Mit Sicherheit zum Ziel

Erneuerung einer Abwasserdruckleitung aus Asbestzement in Berlin Tegel

Enge Platzverhältnisse, Umweltschutzauflagen und widrige Wetterverhältnisse -  Herausforderungen, die die Märkische Rohrleitungs­ und Anlagenbau GmbH & Co. KG mit der Frisch & Faust Tiefbau GmbH jetzt erfolgreich gemeistert hat.

In unmittelbarer Nähe zum Berliner Flughafen Tegel sollte im Auftrag der Berliner Wasserbetriebe eine Abwasserdruckleitung DN 1000 zur Verbesserung der Entsorgungssicherheit erneuert werden. Die zu ersetzende Leitung bestand aus rund 1.500 Meter Asbestzementrohren und rund 300 Meter Stahlrohren und wurde durch duktile Gussrohre bzw. Stahlrohre ersetzt. Für den Ausbau der Asbestzementrohre musste ein spezielles Entsorgungskonzept entwickelt und beim Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit angemeldet werden. Da sich die Leitungstrasse im Bauschutzbereich des Flughafengeländes befindet, wurde die gesamte Baumaßnahme vom Sicherheitsdienst des Flughafens begleitet. Die Märkische Rohrleitungs­ und Anlagenbau GmbH & Co. KG, bereits seit 1994 Mitglied im Rohrleitungsbauverband, verfügt für diese anspruchsvolle Aufgabe über die notwendige Expertise und Erfahrung. Die Frisch & Faust Tiefbau GmbH ist ebenfalls seit 1994 ­Mitglied im rbv.

Beengte Platzverhältnisse im Landschafts-

schutzgebiet 

Die Erneuerung der Abwasserdruckleitung erfolgte teils in offener und teils in geschlossener Bauweise in zwei Abschnitten. Bevor jedoch mit dem Ausbau begonnen werden konnte, musste die alte Leitung außer Betrieb genommen werden. Zur Vorflutsicherung entschieden sich die Wasserbetriebe für die Errichtung einer oberirdisch verlegten Bypassleitung als Interimslösung. Die weiteren vorbereitenden Maßnahmen betrafen die Herstellung einer rund 1,8 Kilometer langen und vier Meter breiten Baustraße sowie die Errichtung von ökologischen Schutzmaßnahmen.

Der Leitungsgraben mit einer Breite von 2,2 Meter verlief direkt neben der Baustraße. Die Grabensicherung erfolgte mit Holzverbau- bzw. mit Verbausystemen. Am Rand befanden sich eine 110­ kV­-Stromleitung sowie eine Gasleitung. Zusätzlich wurde der Baubereich auf der einen Seite vom Zaun des Flughafengeländes und auf der anderen vom Wald begrenzt. Alles in allem stand den Arbeitern nicht viel Platz zur Verfügung. Besonders die Fertigkeiten der Maschinenführer waren gefragt.

Gesundheitsschutz geht vor

Der Ausbau der Asbestzementrohre erfolgte besonders behutsam, da eine Beschädigung der Rohre vermieden werden musste. Hierbei wurden die Rohre in einem Stück ausgebaut. In den Fällen, in denen es nicht möglich war, wurden die Rohre mit einem hydraulischen Rohrknackgerät getrennt. Hierbei wurden Schutzmaßnahmen nach der Technischen Regel für Gefahrstoffe (TRGS 519) als auch nach dem Gesundheitsschutz eingehalten: Die Rohre wurden bewässert und Schutzanzüge und Schutzmasken angelegt.

Da die Gesundheits-­ und Umweltgefährdung eine Zwischenlagerung der Asbestzementrohre im Baustellenbereich nicht erlaubten, wurden die Rohre nach dem Ausbau mit einer Folie eingeschlagen und zur Verladestelle transportiert. Für die Entsorgung kamen nur zertifizierte, qualifizierte Transportunternehmen infrage. Insgesamt wurden 690 Tonnen Asbestzementrohre abtransportiert und fachgerecht entsorgt.

Verlegung der Guss­- und Stahlrohre

Für die Erneuerung der Leitungsbereiche aus Asbestzement fiel die Wahl auf duktile Gussrohre mit Tonerde­Zementmörtel-­Auskleidung, die mit einer Baulänge von sechs Metern zum einen gut zu handhaben sind und zum anderen durch eine Steckmuffen-Verbindung ohne Schweißarbeiten längskraftschlüssig verbunden werden. Nach Zusammenschieben zweier Gussrohre wurden gusseiserne Verriegelungssegmente durch eine Öffnung in der Muffe im Rohrscheitel in die Schubsicherungskammer der Muffe eingeschoben, über den Rohrumfang verteilt und zusätzlich mit einem außenliegenden Spannband gesichert. Innerhalb der Rohrverbindung stützen sich die gusseisernen Elemente gegen eine umlaufende Schweißraupe am Rohrspitzende ab. Durch die gerundete Gestaltung der Schubsicherungskammer ist bei voller Druckbelastung in jeder Verbindung eine Abwinkelung der Rohre von bis zu 1,5 Grad möglich.

Die Stahlrohre kamen in den Bereichen zum Einsatz, in denen die Leitung bereits aus Stahlrohren bestanden hatte. Hierbei wurden die Stahlrohre DN 800 bei geraden Trassenabschnitten in die Stahlrohre DN 1000 mithilfe einer Seilwinde eingezogen. Gelagert waren die neuen Rohre auf so genannten Gleitkufen. Bei Abwinkelungen verlegten die Arbeiter die Stahlrohre im offenen Graben und verschweißten diese. Die Anlieferung der Rohre erfolgte mit Sattelfahrzeugen, die in den Bauabschnitten entlang der Trasse entladen wurden.

Zu Unterbrechungen kam es, wenn die Maschinen und Geräte betankt werden mussten. Da sich der Baubereich in der Wasserschutzzone IIIA und IIIB befand, erfolgte das Tanken in bis zu fünf Kilometer Entfernung. Zwei Mal in der Woche musste daher die Maßnahme für je zweieinhalb Stunden unterbrochen werden. Darüber hinaus mussten während der Bauzeit Schutzmaßnahmen getroffen werden, um Verschmutzungen zu vermeiden. Hier kamen Ölwannen und Ölbinderollen zum Einsatz.

Bauzeit um sechs Wochen unterschritten

Eine weitere Erschwernis waren die Wetterbedingungen. Stürme und Regenfälle weichten die Zuwegung auf. Auch hier bewährte sich die Auslegung mit Stahlplatten. Eine weitere Folge war, dass der Grundwasserspiegel anstieg. So wurden Absenkungen für den Aus-­ und Einbau der Rohre auch in Bereichen notwendig, wo sie im Rahmen der Planung nicht vorgesehen waren. Trotz all dieser Widrigkeiten wurde die geplante Bauzeit um sechs Wochen unterschritten. Das lag nicht zuletzt an der guten Koordinierung aller Beteiligten sowie am lösungsorientierten Umgang mit allen Problemen. „Der Bauherr war sehr zufrieden mit der Qualität und Termintreue“, erläutert Udo Porath, der für diese Erneuerungsmaßnahme verantwortlich war. „Auch die Kommunikation und die Zusammenarbeit mit den Behörden, dem Forstbetrieb, der ökologischen Baubegleitung, der Berliner Wasserbetriebe und dem Flughafen funktionierten sehr gut.“

Märkische Rohrleitungs- und Anlagenbau GmbH & Co.KG

www.mra.info

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