Patentrezept für den Denkmalschutz

Heppenheimer Villenviertel mit idealer Lösung

Die einen hassen es, die anderen lieben es: Kopfsteinpflaster als Straßenbelag wirkt optisch attraktiv, kann aber auch Nachteile bedeuten: aufwendige Verlegung, schlechte Begehbarkeit und vor allem die geringe Belastungsfähigkeit sind Planern und Bauherren schon lange ein Dorn im Auge. Dennoch gab es in denkmalgeschützten Stadtvierteln bisher kaum eine Alternative zu Naturstein. Die Folge sind zahlreiche defekte Straßenbeläge, die unschön geflickt wurden und hohe Aufwendungen für kostspielige Sanierungsmaßnahmen nach sich ziehen können.

In der Stadt Heppenheim hat man nun bei der Sanierung eines denkmalgeschützten Villenviertels eine gute Lösung gefunden, bei der die attraktive Optik eines Kleinpflasters mit den Vorteilen eines gut begehbaren und belastbaren Betonpflasters verbunden wird. Als die Verantwortlichen der Stadt an der Bergstraße beschlossen hatten, die Ernst-Ludwig-Straße zu sanieren, war den Fachleuten von vorne herein klar, dass in diesem Quartier nur ein Pflasterbelag in Frage kommt, denn das Viertel mit den Metzendorf-Villen steht komplett unter Denkmalschutz. Die Messlatte für das zu verwendende Pflastermaterial hing jedoch sehr hoch, denn die etwa 190 m lange Straße weist ein erhebliches Gefälle auf und wird nicht nur von den PKW der Anwohner, sondern auch von Müllautos und Möbelwagen regelmäßig befahren. Diese üben Scher- und Schubkräfte auf den Straßenbelag aus, denen einzeln verlegte Steine nicht lange standhalten würden. So wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, wann hier wieder erste Schäden auftreten. Deshalb suchte die Stadt Heppenheim nach einem Belag, der einerseits alle optischen Kriterien an den Denkmalschutz erfüllt, andererseits aber auch in der Lage ist, die Verkehrsbelastungen aufzunehmen und gleichmäßig in die Tragschichten weiterzuleiten.

Natursteinpflaster ist hoher
Belastung nicht gewachsen

Seit langem bekannt und bewährt bei den Heppenheimer Stadtplanern ist das System CombiStabil aus der Einstein-Pflasterfamilie. Rund um den Bahnhof, in diversen Neubaugebieten und bei verschiedenen Sanierungsmaßnahmen kam dieses System bereits mit Erfolg zum Einsatz. Dank der D-Punkt-Fugensicherung dieses Steinsystems findet hier eine optimale Kraftübertragung zwischen den Steinen statt. Die zur regelmäßigen Aufnahme von Verkehrsbelastungen notwendige Fuge wird systembedingt stets eingehalten - die Elastizität der Pflasterdecke bleibt damit dauerhaft erhalten.

Dennoch: Für die denkmalgeschützte Ernst-Ludwig-Straße war dieses Pflaster aus rein optischen Gründen nicht zu gebrauchen. Zu deutlich wäre zur erkennen gewesen, dass Naturstein durch Beton ersetzt wird. Deshalb war man froh, dass genau zu diesem Zeitpunkt das neu entwickelte Segmentbogenpflaster mit CombiStabil-Technologie aus dem Hause Pfenning Marktreife erlangt hatte. Dieses patentierte System mit dem Namen ArcoStrada verbindet die attraktive Optik eines in Segmentbögen verlegten Kleinpflasters mit den Vorteilen eines Vollverbundpflasters.


Der Trick mit der Scheinfuge

Optisch scheint ArcoStrada – genau so wie ein herkömmliches Naturstein-Segmentbogenpflaster – aus vielen einzelnen unterschiedlichen Einzelsteinen zu bestehen. Was man nicht sieht: In Wirklichkeit setzt sich das neue Segmentbogenpflaster aus nur 10 unterschiedlichen Steinelementen zusammen. Die verblüffende Optik der Einzelsteine wird dadurch erzielt, indem zwei bis vier aneinander geformte Kleinsteine durch ausreichend tiefe Scheinfugen optisch voneinander getrennt werden. Winkelsteine bilden den Übergang zum angrenzenden Bogen. Um die Verlegung der 10cm dicken Steine so einfach wie möglich zu machen, sind alle Steine mit seitlichen Markierungen an den Radiusaußenseiten versehen – so kommt keine Verwechslung auf. Das beste daran: Dank der CombiStabil-Verbundtechnologie eignet sich das neue Systempflaster für Flächen bis Bauklasse III. Auch farblich steht das neue Betonpflaster einem Natursteinpflaster in nichts nach. Die vielen Farb- und Oberflächenvarianten sehen echten Porphyr-, Basalt- oder Granitpflastern zum Verwechseln ähnlich. Dank eines speziellen Produktionsverfahrens wirken die Steine mit ihren leicht gebrochenen Kanten nicht nur farblich, sondern auch oberflächlich wie echte Natursteine.

Mit Abschluss der Baumaßnahme im Frühjahr 2011 ist sich die Gemeinde Heppenheim sicher, nun ein gutes Patentrezept für den Denkmalschutz in der Stadt gefunden zu haben. Ein Beweis dafür liegt bereits vor, denn die Baumaßnahmen für ein weiteres Objekt mit diesem Pflastersystem in der Hermannstraße haben bereits begonnen.n

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 08-09/2017 Platzgestaltung mit Segmentbogenpflaster aus Beton in Mannheim

Passt zum historischen Stadtbild

Bereits seit über 10 Jahren diskutieren die Seckenheimer Bürger über eine Umgestaltung des „Planken“ – wie der Rathausplatz im Volksmund genannt wird. Es besteht der Wunsch, den bisher fast...

mehr
Ausgabe 04/2016

Stabiles Bogenpflaster für Weinbaugemeinde

In der Verbandsgemeinde Monsheim wurde eine grundlegende Sanierung zahlreicher Straßen in der Ortsgemeide Flörsheim-Dalsheim dringend notwendig. Asphalt schied aus optischen Gründen von vorne...

mehr
Ausgabe 06/2014 SCHÄDEN AN PFLASTERFÄCHEN DAUERHAFT VERMEIDEN

Pflasterflächen: Die Kunst der Fugen

Dipl.-Ing. Detlev Schröder, Aachen Erfahrungen zeigen jedoch, dass es immer wieder zu Schäden an Pflasterflächen kommt, die ärgerliche und kostenintensive Reparaturen nach sich ziehen. Eine der...

mehr
Ausgabe 08/2014 BETONPFLASTER

Neues Pflaster vor Möbelhaus

Immer wieder samstags folgen zehntausende von Kaufbegeisterten dem unwiderstehlichen Radioslogan: „Möbel Inhofer ist in – in Senden“ und fallen mit ihren Autos in das Gewerbegebiet „In der...

mehr
Ausgabe 10/2020

Marktplatz mit großem Format

Gau-Heppenheim saniert Marktplatz mit speziellem Pflastersystem
Nach der Sanierung wirkt der Platz mit den gro?formatigen Steinen ruhig und harmonisch.

Dass dieser Trend nun auch bei der Sanierung von Flächen im ländlichen Raum angekommen ist, verdeutlicht das Beispiel der Sanierung des Marktplatzes im rheinland-pfälzischen Gau-Heppenheim. Hier...

mehr