Präzisionsbauteile
aus Beton

Mithilfe von Betonfertigteilen entsteht das neue Stadtquartier
ERPHO-Bogen in Münster

Nur 1300 Meter vom Münsteraner Domplatz entfernt, entsteht in zentraler Lage ein ambitioniertes Wohnbauprojekt: der ERPHO-Bogen. 240 Wohnungen umfasst das innerstädtische Neubauprojekt, das von Oktober 2016 bis März 2017 übergeben werden soll.

Möglich wurde dies, weil der vormalige Nutzer und Besitzer des Geländes, die Firma Winkhaus, ihren Produktionsstandort in ein nahegelegenes Industriegebiet verlagerte. Keine zwei Kilometer vom Prinzipalmarkt entfernt wurde somit ein 14.200 Quadratmeter großes Grundstück frei. Das citynahe Quartier mit 208 Wohneinheiten wird von CM-Immobilien in Münster realisiert, für die Entwurfsarchitektur zeichnet sich das Büro Maas und Partner, Münster, und das Büro Ingo Meyer aus Telgte verantwortlich. Als Generalunternehmer sorgt die Oevermann Hochbau GmbH NL Münster für die Umsetzung der Pläne.

Wohnquartier mit Infrastruktur

Mit der modernen Wohnbebauung für unterschiedliche Zielgruppen kommt neues Leben in den Stadtteil. Denn wo bis vor kurzem noch Schließtechnik hergestellt wurde, entstehen jetzt Studentenapartments, Seniorenwohnungen, Stadtvillen und barrierefreie Eigentumswohnungen. Neben den Wohnungen, die ausschließlich an private Käufer aus Münster und dem Münsterland veräußert werden, wird es auf dem Areal eine Bäckerei mit Café, Arztpraxen, eine Kita, eine Seniorenwohngruppe und Büros geben. In der neuen Tiefgarage ist Platz für 160 Fahrzeuge.

Präzisionsbauteile aus Beton

Um den sehr eng gesteckten Zeitplan für die Fertigstellung des neuen Wohnquartiers einhalten zu können, setzte man bei Oevermann auf eine Kombination aus Betonfertigelementen und Kalksandstein Planelementen. Nach Gründung der insgesamt elf Bauteile folgte ein Untergeschoss aus Doppelwand-Elementen. Hierfür kamen Syspro Doppelwandelemente der B. Lütkenhaus GmbH aus Dülmen zum Einsatz. Die Syspro Doppelwand besteht aus zwei werksseitig hergestellten Betonfertigteilplatten mit dazwischenliegendem Ortbetonkern. Die beiden Fertigteilplatten sind durch Gitterträger miteinander verbunden. Im Endzustand wirken Fertigteilplatten und Ortbeton gemeinsam wie ein monolithisch hergestellter Querschnitt. Deshalb können für die Syspro Doppelwand im Endzustand die Schnittgrößen genauso berechnet werden wie für gleiche Wände aus Ortbeton. Mit der industriellen Vorfertigung ergeben sich enorme Zeitvorteile. Die erforderlichen Wände werden in einem optimal auf den Bauablauf abgestimmten Raster gefertigt und angeliefert. Aufwändige und zeitintensive Schalungsarbeiten vor Ort entfallen. Individuell für jedes Objekt angefertigten Montagepläne unterstützen die schnelle, sichere und zuverlässige Montage auf der Baustelle.

Doppelwandelemente für die Weiße Wanne

Aufgrund des Grundwasserspiegels war eine Ausbildung der Untergeschosse als Weiße Wanne zwingend vorgegeben. Idealerweise sind die beidseitig mit schalungsglatten Wänden hergestellten Doppelwandelemente im Kellerbereich auch als „Weiße Wanne“ ausführbar. Ähnlich wie bei einer Weißen Wanne aus Ortbeton werden hierbei die dichtende und tragende Funktion des Betons genutzt.

Jedoch ist Beton an sich nicht wasserdicht, sondern wasserundurchlässig. Deshalb reicht der Einsatz eines wasserundurchlässigen Betons nicht aus, um eine Weiße Wanne herzustellen. Damit ein Bauwerk aus Ortbeton tatsächlich dauerhaft wasserdicht ist, sind weitere Bedingungen wie z.B. die Formänderungen aus Schwinden oder aus der Abkühlung zu berücksichtigen. Beide Vorgänge können je nach Rahmenbedingungen zu Rissen führen. 
Zur Handhabung der Rissbildung in wasserundurchlässigen Bauteilen nutzt man zwei grundsätzliche Maßnahmen oder kombiniert beide. Jedoch lässt sich die Rissbildung durch diese Maßnahmen nicht vermeiden. Deshalb gehören die in der Praxis auftretenden Risse, die anfänglichen Undichtigkeiten wie auch das nachträgliche Schließen zur anerkannten Bauweise der Weißen Wanne. Risse sind deshalb nicht als „Mangel“ zu bezeichnen, müssen jedoch entsprechend behandelt werden, um die Dichtheit des Bauteils sicherzustellen.

