Dauerhafte und belastbare Pflasterflächen: Grundregeln der Verarbeitung

Auch nach 20 Jahren gut in Form

Das Verlegen von Pflastersteinen ist ein weit verbreitetes Verfahren, wenn es um die Befestigung von Flächen geht. Ob in Fußgängerbereichen, auf Pkw-Stellflächen, auf Privatgrundstücken oder in befahrenen Bereichen: Pflastersteine sind von wenig belasteten bis hin zu hoch belasteten Segmenten im Straßen- oder sogar Schwerlastverkehr einsetzbar. Umso wichtiger ist dann jedoch eine sachkundige Verarbeitung. Und auch für Pflasterflächen mit geringerer Belastung gilt: Dauerhaft Freude daran hat nur, wer die Grundlagen der fachgerechten Pflasterverlegung berücksichtigt. Dann werden auch Straßen in Pflasterbauweise nach 20 Jahren noch gut aussehen.

Pflastersysteme bieten neben einem breiten Gestaltungsspielraum auch vielfältige Funktionalitäten. Durch die stetige Entwicklungsarbeit der Betonsteinindustrie sind heute Pflaster auf dem Markt, die sich auch zur Befestigung stärker beanspruchter Flächen eignen. Aufgrund bedeutender Fortschritte im Bereich der Verlegetechnik lassen sich viele Pflastersysteme inzwischen maschinell einbauen und sind damit auch für die Befestigung größerer Flächen interessant. Darüber hinaus wurden spezielle Betonpflaster konzipiert, die durch ihre Dicke und durch spezielle verschiebesichernde Maßnahmen in stark belasteten Bereichen eingesetzt werden können. Alle genannten Faktoren führten dazu, dass die Flächenbefestigung mit Pflaster auch für Straßen immer beliebter wurde.

Einige Kommunen, die im Zuge der Innenstadtberuhigung ihre für den Kfz-Verkehr freigegebenen Straßen mit Pflaster befestigen ließen, klagen allerdings heute über den zum Teil desolaten Zustand der Pflasterflächen. Vermeiden lassen sich derartige Schadensfälle durch eine gründliche Planung im Vorfeld und eine ordnungsgemäße Verarbeitung der eingesetzten Produkte. Auf den Lithonplus Infotagen 2010 in Aschaffenburg gab Michael Reitzel, Bauingenieur und Geschäftsführer eines gleichnamigen Ingenieurbüros in Groß-Zimmern, einen Überblick über die Grundlagen der fachgerechten Pflasterverlegung. In seinem Vortrag fasste er die Erfahrungen aus gut 20 Jahren Pflasterbau zu einem eindringlichen Plädoyer zusammen: Treten Schäden an Pflasterbelägen auf, liegt das nicht in der Bauweise selbst begründet. In aller Regel treten Schäden als Folgen von Ausführungs- oder Planungsmängeln auf.
Wie man es besser machen kann und was dabei besonders zu beachten ist, verdeutlichte Reitzel anhand der nachfolgend aufgeführten Punkte.

Der korrekte Aufbau beginnt beim Untergrund

Voraussetzung zur Erstellung einer dauerhaft stabilen Pflasterfläche ist eine gründliche Vorbereitung des Untergrundes. Schäden, die sich später an der Pflasteroberfläche zeigen, können schon beim Beginn der Arbeiten verursacht werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zunächst eine entsprechende Verdichtung (Ev2 mindestens 45 MN/m²). Bereits bei der Anlage des Planums, also der untersten Schicht, bis zu der das Erdreich ausgehoben wird, ist auf eine planebene Grundfläche und auf ein Gefälle von mindestens 2,5 Prozent zu achten. Das Gefälle ist notwendig, damit das einsickernde Oberflächenwasser abfließen kann. Häufigste Fehlerquelle ist hier ein allzu leichtfertiger Umgang mit Feuchtigkeit. Bei feuchtem Boden ist eine Planumsentwässerung unbedingt notwendig. Wenn sich die Feuchtigkeit auf diese Weise nicht beseitigen lässt, müssen andere Lösungen gesucht werden. Das kann bedeuten, den Boden auszutauschen oder ein Flies unterzulegen. Auf jeden Fall sollte schon hier eine Abnahme der Schicht stattfinden, so dass die Qualität der Arbeit für alle Beteiligten offen liegt.

Frostschutz- und Tragschicht

Bei der Anlage der Frostschutzschicht ist ebenfalls die korrekte Verdichtung gemäß der Bauklasse Grundvoraussetzung. Die Frostschutzschicht muss unbedingt wasserdurchlässig sein und dauerhaft bleiben. Deswegen sollte auf Recycling-Material verzichtet werden, da dieses mit der Zeit zerbröseln und hart wie Beton werden kann. Die Wasserdurchlässigkeit büßt es in einem solchen Fall ein. Die über der Frostschutzschicht liegende Tragschicht hat die Aufgabe, die auf die Pflasterung ausgeübten Kräfte aufzunehmen. Sie muss diese so an den Untergrund ableiten, dass es zu keiner dauerhaften Verformung kommen kann. Entscheidendes Kriterium ist hier, dass die Tragschicht vollkommen eben angelegt wird. Zudem muss sie sorgfältig verdichtet werden, damit die später aufgebrachte Bettung nicht in die Tragschicht eindringen kann. Das verwendete Material sollte dauerhaft wasserdurchlässig sein, um zu vermeiden, dass sich Wasserschichten zwischen Tragschicht und Bettung bilden. Das Gefälle der Tragschicht ist Grundlage für das Gefälle der fertigen Pflasterung. Es sollte mindestens 2,5 Prozent betragen.

