Brückensanierung mit Höchstdrucktechnik

Mit Höchstdrucktechnik lassen sich Brücken präzise und schnell sanieren – ohne dabei Erschütterungen am Bauwerk auszulösen.

Ein großer Teil der 39.000 Brücken in Deutschlands Autobahn- und Bundesstraßennetz ist älter als 40 Jahre. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) sieht das Problem, dass die Tragfähigkeit häufig dem heutigen Verkehrsaufkommen nicht mehr genügt. Aus diesem Grund wird an der Brückensanierung gearbeitet.

Spannbetonbrücken mit Schwachstellen

Die Herausforderung bei der Sanierung: 70 % aller Brücken sind Spannbetonbrücken, also Brücken aus Stahlbeton mit einer zusätzlichen Längsverstrebung an den Brückenträgern. Beginnt die Stahlarmierung zu rosten, greift sie den Beton an. Es gilt, solche Stellen freizulegen, zu entrosten, vor erneuter Korrosion zu schützen und wieder zu verschließen. Beim lokalen Abtragen des Betons ist es wichtig, möglichst präzise zu arbeiten ohne Erschütterungen auszulösen, die weitere Schäden am umliegenden Bauwerk hervorrufen würden. Ultrahochdrucktechnik (UHT) ist in diesen Fällen die Methode der Wahl, da sie schnelles und sicheres Arbeiten ermöglicht.

Höchstdrucktechnik im Bauwesen

Die UHT entwickelt sich von einer Nischenlösung zum Stand der Technik. Ob großflächiger Betonabtrag, Entschichten von Stahlbeton oder Zerlegen von stark bewehrten Stahlbetondecken: Die Ultrahochdrucktechnik ist heute für vielfältige Aufgabenstellungen im Bauwesen die bevorzugte Arbeitsmethode. In nahezu allen relevanten bautechnischen Vorschriften und Richtlinien ist UHT zur Anwendung mittlerweile empfohlen oder teilweise sogar vorgeschrieben.

Präzision ist gefordert

Auch bei der Brückensanierung ist Höchstdrucktechnik heute üblich. Durch die Möglichkeit, sehr präzise zu arbeiten, gibt es keine Schädigung oder Lockerung von Einbauteilen oder Anschlussbereichen. Im Gegensatz zu mechanischen Lösungen, beispielsweise einem Presslufthammer, werden keinerlei Erschütterungen und Schwingungen erzeugt, so dass Risse im verbleibenden Beton vermieden werden. Die Stahlarmierung bleibt unbeschädigt. In puncto Arbeitssicherheit überzeugt die Ultrahochdrucktechnik, da keine Gase, Dämpfe oder Schlacken entstehen.

Druck, Fördermenge & Co.

Auf das Arbeitsergebnis haben zwei Faktoren maßgeblichen Einfluss. Zum einen ist es beim Abtrag wichtig, die wesentlichen Parameter des Betons genau zu kennen. Dazu zählen Bewehrungen in der Fläche, Alter, Carbonatisierung, Chloridkorrosion und mangelnde Oberflächenfestigkeit des Betons.
Zum anderen gilt es, die passende mechanische Leistung zu wählen. Entscheidend sind hier Betriebsdruck und Volumenstrom des Hochdruckgeräts sowie das Wasserwerkzeug. Beim Betonabtrag für die Brückensanierung kommen Geräte mit einem Betriebsdruck von 1.000 bis 3.000 bar zum Einsatz. Bis 1.000 bar lassen sich Reste von Beschichtungen, Zementschlämmen oder Betonschichten mit geringer Festigkeit entfernen. Ab Betriebsdrücken um 1.500 bar ist bereits ein tiefreichender, großflächiger Abtrag möglich.

Robotik in Kombination mit UHT

Bei punktuell notwendigen Instandsetzungsmaßnahmen haben sich handgeführte Wasserwerkzeuge bewährt. Dabei ist für den Anwender zu beachten, dass eine Rückstoßkraft von 150 Newton respektive 250 Newton bei Arbeiten mit Körperstütze nicht überschritten wird.

Alternativ zu handgeführten Lösungen sind derzeit verstärkt automatisierte Varianten zu finden. Dies ist vor allem interessant, wenn größere Flächen freigelegt werden müssen oder die für den Anwender zulässige Rückstoßkraft überschritten wird. Die Robotik erlaubt in Kombination mit passenden Wasserwerkzeugen ein sicheres und effizientes Arbeiten.

Ein verhältnismäßig niedriger Betriebsdruck (etwa 1.000 bar) erzielt in Verbindung mit hohen Durchflussgeschwindigkeiten (200 l/min) bei der Robotik sehr gute Ergebnisse. In Sachen Zeitersparnis bergen diese Lösungen enormes Potenzial: Projekte, die bis dato Wochen in Anspruch nehmen, sind auf diesem Weg in wenigen Tagen realisierbar.

Anhaltspunkte für den Einkauf

– Gibt es eine Betriebszustandsüberwachung, um die Systemsicherheit zu gewährleisten?

– Ist das Produkt auf Langlebigkeit und minimierte Betriebskosten ausgerichtet, beispielsweise durch eine Druck-Drehzahl-Regelung oder eine adäquate Beschichtung der Ventile?

– Ist ein Betriebsdruck von 3.000 bar realisierbar?

– Gibt es eine Sicherheitswanne, damit eventuell austretende Betriebsflüssigkeiten nicht in die Umwelt gelangen?

– Welche Flexibilität bietet die Lösung, mit Blick auf mobile/stationäre Ausführungen sowie die Ausstattung mit Verbrennungs- oder Elektromotor?

– Gibt es eine Schallschutzhaube für einen geräuscharmen Betrieb?

– Entspricht das Produkt der EG-Maschinenrichtlinie 2006/42/EG?

Woma GmbH

www.woma.de

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