Azubi-Marketing und -Mentoring in der Kanalsanierung

Keine Not beim Nachwuchs

Fachkräftemangel? Fehlanzeige bei der Kanalsanierungsfirma Dommel: Das
Unternehmen hat erkannt, dass sich kompetente Fachkräfte am besten finden
lassen, wenn man sie selbst ausbildet.

Bundesweit sind die Mitarbeiter der Sanierungstechnik Dommel GmbH aus Hamm im Einsatz, um für ihre Kunden ein breites Spektrum an Kanalsanierungsleistungen zu erbringen. Das Unternehmen ist Teil der Unternehmensfamilie um die Bauunternehmung Bernhard Heckmann GmbH & Co. KG, welche derzeit in zehn verschiedenen Ausbildungsberufen insgesamt ca. 60 junge Menschen ausbildet.

Auf den Nachwuchs kommt es an

Die Sanierungstechnik Dommel bietet grabenlose Reparatur-, Renovierungs- und Erneuerungs-Verfahren für Abwassersysteme an, betreibt eine eigene Kanaldienstleitung und ist im „sanierungsbegleitenden“ Tiefbau gut aufgestellt. Auch durch dieses umfassende Leistungsportfolio sind die Sanierungsprofis auf zuverlässige und kompetente Fachkräfte angewiesen. Ein wichtiger Grund für das Kanalsanierungsunternehmen, die Ausbildung des Nachwuchses auf einer soliden Basis aufzubauen. Derzeit absolvieren sieben junge Männer hier ihre Ausbildung zur Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice.

Erste Impulse vor der Ausbildung

Um möglichst frühzeitig in Kontakt mit möglichen Kandidaten für eine Ausbildung zu kommen, betreibt die Unternehmensfamilie Heckmann ein intensives Azubi-Marketing. Hierzu greift das Unternehmen unter anderem auf die Möglichkeiten des Bauindustrieverbandes zurück. Angepasst auf die Unternehmensphilosophie hat man im Hause Heckmann zusätzlich auch eine eigene Ausbildungsbroschüre erarbeitet, welche einen kurzen Überblick in die verschiedenen Ausbildungsberufe der Unternehmensfamilie bietet.

Die Kanalspezialisten von Dommel profitieren zusätzlich von der Image-Werbung unter anderem durch den VDRK e.V., den Verband der Rohr- und Kanal-Technik-Unternehmen e.V. Dessen gezielt auf die Abwasserbranche abgestimmte Azubi-Broschüre soll einen
ersten Einblick in den Ausbildungsberuf „Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice“ vermitteln. Der jährliche Auftritt auf einer regionalen Bildungsmesse gehört ebenfalls zur selbst ernannten Pflicht.

In der Ausbildung geht es richtig los

Zu Beginn der Ausbildung stellt sich die Unternehmensfamilie nicht nur den neuen Azubis, sondern auch den Eltern im Rahmen einer jährlich stattfindenden Begrüßungsfeier vor. Zudem findet alle zwei Jahre ein Tag speziell für die Lehrlinge der Unternehmensfamilie statt.

Auf dem Programm stehen hierbei sowohl fachliche Dinge wie Werks- und Baustellenbesichtigungen als auch teambildende Aktivitäten wie z.B. Kanu-Fahren oder der Besuch eines Kletterparks. Gerade durch
solche Unternehmungen lernen sich Ausbilder und Auszubildende gegenseitig auch von einer anderen Seite kennen.

Als Ergänzung zum Berufsschulunterricht legt das Unternehmen besonderen Wert auf firmeninterne Schulungen. Hier haben sich zwei Ansätze besonders bewährt: Zum einen wird der Berufsschulunterricht durch gezielte Nachhilfe und Fachschulungen durch Facharbeiter und Meister abgerundet. Zum anderen findet zweimal im Jahr ein Azubi-Workshop im Hause Dommel statt, bei dem insbesondere solche Dinge näher betrachtet werden, die in der Baustellenpraxis aus Zeitgründen oft nicht detailliert genug behandelt werden können.

Arbeitssicherheit als wichtiger Faktor

Der Firma Dommel ist jedoch nicht nur eine hochwertige fachliche Ausbildung ist wichtig. Bei jungen Mitarbeitern mit wenig Berufserfahrung steht gerade in einem Kanalsanierungsunternehmen auch sicheres Arbeiten im Mittelpunkt. Denn
Arbeitssicherheit ist ein wichtiges Kriterium für potentielle
Auszubildende.

