Neue Norm bei Energiemanagement-Zertifizierung

Worauf Unternehmen achten müssen

Neue Nachweispflichten der energiebezogenen Leistung und erweiterte Ansprüche an Messtechnik und Dokumentation – die DIN ISO 50001:2018 stellt höhere Anforderungen an das Energiemanagement

Die TÜV NORD Akademie zeigt, wie sich Unternehmen am besten darauf vorbereiten und aus Risiken Chancen machen können. In weniger als einem Jahr, ab dem 21. Februar 2020, werden sich Audits zur Erst-/Rezertifizierung und Überwachung von Energiemanagementsystemen nur noch auf der Grundlage der ISO 50001:2018 durchführen lassen. Ab 21. August 2021 verlieren dann alle Zertifikate des DIN EN ISO 50001:2011-Standards ihre Gültigkeit. „Der Umstellungszeitraum ist verglichen mit dem anderer Normen sehr kurz und bedingt konsequentes Handeln“, betont Dirk Gremmel, Referent bei der TÜV NORD Akademie und Geschäftsführer der Ingenieur- und Unternehmensberatung uniconsult aus Hannover.

Die neue Norm stellt höhere Anforderungen an das Energiemanagement als bisher. Unternehmen müssen nunmehr ihre energiebezogene Leistung gegenüber einer Ausgangsbasis (Energy Baseline EnB) nachweisbar und fortlaufend verbessern und durch Zertifizierungsgesellschaften überprüfen lassen. Zusätzlich unterscheidet die Norm zwischen „statischen Faktoren“ wie tageslichtunabhängige Beleuchtung, Dauer und Anzahl von Schichten oder Hallengröße und „relevanten, dynamischen Variablen“ wie Produktionsmengen und Außentemperatur mit Einfluss auf den Energieverbrauch für die wesentlichen Energieeinsätze (SEU: Significant Energy Use). Des Weiteren müssen sich Unternehmen bereits bei der Planung ihres Energiemanagementsystems Gedanken über Chancen und Risiken von externen und internen Einflüssen wie Politik, verfügbarer Technik oder Interessen von Eigentümern und Mitarbeitenden machen. „Nur wer alle Risiken kennt, kann etwas dagegen unternehmen und so Chancen für ein besseres Energiemanagement schaffen“, erklärt Gremmel.  
Im ersten Schritt müssen sich Unternehmen damit beschäftigen, wie und welche Daten sie erheben müssen. Deshalb sollten sie sich auch mit den Normen ISO 50006 und ISO 50015, die sich mit Methoden der Datenerhebung befassen, und der ISO 50003, die Anforderungen durch das Zertifizierungsaudit beschreibt, beschäftigen. Weiterhin können digitale Lösungen wie intelligente Mess- und Regelkonzepte bei der Erhebung und Kontrolle von Daten hilfreich sein.

Neben höheren Anforderungen bietet die ISO 50001:2018 aber auch Chancen für Unternehmen. Mit der Neustrukturierung gemäß der High Level Structure (HLS) ergeben sich Überschneidungen zu anderen Managementsystemen. Dank gleicher Kerntexte und Grundanforderungen, zum Beispiel zum Kontext des Unternehmens und zum Chancen- und Risikomanagement, lassen sich Synergieeffekte optimal nutzen, Ressourcen effizienter einsetzen und Prozesse verschlanken.

Unternehmen, die ein Energiemanagementsystem einführen, tragen nicht nur aktiv zum Klimaschutz bei, sie sparen auch Kosten. „Durch genaue Kennzahlen lassen sich wichtige Erkenntnisse zu den Energieflüssen gewinnen und weiteres Energieeinsparpotenzial erkennen“, erklärt TÜV NORD Akademie-Referent Dirk Gremmel. „Zusätzlich können sich Unternehmen für eine erfolgreiche Umsetzung der Norm zertifizieren lassen.“ Für größere Unternehmen besteht die Möglichkeit, auf der Grundlage eines funktionsfähigen und zertifizierten Energiemanagementsystems entsprechende Steuererstattungen oder Befreiungen zu beantragen. Kleine und mittelständische Unternehmen können sich Energieberatungsleistungen über ein Förderprogramm des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bezuschussen lassen. Außerdem werden bestimmte Effizienztechnologien ebenfalls über BAFA-Programme gefördert.

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