Kombination von Randstein und Entwässerung in einem Bauteil

Effiziente Fahrbahnentwässerung bei geringem Längsgefälle: Umfahrung Laa an der Thaya

Nahe der Stadtgemeinde Laa an der Thaya kam in einigen Abschnitten der B46, in denen das Längsgefälle sehr gering war, eine spezielle Fahrbahnentwässerung zum Einsatz: Das System hat eine Doppelfunktion als Rinne und Randstein.

Nach der Öffnung der Ostgrenzen hat die Stadtgemeinde Laa an der Thaya als Grenzstelle zwischen Österreich und Tschechien an Bedeutung gewonnen. Da das nördliche verbaute Gebiet unmittelbar an der Grenze liegt, war das Ortsbild häufig von rückstauenden Fahrzeugen geprägt, die auf ihre Zollabfertigung warteten. Durch den Wegfall einer Gewichtsbeschränkung vor dem Grenzübergang auf tschechischen Staatsgebiet und der Fertigstellung des ersten Abschnittes der A5 wurde ein starker Anstieg an Schwerverkehr prognostiziert. Daher verfolgte man eine großräumige Umfahrung des Stadtkerns im Zuge der B46. In einigen Trassierungsbereichen, in denen das Längsgefälle sehr gering war, kam eine spezielle Fahrbahnentwässerung zum Einsatz: Das System hat eine Doppelfunktion als Rinne und Randstein.

Ziele durch den Bau der B46 waren
eine Entlastung des bestehenden Straßennetzes in der Stadt Laa an der Thaya um bis zu 60% sowie eine deutliche Senkung des Unfallrisikos. Die gebündelten Verkehrsströme auf den Landesstraßen B und L wurden somit in eine neue Trasse verlagert. Mit der Projektierung des umfassenden Bauvorhabens wurde das Büro Kiener Consult ZT GmbH im österreichischen Klosterneuburg beauftragt. Die Umsetzung der ca. 4900 m langen Trasse erfolgte durch die ARGE Strabag-Alpine, wobei ca.
63 000 m³ Dammschüttung, ca. 21 340 t Asphalt sowie ca. 5300 m Kanalleitungen benötigt wurden. Die Bauzeit betrug 12 Monate und die Projektkosten beliefen sich auf rund 12,5 Mio. Euro. Alle Kreuzungen im Bereich der Umfahrung wurden als Kreisverkehre ausgebildet, wobei die begleitenden Güterwege ebenfalls angebunden wurden, um notwendige Querungen mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen zur Bewirtschaftung zu verhindern. Insgesamt waren drei Kunstbauten erforderlich: zwei Überführungen für die Querung von PKW, Fußgängern und Radfahrern sowie eine Brücke über den Thaya-Mühlbach. Insgesamt wurden 2000 m³ Beton, 280 t Bewehrungsstahl sowie 58 Bohrpfähle, mit je 10 m Tiefe für die Realisierung dieser Bauwerke benötigt. Die Kronenbreite beträgt im Regelfall 10,50 m und enthält im Wesentlichen zwei Fahrstreifen mit je 3,50 m, einen beidseitig befestigten Seitenstreifen mit 0,50 m, einen unbefestigten Seitenstreifen von 0,50 m sowie einen unbefestigten Außenstreifen von 0,75 m. Als Straßenaufbau der B46 wurden 20 cm Frostschutzschicht, 30 cm zementstabilisierte Tragschicht, 12 cm AC 32 Tragschicht und 3 cm AC 11 Deckschicht gewählt, was eine Gesamtstärke von 65 cm ergibt.

Umweltverträgliche Straßenentwässerung

Auflage der Behörde bei der wasserrechtlichen Genehmigung war, dass keine Oberflächenwässer der Straße über das Bankett ablaufen und versickern dürfen. Grund hierfür ist die Verunreinigung durch Streusalz und die damit verbundene Belastung der anstehenden Böden und des Grundwassers. Gelöst wurde dieses Problem durch die Herstellung eines Asphaltwulstes sowie von Einlaufschächten auf der wasserführenden Straßenseite. Das anfallende Wasser sammelt sich entlang des Wulstes und wird von den Abläufen aufgenommen. Von dort wird es über einen der zwei Begleitkanäle mit Retentionsfunktion – bei Nennweiten von 300 bis 2000 mm – zu einem dichten Absetzbecken geleitet. Zur Anwendung kamen zwei dieser Becken, die über einen Überlauf mit den zugehörigen Versickerungsbecken in Verbindung stehen. Das so anfallende Sickerwasser gelangt über eine Drosselstrecke in den Thaya-Mühlbach, welcher den Vorfluter bildet. Eine Drosselung der Einleitung ist erforderlich, da sich das im Oberflächenwasser gelöste Streusalz durch die Absetz- und Filterbecken nicht reduzieren lässt und dadurch die Belastung des natürlichen Gewässers gering gehalten werden kann.

