Vor gefährlichen Chemikalien geschützt

Vor 20 Jahren fiel der Startschuss zum Aufbau von GISBAU: dem Gefahrstoff-Informationssystem der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, daran erinnerten Fachleute der BG BAU vor Experten aus Wirtschaft, Politik und Verbänden in Frankfurt am Main. „Anlass für den Aufbau von GISBAU war die Beobachtung, dass Produkte der chemischen Industrie zum Bauen, Renovieren und Reinigen immer häufiger verwendet werden und teilweise unentbehrlich sind“, sagte Norbert Kluger, Leiter von GISBAU. Ein wichtiger Grund war auch, dass in der Bauwirtschaft 95 Prozent der Betriebe weniger als 20 Beschäftigte und 75 Prozent weniger als zehn Beschäftigte haben. Chemische oder toxikologische Kenntnisse sind in diesen Betrieben meist nicht vorhanden.

In der Europäischen Union sind etwa 100.000 chemische Stoffe für den Handel registriert. An nahezu allen Arbeitsplätzen lassen sich inzwischen Gefahrstoffe finden. Eine Untersuchung der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz in Bilbao ergab, dass etwa jeder fünfte Beschäftigte mindestens ein Viertel seiner Arbeitszeit giftigen Dämpfen ausgesetzt ist. Jeder Siebte geht in seinem Arbeitsalltag mit Gefahrstoffen um.

„Falscher Umgang mit Gefahrstoffen kann zu erheblichen Gesundheitsschäden führen. Die möglichen Auswirkungen reichen beispielsweise von leichten Haut- oder Augenreizungen über Nervenschädigungen bis hin zu chronischen Lungenerkrankungen und Krebs“, so Kluger. Ein sorgfältiger und sicherer Umgang mit diesen Produkten ist notwendig. Deshalb steht die BG BAU den rund 419.000 gewerblichen Unternehmen der Bauwirtschaft und des Gebäudereinigerhandwerks mit ihren Beratungsleistungen zur Verfügung. Gefahrstoffe können entweder als Dämpfe aus Abbeizmitteln, Lösemitteln sowie Klebstoffen oder als Stäube von Quarz, Asbest, künstlichen Mineralfasern die Gesundheit gefährden. Die Folge sind zudem hohe Kosten, wie ein Blick auf die Statistik zeigt: Alleine für die fast 8.000 Erkrankungsfälle auf Grund von Silikoseeinwirkungen und auf Quarz beruhender Lungenkrebsfälle sowie Hautkrankheiten hatte die BG BAU im Jahr 2008 mehr als 32 Millionen Euro für medizinische und berufliche Rehabilitation sowie Rentenleistungen aufzubringen.

Solche Zahlen machen deutlich, dass die Beschäftigen zielgerichtet und wirksam vor den Risiken durch Gefahrstoffe geschützt werden müssen. Kluger: „Die Konzepte von GISBAU setzen bei den konkreten Problemen in der betrieblichen Praxis an. So erhöhen sich Risiken durch Gefahrstoffe zum Beispiel dadurch, dass über die Gefahren nicht ausreichend informiert wird“. Zwar müssen die Lieferanten der chemischen Produkte den Verwendern gefährlicher Stoffe und Gemische sogenannte Sicherheitsdatenblätter mit Angaben über Risiken und Schutzmaßnahmen zur Verfügung stellen. Viele Untersuchungen zeigen jedoch, dass Sicherheitsdatenblätter häufig weder formalen noch inhaltlichen Anforderungen entsprechen.

In der Baubranche kommt erschwerend hinzu, dass die Umgebungsbedingungen und Arbeitsplätze einem stetigen Wechsel unterworfen sind. Bedingt ist dies durch den Baufortschritt und die Zusammenarbeit mehrerer Firmen auf einer Baustelle. Zahlreiche Unternehmen klagen in dem Zusammenhang über einen Mangel an raschen Informationen zu Gefahrstoffen. Hier helfen nur schnelle Informationssysteme und Datenbanken mit konkreten Auskünften über Gefahrstoffe beim Bauen, Renovieren und Reinigen. Ein Beispiel ist die Software WINGIS online. Viele weiteren Informationen finden Sie auf der Webseite www.GISBAU.de.

Jährlich verschickt die BG BAU bis zu 80.000 Exemplare der WINGIS-Software als CD-ROM kostenfrei an die Mitgliedsunternehmen. Die Software löst zugleich ein großes Problem für die Bauschaffenden: die Informationsflut über eine Vielzahl marktgängiger Produkte mit vergleichbarer Gesundheitsgefährdung. WINGIS fasst alle Produkte zu Gruppen zusammen (Produkt-Codes), schafft so eine Übersicht und dämmt die Informationsflut ein. Dieser Service von GISBAU hat sich ebenfalls seit 20 Jahren in der Praxis bewährt.

[www.bgbau.de]

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