REGENWASSERBEHANDLUNG

Fertigteile für Regenklär­becken

In Thüringen zwischen Lipprechterode und Kleinbodungen wurden Anfang 2014 zwei Regenklärbecken als geschlossene Anlagen mit FBS-Rechteckprofilen ausgeführt.

Regenklärbecken haben die Funktion, Regenwasser, welches auf Grund seiner stofflichen Belastung durch Verschmutzungen der abflusswirksamen Flächen nicht direkt in ein Gewässer eingeleitet werden kann, zu behandeln. Sie sind Bauwerke, die dazu dienen, Niederschlagswasser von darin enthaltenen Stoffen, die nicht wasserlöslich sind, zu befreien. In der Regel werden Regenklärbecken offen ausgeführt. In einer Art „Schwimmbecken“ setzen sich dabei die nicht wasserlöslichen Stoffe am Boden ab und das von dieser Schmutzfracht befreite Regenwasser wird in ein Gewässer oder das Kanalnetz eingeleitet. Da diese offenen Becken jedoch oft mit vielen Nachteilen verbunden sind, suchen Planer im Bereich der Wasserwirtschaft immer wieder nach Alternativen, die eine längere Lebensdauer und einen wirtschaftlicheren Betrieb ermöglichen. Ein gutes Beispiel zeigen die beiden neu erstellten Regenklärbecken in Thüringen zwischen Lipprechterode und Kleinbodungen, die Anfang 2014 als geschlossene Anlagen mit FBS-Rechteckprofilen ausgeführt wurden.

Offene Anlage nicht geeignet

Im Rahmen der Sanierung der L1011, einer Zubringerstraße zur A 38 von Göttingen nach Leipzig, wurden vom Straßenbauamt Thüringen zwei Regenklärbecken in offener Bauweise beauftragt. Jörg Zimmermann, Zweigniederlassungsleiter der Kemna Bau Andreae GmbH & Co KG Nordhausen, die den Zuschlag für den Auftrag erhielten, schildert die Gründe, warum jedoch ein offenes Regenklärbecken hier keine optimale Lösung gewesen wäre: „Schwieriger Baugrund und hohe Grundwasserstände boten keine optimalen Voraussetzungen für eine offene Anlage. Außerdem wäre der Bau eines offenen Klärbeckens sehr zeit- und kostenintensiv geworden. Offene Becken sind auch grundsätzlich starken klimatischen Schwankungen, wie Frost und Hitze, unterworfen. Diese hohen Belastungen können die Lebensdauer und Funktionsfähigkeit dieser Anlagen stark beinträchtigen“, so Zimmermann.

Bauweise mit vielen Vorteilen

Da man bereits bei früheren Projekten sehr gute Erfahrungen mit Fertigteilen aus Beton gemacht hat, war dies hier eine mögliche Alternative für das Bauunternehmen. Zimmermann erklärt: „Geschlossene Anlagen aus Beton-Rechteckprofilen bieten gegenüber der offenen Bauweise zahlreiche Vorteile: So entfällt z.B. die Gefahr von Frostschäden. Ein geschlossenes Becken aus Rechteckprofilen ist das ganze Jahr über funktionsfähig, da die Anlage nicht einfrieren kann. Auch Verschmutzungen durch Laub, Äste oder Gräser werden weitestgehend verhindert. Ein Verkrauten, wie es bei offenen Anlagen oft der Fall ist, wird damit ausgeschlossen. Es fallen nur Sedimente an, die über das geschlossene Leitungssystem eingetragen werden. Die Reinigung erfolgt kostengünstig und zeitsparend mittels Saugwagen. Eine aufwändige Säuberung per Hand entfällt.“ Doch nicht nur durch die verbesserte Reinigung reduzieren sich die Betriebskosten. Auch die Pflege der Außenanlage wird auf ein Minimum reduziert, denn Mäharbeiten im Böschungsbereich sind nicht erforderlich. Alle diese Eigenschaften tragen zu einer deutlich höheren normativen Nutzungsdauer bei. Zimmermann: „Mit 80 Jahren ist diese doppelt so lang wie bei einem klassischen offenen Klärbecken.“

Ökologische Aspekte

Neben den rein ökonomischen Vorteilen spricht aber auch aus ökologischer Sicht viel für geschlossene Klärbecken: Kleintiere, Vögel und Insekten gelangen nicht in die Anlage. So kommen sie auch nicht mit Verunreinigungen durch Öl, Kraftstoffe oder andere Gefahrenstoffe in Kontakt. Durch den unterirdischen Einbau fügen sich geschlossene Anlagen zudem wesentlich besser in das Landschaftsbild ein.

