DEUTSCHER SCHLAUCHLINERTAG 2013

Das Anwendungsspektrum wird breiter

Am 11. April 2013 ist es soweit: Im Congress Centrum in Würzburg findet der diesjährige Deutsche Schlauchlinertag statt. „Am Elften die Elfte“ – bei der eher rheinisch geprägten Sprachspielerei stimmen Datum und Veranstaltung eher zufällig überein. Allerdings macht die Neuauflage ebenso wie die Zahl der Anmeldungen deutlich, dass das Interesse an dem jährlich stattfindenden Kongress ungebrochen ist.

Der Deutsche Schlauchlinertag gilt als eine führende Fachveranstaltung in Deutschland. Diesen Ruf hat er sich in den letzten Jahren erarbeitet. Veranstaltern und Sponsoren ist es gelungen, ein heterogenes Publikum mit durchaus unterschiedlichen Interessen auf eine gemeinsame Sache einzuschwören – im Sinne von Verfahren und Produkt. Mit stets interessanten und aktuellen Themen sowie mit hochkarätigen Referenten, die zu den anerkannten Fachleuten ihrer Branche zählen. Die Veranstaltung macht auch deshalb Appetit auf mehr, weil sie sich neben vielen anderen positiven Aspekten als Forum etabliert hat, auf dem nicht nur aktuelles Know-how vermittelt wird, sondern auch kritische Töne willkommen sind. Wie in den Jahren zuvor werden Sponsoren und Unternehmen aus der Sanierungsbranche in diesem Jahr die Gelegenheit nutzen, Auftraggebern, Planern und Netzbetreibern ihre Dienstleistungen und Produkte zu präsentieren und ihren Beitrag zur aktuellen Diskussion rund um das Thema Schlauchliner leisten. Neben einer thematischen Einführung gehören Schwerpunkte wie die Entwicklungen im Regelwerk, die Auseinandersetzung mit Qualitätsaspekten sowie einer fachgerechten Sanierungsplanung und qualifizierten Ausschreibung ebenso zum geplanten Vortragsprogramm in Würzburg wie die Vorstellung von Kostenvergleichsrechnungen oder neuen Anwendungsbereichen und die Diskussion über ein „heißes Eisen“ wie die Grundstücksentwässerung.

Handeln ist gefragt

Deutschlands Abwasserkanäle sind in weiten Teilen sanierungsbedürftig. Die von der DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. und anderen Institutionen geschätzte Nutzungsdauer von 80 Jahren für neu gebaute Abwasserleitungen und -kanäle ist vielfach überschritten. „Kommunen investieren zwar notgedrungen, aber das reicht vielfach nicht, um die Abwassernetze dauerhaft in Ordnung zu halten“, macht Dr.-Ing. Igor Borovsky von der Technischen Akademie Hannover deutlich, der den Deutschen Schlauchlinertag organisiert. Die Liner-Technologie hat hier eine Lücke gefüllt, indem sie mit leistungsstarken Verfahren für nachhaltige Sanierungsergebnisse sorgt. Das belegen auch die Ergebnisse der DWA-Umfrage zum Zustand der Kanalisation in Deutschland (2009): Der Anteil der Kanalerneuerung durch Neuverlegung geht nach und nach zurück, grabenlose Verfahren laufen der offenen Bauweise inzwischen den Rang ab. Erkennbar ist, dass Netzbetreiber zunehmend auf die Behebung der Schäden in den Kanälen setzen. Dies kann durch die Verbesserung der Funktionsfähigkeit des Kanals (Renovierung) oder durch die Behebung von örtlich begrenzten Schäden (Reparatur) geschehen. „Bei den Renovierungsverfahren nehmen Reliningverfahren inzwischen die absolute Spitzenstellung ein“, weiß Borovsky. „So wurden geschätzte 80% aller renovierten Abwasserkanäle in den letzten Jahren mit den unterschiedlichen Schlauchliningtechniken saniert.“