Die Bettung

Auf die Tragschicht folgt der Einbau der Pflasterbettung. Sie dient als Auflager für die Pflastersteine und wird in der Regel mit einer Schichtdicke von 3 bis 5 cm eingebaut. Hier gilt allerdings: „Weniger ist mehr.“ Sie darf auf keinen Fall stärker als 5 cm werden, da sich sonst unter Verkehrsbelastung Spurrillen bilden können, die Bettung wird durch die Belastung ungleich komprimiert. Anzustreben ist eher eine Dicke von 3 cm, da die Schicht so unter Belastung weniger stark verdichtet wird und damit stabiler bleibt. Als Material eignet sich auch ein Granulat, bei dessen Verwendung gute Erfahrungen gesammelt wurden. Voraussetzung für eine möglichst dünne Bettung ist allerdings, dass die verwendeten Pflastersteine mit sehr geringen Maßtoleranzen gefertigt werden. Ansonsten reichen 3 cm eventuell nicht mehr aus, um diese Maßtoleranzen auszugleichen. Das ist allerdings kein Argument für eine dickere Bettung. Im Hinblick auf die Stabilität des Gesamtsystems sollten stattdessen die entsprechenden, maßhaltigen Pflastersteine gewählt werden.
Wichtigste Fehlerquelle ist eine nicht ebenmäßige Tragschicht. Eine Abweichung von 2 cm ist schon zuviel. Spurrillen oder eine Absenkung des Belags können die Folge sein.

Das Pflaster

Um keine unliebsamen Überraschungen zu erleben, sind die Pflastersteine in der Regel gemäß der Bauklasse auszuwählen. Auch die Steinformate sollten entsprechend berücksichtigt werden. Wichtig ist zudem der Verband, der die Kraftabtragung innerhalb der gesamten Fläche gewährleisten soll. Bei mäßiger Befahrung hat sich beispielsweise eine Diagonalverlegung bewährt, die durch die größere Verteilung der Auflagefläche der Bereifung eine bessere Lastabtragung ermöglicht. Wichtig ist wieder, dass die einzelnen Steine möglichst geringe Maßtoleranzen aufweisen, wie es beispielsweise bei den Pflastersystemen von Markenherstellern wie Lithonplus der Fall ist. Die Fugenbreite ist mit einem Abstand von 3 bis 5 mm optimal bemessen. Sind Abstandhalter vorhanden, müssen auch sie vom Nachbarstein getrennt sein. In jedem Fall ist eine Verlegung ohne Fugen, komplett zu vermeiden, da sich sonst Folgeschäden in Form von Kantenabplatzungen und Steinverschiebungen einstellen. Für den Fugenabstand gilt im obigen Rahmen: „Mehr ist besser, wenn es um die Dauerhaftigkeit der Arbeiten geht.“

Die Fugenfüllung

Michael Reitzel vertritt die Ansicht, dass die verlegte Fläche gemäß dem Baufortschritt verfugt werden sollte. Zumindest ist sicherzustellen, dass zum Ende des Tages alle Fugen geschlossen sind. So kann sich die Fläche nicht mehr verschieben. Nach dem Abrütteln ist die Fläche einzuschlämmen, damit das Fugenmaterial sicher eingetragen wird.

Dieser Arbeitsschritt wird am besten mit dem Besen ausgeführt und gegebenenfalls bis zum Fugenschluss wiederholt. Die Praxis, dem nächsten Regen das Einschlämmen zu überlassen, schafft mit Sicherheit die Voraussetzungen für spätere Bauschäden. Um einen ordentlichen Fugenschluss gewährleisten zu können, müssen die Fugen zudem breit genug sein.

Die Randeinfassung

Wird als Einfassung ein Bordstein gesetzt, sollte er durch eine Rückenstütze aus Beton befestigt werden. Auch hier sind ein entsprechender Frostschutz sowie Bewegungsfugen zu berücksichtigen. Zudem sollte ein ausreichender Überstand eingeplant werden, der das Abfließen des Niederschlagswassers über den Rinnstein sicherstellt.

Generelle Fehlerquellen

Eine häufig zu findende Praxis ist der Einsatz verschiedener Bau- und Subunternehmer. Um daraus resultierende Fehler ausschalten zu können, sollte die Erstellung der einzelnen Schichten getrennt abgenommen werden. Führen, wie häufig üblich, Subunternehmer nur die Bettung und Pflasterschicht aus, ist es besonders wichtig, darauf zu achten, dass die Schnittstelle zwischen Tragschicht und Bettung eben angelegt wird. Verlässt man sich nur auf die Ebenheit der Pflasterfläche, können sich unter Belastung erhebliche Verformungen und Unebenheiten bilden, die ihre Ursachen im nicht mehr sichtbaren Bereich haben. Folge ist dann die Suche nach dem „Schuldigen“.

Fazit

Die „Regeln des Pflasterbaus“ zeigen: Die ordnungsgemäße Anlage von Pflasterflächen ist eine Aufgabe für Profis. Auch wenn das Pflastern für Laien immer wieder propagiert wird. Der Pflasterbau verlangt ein entsprechendes Fachwissen und setzt den ordnungsgemäßen Umgang mit den Materialien voraus. Das ist im privaten Bereich nicht anders als im öffentlichen Bereich, auch wenn die Folgen hier oft nicht so stark ins Gewicht fallen wie bei öffentlichen Projekten. Werden alle Vorgaben entsprechend umgesetzt, ist eine Pflasterfläche eine gute Alternative – erst recht nach 20 Jahren.n

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