlichen Brennwerts müssen die beiden Gasarten in getrennten Gasnetzen transportiert werden.

Diskussion im Café

Genau diesem Thema widmet sich auch die diesjährige Diskussion im Café. Wie kann die deutsche Gaswirtschaft auf die aktuellen Entwicklungen in den Niederlanden reagieren? Welche Handlungsoptionen gibt es? Kann Deutschland die Niederlande aus den Lieferverträgen entlassen? Was kann H-Gas bei der Versorgung von L-Gas-Kunden beisteuern? Unter dem Arbeitstitel „Wenn das Erdgas aus NL zur Neige geht ...“ werden die Teilnehmer an der Diskussion im Café möglicherweise die richtigen Antworten finden. Die Diskussion erfährt einen interessanten Auftakt durch einen Impulsvortrag, der sich u.a. mit den potentiellen Handlungsoptionen der deutschen Gaswirtschaft bei der Verwendung von H-Gas und L-Gas befasst.

Pipelines im Fokus

Mit „Nord Stream 2“ steht die Vorstellung eines Super-Projektes auf dem Programm, bei dem es um die Installation einer Offshore Pipeline in der Ostsee geht. Die Pipeline Nord Stream 2 soll nach Angaben des Nord-Stream-Konsortiums weitgehend parallel zur bereits bestehenden Nord Stream Pipeline verlaufen. Die beiden neuen Stränge sollen 55 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr zusätzlich in das Gebiet der Europäischen Union leiten. Baubeginn des nicht unumstrittenen Projektes war im Mai 2018, 2019 sollen die neuen Leitungen in Betrieb gehen. In diesem Zusammenhang sei auch auf die Europäische Gas-Anbindungsleitung (EUGAL) verwiesen, die die deutsche und europäische Erdgasversorgung ebenfalls stärken soll. Sie wird auf einer Länge von rund 480 Kilometern von der Ostsee durch Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bis in den Süden Sachsens und von dort über die Grenze in die Tschechische Republik verlaufen. Bereits Ende 2019 soll der erste Leitungsstrang der EUGAL fertiggestellt sein.

Zur besten Sendezeit

„Mit Referaten aus dem Fachgebiet des kathodischen Korrosionsschutzes, dem neuen Bauvertragsrecht sowie über internationale und nationale Leitungssanierungsprojekte haben es weitere aktuelle Themen auf einen Platz zur besten Sendezeit geschafft“, merkt Prof. Wegener an. Grabenlose Verlegetechniken stehen ebenso im Fokus der vierten Vortragsreihe wie Synergien bei Zertifikaten für den Leitungsbau. Der fünfte und letzte Vortragsstrang führt mit Beiträgen über Building Information Modeling (BIM), moderne Betriebsführung, Assetmanagement oder Cybersicherheit den digitalen rote Faden der letzten Foren weiter fort. Langjährige Klassiker wie Fernwärme und Schweißtechnik bilden den thematischen Schlusspunkt des Forums am Freitagnachmittag.

Die komplette Welt des Rohrleitungsbaus

Wie immer im Februar in Oldenburg finden neben den genannten Vorträgen auch eine Vielzahl anderer spannender und aktueller Themen aus der Rohrleitungswelt Eingang in die Programmvielfalt des Oldenburger Rohrleitungsforums – und das nicht nur im fachlichen Rahmen an der Fachhochschule, sondern auch beim „Ollnburger Gröönkohlabend“ in der Weser-Ems-Halle, der den ersten Veranstaltungstag traditionsgemäß beschließt. Die Veranstalter rechnen mit mehr als 3.000 Besuchern aus dem In- und Ausland, die gemeinsam mit rund 350 Ausstellern und etwa 130 Referenten und Moderatoren die Jade Hochschule an der Ofener Straße in Oldenburg für zwei Tage zum Mittelpunkt der Tiefbaubranche machen werden.

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