Enorme Einsatzvielfalt

Vor allem die enorme Vielfalt der Technologie in punkto Material und Einbauverfahren bei zugleich wirtschaftlich günstigen und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten haben zu dieser Entwicklung beigetragen – bei der Renovierung des öffentlichen Kanalnetzes ebenso wie bei der Sanierung privater Entwässerungssysteme. Hinzu kommt: Das Material ist für den Einbau in verschiedene Werkstoffe geeignet und kann mittlerweile auch in größeren Nennweitenbereichen eingesetzt werden. Dabei werden flexible mit Reaktionsharzen getränkte Schlauchträger in die zu sanierende Haltung eingebracht und ausgehärtet. Durch unterschiedliche Aushärteverfahren wie Warmwasser-, UV- Licht- oder Dampfhärtung erfolgt eine Reaktion zu einem statisch tragfähigen, biegeweichen Kunststoffrohr. Die unterschiedlichen Verfahren zeichnen sich dadurch aus, dass in der Regel keinerlei Aufgrabungen im Bereich der zu sanierenden Haltungen nötig sind. „Ein Konzept, das die Auftraggeber überzeugt – vor allem in puncto Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit“, erklärt Dipl.-Ing. Franz Hoppe, Hamburg Wasser, einer der Gründerväter des Deutschen Schlauchlinertages. „So sind die Kosten, die im Gegensatz zu einer Neuverlegung für eine Sanierungsmaßnahme aufzubringen sind, meist deutlich geringer“ so Hoppe weiter. „Zudem können die notwendigen Arbeiten in kurzer Bauzeit ausgeführt werden und die Unterbrechung der Abwasserentsorgung ist in der Regel innerhalb von Stunden erledigt.“ Auch die Beeinträchtigungen für den Fußgänger- und Straßenverkehr halten sich in akzeptablen Grenzen. Ein Umstand, der zu einem deutlich reduzierten CO2-Ausstoß beiträgt. Nicht zuletzt verfügt der sanierte Leitungsabschnitt wieder über eine wesentlich erhöhte Lebensdauer.

Hohes Qualitätsniveau

Fast alle Produkte der Hersteller und auch die vorgesehene Qualitätssicherung der eingebauten Schlauchliner sind mittlerweile auf einem hohen technischen und qualitativen Niveau. Ein Ergebnis, das auch der LinerReport 2011 vom IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH widerspiegelt. „Alles in allem kann festgestellt werden, dass Schlauchliner im Jahr 2011 ein hohes Qualitätsniveau erreicht haben“ – so das positive Fazit. Für die Erstellung des seit 2003/2004 jährlich erscheinenden Reports werden Liner und Verfahren unter Labor- und Praxisbedingungen auf Herz und Nieren geprüft. Beim letzten Report waren dies rund 2.100 Schlauchlinerproben, die auf Baustellen entnommen und in der IKT-Prüfstelle für Schlauchliner hinsichtlich der Kennwerte E-Modul, Biegefestigkeit, Wanddicke und Wasser-Dichtheit untersucht und mit den Sollwerten aus den DIBt-Zulassungen bzw. den Sollwerten der Hersteller verglichen wurden. Die Ergebnisse sollen den Netzbetreibern solide und verlässliche Informationen über Stärken und Schwächen der am Markt angebotenen Produkte liefern – so der Ansatz. Allerdings finden die Ergebnisse erfahrungsgemäß nicht nur ungeteilte Zustimmung, sondern sorgen regelmäßig für Zündstoff und durchaus kontroverse Diskussionen.

