Erweiterung eines Hafenbeckens

Vergrößerung der Einfahrt und des Beckens im Hafen Andernach

Zentrum und Hauptumschlagplatz industrieller Güter ist der 1970 erbaute Rheinhafen Andernach. Bei Rheinkilometer 611,7 erschließt sich am linken Ufer das Hafenbecken mit einer Gesamtlänge von 650 m und einer Beckenbreite von 90 m. Hinter der 51 m breiten Hafeneinfahrt befinden sich 919 m dem Umschlag dienende Kaimauern, davon ca. 550 m mit Gleisanschluss.

Erweiterung + Umbau

Aufgrund der wachsenden Industrie im Großraum Andernach steigerte sich der Gesamtumschlag alleine in den Jahren von 2001 bis 2006 um über 492 Tausend Tonnen auf knapp 3 Millionen Tonnen pro Jahr. Aus diesem Grund entschieden sich die Stadtwerke Andernach zum Umbau und Erweiterung des Hafenbeckens.

Um die standortliche Bedeutung zu festigen und für den regionalen und überregionalen Wettbewerb gerüstet zu sein,
bestand das Ziel das generelle Umschlagpotential des Rheinhafen zu erhöhen und die Güterabfertigung zu steigern und zu beschleunigen. Den Auftrag, dieses Unterfangen zu verwirklichen, erhielt die Strabag AG aus Lahnstein als Generalunternehmer. Die Arbeiten in den Bereichen Spundwand und Spundwandrückverankerung wurden in dem technischen Büro der ThyssenKrupp GfT Bautechnik in Essen statisch geplant. Die Auslieferung des benötigten Materials übernahm anschließend die Niederlassung in Köln. Die Ausführung der Bohr- und Rammarbeiten wurde der Fa. Feickert GmbH aus Weilburg-Gaudernbach übertragen. Hierfür wurden im Einzelnen folgende Umbaumaßnahmen geplant:

 

Planung + Bauarbeiten

Zunächst wurde die Vergrößerung des eigentlichen Hafenbeckens geplant. Konkret bestand die Aufgabenstellung darin mit der Rammung neuer Stahlspundwände am Südkai anzuschließen, den Südkai zu erweitern, den kompletten Ostkai neu zu errichten und schließlich am bereits ausgebauten Nordkai anzuschließen. Ein weiterer Kernpunkt der Erweiterung des Hafenbeckens bestand darin die Hafeneinfahrt durch Rammen einer neuen Molenabschlusswand von 50 m auf ca. 80 m Breite zu vergrößern. Um die gesetzten Ziele zu erreichen, bestand weiterhin der Bedarf darin die Infrastruktur rund um das Hafenbecken zu erweitern und zu optimieren. Konkret wurde hierbei geplant die vorhandene Kranbahn zu sanieren, neue Entwässerungssysteme zu bauen, das Gleisnetz auszubauen und ein neues KLV – Terminal zu errichten. Sowohl bei der Rammung der Spundwände und Dalben, sowie bei der Rückverankerung der Spundwände und der Molenabschlusswand spielte der Baugrund eine besondere Rolle. Hier mussten unterschiedlichste Bodenschichten durchdrungen werden: Künstliche Aufschüttungen mit sehr stark verdichteter bis hin zu einer mitteldichten Lagerung, ehemalige Hochflutablagerungen in Form von Schluffen und stark schluffigen Sanden, dicht bis sehr dicht gelagerte Niederterassenkiese, eine mitteldicht gelagerte Kies-/Sandfolge der Niederterasse und schlussendlich eine devonische Felsoberfläche in Form von Sandstein. Für die Rammung der Spundwand wurde aus statischen und konstruktiven Gründen das Profil „LARSSEN 605 S270 GP“ gewählt. Die ca. 620 Tonnen Spundwand wurden als Doppelbohlen in S-Form in Längen von 18,15 m – 21,65 m angeliefert. Die neue Kaimauer, musste, wie in den bereits einige Jahre zuvor neu gebauten Kaimauern, in zwei Lagen rückverankert und abwechselnd 4 m bzw. 5 m eingebunden werden. Für die zweilagige Rückverankerung der Spundwand wurden Ischebeck Mikropfähle TITAN eingebaut. Zum Einsatz kamen:

n 173 Pfähle TITAN 52/26

n 25 Pfähle 73/53 und

n 160 Pfähle 103/78

mit Pfahllängen zwischen 21 und 23 Metern. Die Mikropfähle werden ohne Verrohrung über eine verlorene Bohrkrone mit einer Wasser-Zementsuspension als Spül- und Stützflüssigkeit auf Solltiefe gebohrt und anschließend mit dickflüssigem Zementleim komplett vom Bohrlochtiefsten bis zum Bohrlochmund verpresst. Das System bietet hierbei einige Vorteile. Zum Einen werden die Pfähle direkt in einem einzigen Arbeitsgang hergestellt. Die Stahltragglieder dienen hierbei gleichzeitig als Bohrgestänge, Injektionsrohr und Bewehrungsstahl. Zum Anderen werden die Pfähle aufgrund der Stahleigenschaften des Feinkornbaustahls schlaff eingebaut und müssen nicht vorgespannt werden. Weiterhin wird laut bauaufsichtlicher Zulassung dauerhafter Korrosionsschutz allein über die Zementsteinüberdeckung gewährleistet, da die Mikrorisse im Verpresskörper kleiner als 0,1 mm bleiben und somit als unbedenklich gelten. Durch die nicht notwendige Vorspannung bleiben die Mikropfähle wartungsfrei, die Kopfkonstruktion kann somit luftdicht verschweißt werden, da sie nicht zugänglich bleiben muss. Als Bohrgerät kam eine KLEMM 806 – 3D mit einem nachträglich angebrachten Gestängemagazin zum Einsatz. Hierbei wurde bei den Querschnitten 52/26 und 73/53 eine Einbauleistung von ca. 250 – 300 lfm pro Tag erreicht. Beim TITAN 103/78 wurden ca. 150 – 170 lfm pro Tag eingebaut. Das Hafenbecken wurde nach Setzen der 2. Ankerlage auf
die Solltiefe von 13 Metern ausgekoffert. Nach der Rückverankerung der Molenabschlusswand wurde auch an der Hafeneinfahrt der Baugrund abgetragen. Zuletzt musste hier die „alte“ Spundwand zurückgebaut werden.

[www.ischebeck.de]

Hier stand am Beginn die Rammung neuer Stahlspundwände am Südkai.

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