Deutliche Vorteile bei den Fertigelementen

Bei einer Weißen Wanne aus Syspro-Doppelwandelementen gelten aufgrund der monolithischen Wirkungsweise ebenfalls die beschriebenen Grundsätze. Jedoch treten aufgrund der Herstellungsweise weniger Risse auf. Denn zunächst werden die beiden Schalen der Doppelwandelemente wasserundurchlässig und mit geringen Wassereindringtiefen produziert. Das Erhärten des nachträglich auf der Baustelle verfüllten Ortbetonkerns führt zu keinerlei Rissbildungen in den Schalen. Damit besitzt das Bauteil großflächig einen sehr hohen Feuchteschutz. Gleichzeitig kann der Ortbetonkern wegen der Schutzfunktion der Schalen zwangfrei und daher schonend d.h. praktisch ohne Rissbildung erhärten. Damit sind Risse aus Zwangbeanspruchung nur im Bereich der Elementfugen denkbar. Diese Risse sind im Vergleich zum Ortbeton wegen der geringeren Abbindewärme vernachlässigbar klein.

Spezielle Fugendichtung

Um die für das gesamte Bauteil notwendige Dichtheit sicherzustellen, werden die Elementfugen sowie die Sohlplatten-Wandfugen zusätzlich mit einem im Kern liegenden Fugenblech abgedichtet. Die speziellen Fugenbleche mit Beschichtung verbinden sich zu 100% wasserdicht mit dem Frischbeton. Zugleich werden alle senkrechten Stöße der Doppelwandelemente als Sollbruchstellen ausgebildet. Dadurch besteht keine wie im Ortbeton bekannte unkontrollierte Rißgefahr. Mit der Fugendichtung wird die Weiße Wanne aus Syspro-Doppelwandelementen bis zu 10 m Wassersäule dicht.

Optimierte Baustellenlogistik und Zeitvorteil

Bei der Erstellung der Untergeschosse beim Neubau des ERPHO-Bogens in Münster machte man sich die Summe der Vorteile einer Weißen Wanne aus Syspro® Doppelwandelementen zu Nutze. Aufgrund der engen Verhältnisse auf der Baustelle wurden die optimal segmentierten Doppelwandelemente entsprechend des Bauablaufes angeliefert und eingebaut. Die komplette Baustellenlogistik war damit planbar und auf die reine Montagezeit reduziert. Nach dem Ausbetonieren des Kerns mit Ortbeton konnte sofort mit den Vorarbeiten für die Geschossdecken begonnen werden.

Vorgefertigte Elementdecken

Auch hierfür lieferte die B. Lütkenhaus GmbH mit den Syspro-Elementdecken vorgefertigte Präzisionsbauteile aus Beton. Die Syspro-Elementedecke besteht aus einer bewehrten Betonfertigteilplatte mit statisch mitwirkender Ortbetonschicht. Die individuell für jedes Objekt optimal segmentierten Betonfertigteilplatten enthalten die für die Montagesteifigkeit erforderliche biegesteife Bewehrung in Form von Gitterträgern sowie die für die Montage und den Endzustand notwendige Biegezugbewehrung in Längs- und Querrichtung.

Dank der objektbezogenen Vorfertigung können Elektrodosen, Durchstanzbewehrung, Ankerschienen und andere Einbauteile problemlos integriert werden. Nach dem Erhärten des Ortbetons verhält sich die Decke wie eine monolithisch hergestellte Stahlbetondecke. Dabei wird durch die aufgeraute Oberfläche der Fertigteilplatte sowie durch die integrierten Gitterträger die kraftschlüssige Verbindung von Fertigteilelement und Ortbeton sichergestellt. Nach Abschluss aller vorbereitenden Arbeiten wurden die Syspro-Elementdecken „just-in-time“ auf die Baustelle des ERPHO-Bogens in Münster angeliefert und direkt verlegt. Aufgrund der weiteren produktspezifischen Vorteile wie hohe Maßgenauigkeit, geringerer Schalungsaufwand und witterungsunabhängiger Montage konnten in kurzer Zeit die benötigten Deckenflächen hergestellt werden.

Ideal für den engen Zeitplan

Der Einsatz industriell vorgefertigter Präzisionsbauteile aus Beton in hoher und kontinuierlich überwachter Qualität hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Erstellung des Rohbaus bei Neubau des ERPHO-Bogens in Münster weitgehend im dafür vorgesehenen Zeitfenster realisiert werden konnte. Neben der präzisen Herstellung sorgte auch die enge Zusammenarbeit zwischen den planenden Stellen der Oevermann Hochbau GmbH und den Experten der B. Lütkenhaus GmbH für einen weitgehend reibungslosen Ablauf.

Bernhard Lütkenhaus GmbH

www.luetkenhaus.com

www.syspro.de

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