Ableitung der Oberflächenwässer bei geringem Längsgefälle

Im gesamten Trassenverlauf wurde versucht, das Unterbauplanum auf Geländehöhe zu halten, um so einen möglichst bestandsnahen Ausbau zu ermöglichen und den Eingriff in die Natur möglichst gering zu halten. „Dieser geländeangepasste Ausbau brachte jedoch Bereiche mit einem Längsgefälle der Fahrbahn unter 0,5% mit sich, was besondere Vorkehrungen im Hinblick auf die Entwässerung erforderte“, so Ing. Oskar Mayer, Experte der Kiener Consult ZT GmbH, Klosterneuburg. Ursprünglich sollten diese Abschnitte mittels Einlaufgitter in einem befestigten Seitenstreifen anstelle des unbefestigten entwässert werden. Aufgrund des geringen Gefälles längs der Straßenachse wäre es notwendig gewesen, eine sogenannte Pendelrinne mit einer Breite von 1,0 m auszubilden. Prinzip dieser Entwässerungslösung ist es, bei nicht vorhandenen oder sehr geringen Längsneigungen künstliche Gefälle zu den Einlaufgittern hin auszubilden. Um den damit verbundenen hohen Arbeitsaufwand sowie die Errichtungszeit zu senken, entschied sich der Auftraggeber für den Einbau von insgesamt 1934 lfm des Aco KerbDrain 305 Entwässerungssystems. Die Verarbeiter bestätigen die Zeitersparnis: „Aufgrund der Kombination von Randstein und Entwässerungsrinne sowie dem geringen Bauteilgewicht war eine rasche Verlegung und somit die Herstellung einer optimalen Entwässerung binnen kürzester Zeit möglich“, so Dipl.-Ing. Verena Kreuzer, Bauleiterin der Strabag AG, Direktion AD – Verkehrswegebau, Bereich Weinviertel, Laa an der Thaya. Im Gegensatz zur ursprünglich geplanten Pedelrinne erfolgt somit kein oberflächennaher Abfluss entlang des Seitenstreifens, sondern eine stetige Ableitung der Niederschlagswässer unterhalb der Straßenoberfläche. Die Ableitung der gesammelten Wässer aus dem Rinnensystem erfolgt in Abständen von rund 30 m über Einlaufschächte, die direkt mit den Begleitkanälen in Verbindung stehen.

Zwei Funktionen – eine Lösung

Durch die Kombination aus Randstein und Entwässerung in einem Bauteil bieten die Aco KerbDrain Elemente eine wirtschaftliche und technisch einwandfreie Entwässerungslösung. Die anfallenden Wässer werden direkt über die Öffnungen aufgenommen, innerhalb des Stranges zu den Einlaufschächten geleitet und so aufstauendes Wasser an der Oberfläche vermieden. Damit ist eine kontinuierliche Entwässerung der Fahrbahn bei geringen Längsneigungen sichergestellt und die Gefahr von Aquaplaning kann erheblich reduziert werden. Das Programm umfasst die drei Bauhöhen 255, 305 und 480 mm, wodurch der Planer auf unterschiedliche hydraulische Bedingungen und Einbausituationen reagieren kann. Für die Anbindung an den Kanal stehen zwei Lösungen zur Wahl: ein direkter Anschluss über die Revisionselemente oder ein Anschluss über die KerbDrain Einlaufkästen. Beide Varianten bieten zudem die Möglichkeiten der einfachen Wartung und Inspektion des Systems.

Bei Verwendung in innerstädtischen Bereichen, wo ein Überfahren der Elemente erforderlich ist, zum Beispiel bei Zu- und Ausfahrten, bietet Aco passende Absenk- sowie Mittelsteine an. Auch in diesen Abschnitten ist ein Weitertransport der Wässer innerhalb des Systems möglich und es kommt zu keiner Blockade des Abflusses. Durch den bewährten Werkstoff Polymerbeton ist das Aco KerbDrain System hochstabil, rostfrei sowie frost-, tausalz- und chemikalienbeständig. Die monolithische, einteilige Bauform garantiert einen optimalen Schubfluss innerhalb des Querschnitts und gewährleistet so eine lückenlose Ableitung der auftretenden Kräfte über das Fundament in den Untergrund. Eine kreisrunde Vorformung unterhalb der Einlauföffnungen kann bauseits geöffnet werden und im Falle der späteren Aufbringung der Deckschicht für die temporäre  Bauzeitentwässerung bzw. für die Entwässerung von Drainasphalt verwendet werden. Aco KerbDrain Elemente für Radien runden das System ab und ermöglichen die Innen- bzw. Außenentwässerung von gebogenen Trassierungselementen wie zum Beispiel Kurven und Kreisverkehre.n

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