Schon 2010 führte der Kanalsanierungs-Fachbetrieb das Arbeitsschutzmanagementsystem AMS BAU der BG Bau ein und bewältigte auch das zweite Wiederholungsaudit vor kurzem erfolgreich. Die Unfallhäufigkeit und die 1000-Mann-Quote als Messgrößen für das Unfallgeschehen lagen auf den Dommel-Baustellen in den zurückliegenden Jahren in etwa auf dem Wert, der auch den Mittelwert der gesamten Bauindustrie darstellte. Ein Unfall-Schwerpunkt: Die Altersgruppe der unter 25-jährigen Mitarbeiter war überproportional betroffen. Auf der Suche nach Lösungsansätzen wurde das Unternehmen im August 2015 auf das Forschungsprojekt „Mentorenprogramm zur Verbesserung der Ausbildungsqualität und des gelebten Arbeitsschutzes auf Baustellen“ der des Lehr- und Forschungsgebietes Baubetrieb und Bauwirtschaft der Bergischen Universität Wuppertal aufmerksam. 

Mentoring zur Verbesserung der Ausbildungsqualität

Basierend auf der allgemeinen Beobachtung, dass in Handwerksbetrieben verschiedener Ausbaugewerke die Abbrecher-, Durchfall- und Unfallquote der Auszubildenden überdurchschnittlich hoch liegt, wurde von der Bergischen Universität Wuppertal ein Patenschaftsprogramm entwickelt, bei dem jedem Azubi ein Mentor in Form eines Gesellen zugeordnet wird. Der jeweilige Geselle ist für den ihm zugeordneten Azubi sowohl Ansprechpartner für alle ausbildungsrelevanten Belange als auch für die Vermittlung und Überprüfung der Rahmenplaninhalte zuständig. Dem Programm liegt bewusst ein einfaches Konzept zu Grunde. Es geht unter anderem darum, sich auf die Traditionen alter Familien-unternehmen zurück zu besinnen: Eine modernisierte Form einer Integration in die „Familie“.

Positive Erfahrungen mit dem Programm

Das Mentorenprogramm der Universität Wuppertal wurde entsprechend den teils höheren Anforderungen auf den Baustellen der Firma Dommel angepasst. Anschließend stellte die Projektleiterin der Bergischen Universität, Frau Melanie Hainz, das Konzept im Unternehmen vor. Man entschied sich zunächst einen Aushang zu machen, in dem sich interessierte Facharbeiter für das Mentorenprogramm eintragen konnten. Hierbei zeigte sich eine große Resonanz im Kreise der Facharbeiter, so dass jedem Azubi mit Beginn des aktuellen Ausbildungsjahres am 01.08.2016 ein Pate zur Seite gestellt werden konnte. In einem ersten Workshop mit den Paten wurden zunächst zentrale Fragen behandelt und über eine detailliertere Umsetzung des Programms auf dem firmeneigenen Bauhof und den Sanierungsprojekten diskutiert. Hierbei wurden auch schon sehr konkrete Themen, wie die Optimierung der
Ladungssicherung oder das Arbeiten in begehbaren abwassertechnischen Anlagen, behandelt.

Derzeit werden in der Universität Wuppertal die im Workshop
behandelten Themen aufgearbeitet und ein auf das Unternehmen angepasstes Konzept entwickelt. In weiteren Workshops sollen die Resultate vorgestellt und das Programm noch breiter im Unternehmen integriert werden.

Erste Erfolge schon messbar?

Auch wenn die Umsetzung des Patenprogrammes gerade erst begonnen hat, scheinen sich bereits die ersten Erfolge einzustellen. Seitdem das Thema Arbeitssicherheit auch im Rahmen des Mentorenprojekts bei Dommel noch intensiver diskutiert wurde und gleichzeitig die aktuellen Unfallzahlen über eine Infotafel bei der morgendlichen Abfahrt der Kolonnen am Bauhof visualisiert wurden, haben sich die Unfallzahlen bereits reduziert. Die Unfallhäufigkeit und die 1000-Mann-Quote konnten im Kalenderjahr 2016 bereits signifikant gegenüber den Vorjahren gesenkt werden. Bei diesen Kennzahlen liegt das Kanalsanierungsunternehmen nun deutlich unter den Vergleichswerten der Bauindustrie.

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