Kritische Auseinandersetzung bringt alle weiter

Aber auch das ist typisch für die Auseinandersetzung mit dem Produkt Schlauchliner: Trotz der seit Jahren anhaltenden Erfolgsgeschichte scheiden sich in mancherlei Hinsicht nach wie vor die Geister. „Zwar gibt es mittlerweile die verschiedensten Regelwerke auf internationaler und nationaler Ebene und fast alle Hersteller und Verfahrensanbieter können auf eine bauaufsichtliche Zulassung verweisen“, erläutert Hoppe, „dennoch gibt es immer wieder mal Enttäuschungen über das fertig gestellte Produkt.“ Woran liegt das? „Fehler werden oft schon in der Planung, in der Ausschreibungs- und in der Überwachungsphase gemacht“, ist Hoppe sicher. Es ist eben nicht ausreichend, Ansprüche an Hersteller und Auftragnehmer zu stellen, sondern es ist gleichermaßen wichtig, diese Ansprüche im Bauvertrag und schon vorher in der Ausschreibung ausreichend zu definieren. Auch darin stimmen die Beteiligten überein: Eine Sanierungsmaßnahme verlangt nach Know-how. Spezialwissen von Auftraggebern und Bauüberwachern ist ebenso gefragt wie das der ausführenden Unternehmen. Eine Sanierungsmaßnahme kann nur dann gelingen, wenn das nötige Fachwissen vorhanden ist, und wenn Auftraggeber, Ingenieurbüro und Auftragnehmer letztendlich Hand in Hand zusammenarbeiten. Erfolgreiche Kanalsanierung ist ohne konsequente Qualitätssicherung von der Kanaluntersuchung bis zur Ausführung nicht möglich. Besonderes Augenmerk ist auf die Definition von Anforderungsprofilen, das Vergabeverfahren, die Bauüberwachung sowie die Qualitätskontrollen zu legen. Genauso wichtig ist die gezielte Auseinandersetzung mit Parametern wie Kosten, Verfahren und Techniken.

Höher, dicker, schneller

Und hier können Auftraggeber und Netzbetreiber mittlerweile aus einer Vielfalt an Verfahren und Produkten wählen. Diese werden von den Anbietern der Schlauchlinertechnologie sukzessive weiterentwickelt und verfeinert. So geht die Tendenz hin zu größeren Nennweiten. Zum Beispiel bei den lichtaushärtenden Verfahren. Höher, dicker, schneller lauten die Ansprüche an die Technik, wenn es darum geht, verfahrensrelevante Rahmenbedingungen und materialtechnische Parameter in Einklang zu bringen. Je größer die Nennweite, desto dicker der Schlauch. Und umso dicker der Schlauch, desto mehr Energie ist nötig, um den Liner aufzustellen und auszuhärten lautet die Gleichung. Doch irgendwann ist die Belastungsgrenze von Folie und Schlauch natürlich erreicht. Auch in den kleinen Nennweitenbereichen tut sich was. Etwa im Bereich der Wiedereinbindung von Schächten und Hausanschlüssen. Trotz der kontroversen Diskussion über das Für und Wider der Dichtheitsprüfung und dem momentanen Status in Nordrhein-Westfalen ist das Thema Sanierung von Grundstücksentwässerungsleitungen ein Marktsegment, das aufgrund der vielfältigen Verfahrensvorteile der Linertechnologie noch großes Entwicklungspotential verspricht. Auf der anderen Seite besteht gerade bei der Einbindung von Hausanschlussleitungen in den Sammler und den teilweise immer noch nicht optimalen Lösungen durchaus noch Handlungsbedarf auf Seiten der Hersteller. Mit diesem Spannungsfeld werden sich gleich mehrere Referenten in Würzburg beschäftigen, unter anderem mit Beiträgen über die Dichtheit von Grundstücksentwässerungsanlagen und den politischen und technischen Rahmenbedingungen der Grundstücksentwässerung.

Auf diese Weise werden die Teilnehmer am 11. Deutschen Schlauchlinertag auch in diesem Jahr erfahren, was machbar ist – fachlich gut aufbereitet und auf den Punkt gebracht. Unter der Moderation von Prof. Volker Wagner von der Hochschule Wismar sind unter anderem Beiträge von Referenten geplant, die in Ministerien und Landesämtern, an Hochschulen, bei kommunalen Auftraggebern und Ingenieurbüros oder in Unternehmen tätig sind. Eine gelungene Mischung, die für genügend Diskussionsstoff sorgen wird – hierin sind sich Igor Borovsky und Franz Hoppe einig.

Technische Akademie Hannover e.V.

Dr.-Ing. Dipl.-Math. Igor Borovsky

www.ta-hannover.de

www.schlauchliner.de

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