Delmenhorst – Sanierung von 45 Hausanschlüssen mit 87°-Bögen

FAS spielt ihre Vorteile aus

Delmenhorst – mit ca. 77 000 Einwohnern die zehntgrößte Stadt Niedersachsens – hat auf 62 km² ein Kanalnetz von ca. 565 km Gesamtlänge: davon ca. 302 km Schmutzwasser- und ca. 263 km Niederschlagswasserkanäle einschl. Druckrohrleitungen. Die insgesamt ca. 40.000 Schmutzwasser- und Niederschlagswasserhausanschlüsse gehören ebenfalls in die Verantwortung der Stadtwerke Delmenhorst GmbH (SWD), welche für den Bau, den Betrieb und die Unterhaltung des öffentlichen Kanalnetzes zuständig ist.

Zur Wiederherstellung der vollständigen Funktionsfähigkeit eines Teilstücks des Delmenhorster Abwassernetzes, entschied die SWD Gruppe 2008 im Bereich der Innenstadt 525 m Schmutzwasserhauptkanal DN 400 bzw. DN 450 mit dem Insituform-Schlauchlining-Verfahren zu sanieren. Der Kanal wies in diesem Abschnitt Undichtigkeiten mit zum Teil stark eindringendem Grundwasser sowie Risse auf. Ausschlaggebend dafür, dass nicht die offene Bauweise sondern die grabenlose Sanierung gewählt wurde, waren neben dem vorgefundenen Schadensbild die örtlichen Gegebenheiten: Der Schmutzwasserhauptkanal verläuft direkt unter der Fußgängerzone und liegt auf einer mittleren Tiefe von ca. 4,5 m unter OK Straße.

Beauftragt wurde außerdem die anschließende Sanierung von 45 Hausanschlüssen. Da im gesamten Stadtgebiet ein vergleichsweise hoher Grundwasserspiegel anzutreffen ist, ist es für diese Anschlussleitungen charakteristisch, dass sie im Hauptkanal auf 12 Uhr angeschlossen und von dort aus senkrecht auf einer Länge von ca. 1 – 2 m aufgeständert sind (um möglichst schnell aus dem Grundwasserbereich heraus zu kommen). Es folgt ein 87°-Bogen in die Waagerechte und von dort aus verläuft die Anschlussleitung mit meist weiteren Bögen zum jeweiligen Haus. Das Schadensbild hier: Ablagerungen, Undichtigkeiten sowie starke Muffenversätze im direkten Anschluss an die 87°-Bögen, da oftmals die angeschlossenen Rohre abgesackt waren. Aufgrund der Vielzahl an Ver- und Entsorgungsleitungen im Bereich der Fußgängerzone, konnten bei den Hausanschlussschächten größtenteils nur Uponorschächte DN 300 gesetzt werden. Diese wurden für die Wasserhaltungsarbeiten während der Sanierungsmaßnahme benötigt.

Die äußeren Bedingungen dieser Baustelle waren „wie gemacht“ für die Sanierung der Hausanschlussleitungen mittels der ferngesteuerten Anschlusssanierungs-Technik (FAS).

Besonderheit des Verfahrens ist der Einsatz aus dem nicht begehbaren Hauptkanal heraus in die Anschlussleitung hinein. Die Renovierung von Seitensträngen kann ohne das Vorhandensein von Revisionsöffnungen durchgeführt werden. Das FAS-Formstück aus korrosionsbeständigem Synthesefaserfilz wird auf der Baustelle entsprechend dem Einbindewinkel des Anschlusses und der gewünschten Einbautiefe angefertigt und unter Vakuum mit Epoxydharz imprägniert. Danach erfolgt die Vormontage auf einem Einbaumodul, wobei das Schlauchende in einen nach innen gestülpten Kalibrierschlauch gesteckt wird. Das Modul wird unter Verwendung einer TV-Kamera und Lasertechnik vor dem zu sanierenden Seitenanschluss positioniert. Anschließend wird das Formstück mit Hilfe des Kalibrierschlauches mit Druckluft in den Anschlusskanal hineingestülpt. Die Druckluft wird schließlich durch heißes Wasser ersetzt, welches im Kalibrierschlauch zirkuliert und das Formstück unter dem Anpressdruck des Stützschlauches in kurzer Zeit härtet. Die Übergänge laufen ohne Kantenbildung aus.
Problematisch waren allerdings die schon erwähnten 87°-Bögen bzw. die dahinter abgesackten Rohre, da der Liner im Außenbogen genau vor diesen Muffenversatz läuft. Doch Dank der mehr als zehnjährigen Erfahrung und dem KnowHow der Insituform-Anlagen-Crew, konnten letztendlich die meisten der 45 Anschlüsse auch durch diese Bögen hindurch saniert werden.

Streng überwacht wurden während des gesamten Projekts die Vorgaben der SWD und des Ordnungsamtes bzw. der Verkehrsbehörde: Anwohner, Geschäftsbetriebe des Einzelhandels sowie Fußgänger minimal zu beeinträchtigen und sicher an den Baustellen vorbeizuführen. Es wurde z. B. vorgeschrieben, alle vorbereitenden Arbeiten für den Hauptkanal und die Anschlussleitungen gemeinsam innerhalb weniger Tage abzuwickeln. Auch musste die Maßnahme zwingend im Frühjahr/Frühsommer durchgeführt werden, um die Auswirkungen auf die Außengastronomie so gering wie möglich zu halten.

Das enge Zeitfenster für Konfektionierung, Einbau und Härtung mit der FASAnlage beschränkte den Aufwand für Baustellenabsperrung und Aufrechterhaltung der Vorflut auf ein Minimum. Trotz der teilweise großen technischen Herausforderungen, konnten die 45 Hausanschlüsse in nur vier Wochen saniert werden.

Fazit: Aufgrund des hervorragenden Zusammenspiels aller Beteiligten und Dank der ausgereiften ferngesteuerten Anschlusssanierungs-Technik (FAS), können die Delmenhorster auch in diesem Jahr wieder uneingeschränkt den Sommer
auf den Terrassen in der Fußgängerzone genießen.n

www.insituform.de

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