Die Alternative: Rechteckprofile

aus Stahlbeton

Diese Gründe überzeugten auch Projektleiter Jens Herwig vom Straßenbauamt Nordthüringen. Gemeinsam mit der Kemna Bau entschied man sich daher für den Einsatz von Rechteckprofilen der Firma Berding Beton. Diese können durch besondere Bauteil-Verbindungen mit Langmuffe und Scherlast-Übertragungselement gegeneinander abgewinkelt werden. Stefan Gercke, Fachberater bei der Berding Beton GmbH erklärt die Vorteile dieser Bauteile: „Die Flexibilität dieser Verbindung reduziert die Baukosten erheblich. So kann auf eine Beton- oder Stahlbetonsohle verzichtet werden. In die Bauteilverbindung werden durch das Dichtungssystem keinerlei Rückstellkräfte eingetragen. Zeitaufwendig zu montierenden Spannschlossverbindungen werden überflüssig. Die Rechteckrohre aus Stahlbeton werden in den unterschiedlichen Abmessungen aus wasserundurchlässigem Beton hergestellt. Durch die Nutzung der Fertigbauweise sind die Einsatzbereiche sehr weitreichend. Unter anderem bieten Qualitäts- und Preisvorteile sowie kurze Montagezeiten viele Vorteile“, so Gercke. Für das erste Klärbecken wurden insgesamt 11 Rechteckrohre als Segmente zu einem Einzelbauwerk zusammengefasst. Das zweite Klärbecken besteht aus 20 Segmenten, die als Doppelanlage angeordnet sind. Jedes Segment hat dabei eine Länge von 2,65 m und ein Gewicht von knapp 24 t. Insgesamt besitzt das erste Bauwerk einen Maximalstau von 136,5 m3. Das zweite Bauwerk hat sogar ein Volumen von 325,0 m3. Beide Anlagen sind mit Tauchwand, Auslaufbauwerk und Abflussregler ausgerüstet. Eine Besonderheit stellt das Auslaufbauwerk 2 dar, da es gleichzeitig als Verbindungsbauwerk der zweisträngigen Anlage dient.

Schnelle Montage

Im Februar 2013 waren alle technischen Vorbereitungen abgeschlossen. Roy Steinacker, Bauleiter der KEMNA BAU, traf die letzten Vorbereitungen zur Montage: „Hilfreich war die von Berding Beton vorgeschlagene Montage-Technologie. Mittels innen liegend angeordneten Zugankern und handelsüblichen Kettenzügen konnten die Bauteile einfach zusammengefügt werden. So wurde die Montage von lediglich 4 Mitarbeitern durchgeführt.“ Das kleinere Klärbecken wurde an einem Tag – das größere Bauwerk an zwei Tagen - montiert.

Langfristige Sicherheit

Mit Abschluss der Baumaßnahme sind sich die Verantwortlichen sicher, hier eine gute Alternative zur offenen Bauweise gefunden zu haben. Vor allem in Punkto Wirtschaftlichkeit und Langlebigkeit wähnt man sich auf der sicheren Seite. Stefan Gercke erklärt: „Die hier verbauten Betonrohre entsprechen den FBS-Qualitätsrichtlinien und erfüllen damit den hohen Qualitätsanspruch der Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre. Dieser beinhaltet eine umfassende werkseigene Produktionskontrolle, die eine lückenlose Qualitätsüberwachung von den Ausgangsstoffen über die Herstellung bis zu den Endprodukten sicherstellt.

Jörg Zimmermann ergänzt: „Aber vor allem die halbjährliche Fremdüberwachung der FBS-Rohre durch bauaufsichtlich anerkannte Güteschutzgemeinschaften und Prüfinstitute gibt uns Verarbeitern die Sicherheit, dass wir hier eine geprüfte Qualität einbauen.“ Die Qualität der Rohre, die das FBS-Qualitätszeichen tragen, liegt weit über der Norm und sorgt damit für eine besonders lange Nutzungsdauer. Verantwortlich hierfür sind vor allem die guten Eigenschaften der FBS-Rohre in Punkto Dichtheit der Rohre und der Rohrverbindungen, der Tragfähigkeit, der Hydraulik und der Korrosionsbeständigkeit.⇥■

FBS – Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V.

www.fbsrohre.de

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