Bauabschwung
erhöht Neugründungen

Der Ende 2008 einsetzende Bauabschwung hat den Rückgang der Neugründungszahlen im Baugewerbe gestoppt. Seit Anfang 2009 steigt die Zahl der neu gegründeten Bauunternehmen wieder kontinuierlich an: Im vergangenen Jahr lag die Zahl der Neugründungen im gesamten Baugewerbe bei 74.744 und damit um 10 % über dem
Niveau des Vorjahres.

Normalerweise sollte man davon ausgehen, dass Menschen in Zeiten guter Konjunktur eher bereit sind, sich selbständig zu machen als in einer Rezession. Auf das Baugewerbe trifft dies aber nicht zu. Laut einer Untersuchung der Kreditanstalt für Wiederaufbau erfolgen Gründungen im Baugewerbe überdurchschnittlich häufig aus der Arbeitslosigkeit und somit aus der Not heraus. Der durch den Bauabschwung hervorgerufene Zuwachs bei den Insolvenzzahlen in 2009 von 2,6 % hat sich in steigenden Neugründungszahlen niedergeschlagen. In der Zeit des Bauaufschwungs von 2006 bis 2008 ist die Zahl der Neu-
gründungen hingegen um 16 % zurückgegangen.

Insbesondere im konjunkturreagibleren Ausbaugewerbe (auf dieses entfallen 96 % der gesamten Neugründungen im Baugewerbe) ist die Zahl der Neugründungen im vergangenen Jahr gestiegen (10,4 %). Neben dem überdurchschnittlich starken Anstieg der Insolvenzen (+ 3,2 %) und der Arbeitslosenzahlen (+ 10,7 %) dürfte aber auch die Hoffnung auf eine Partizipation an den staatlichen Konjunkturprogram-
men den Gründungsboom mit verursacht haben. Dass es sich hierbei nur bedingt um nachhaltige Neugründungen handelt, verdeutlicht ein Blick in die Struktur: 78 % der Neugründungen im Ausbaugewerbe entfallen auf die sonstigen Neugründungen, den sogenannten „Soloselbständigen“.Hierbei handelt es sich um Kleingewerbe oder Nebentätigkeiten, die weder ins Handelsregister eingetragen sind, noch Beschäftigte haben und auch keinen Handwerksrolleneintrag vorweisen können. Demgegenüber entfallen im Ausbaugewerbe lediglich 22 % auf Betriebsgründungen (Hauptniederlassungen und Zweigniederlassungen).

Im Bauhauptgewerbe sind die Neugründungen hingegen nachhaltiger: 58 % der Neugründungen sind Betriebsgründungen, im Hochbau sind es sogar 64 %. Aufgrund der moderateren Entwicklung der Insolvenz- und Arbeitslosenzahlen (+ 1,9 % bzw. + 0,3 %) weist die Gründungsstatistik für diesen Wirtschaftszweig auch nur einen Anstieg von 3,2 % auf knapp 3.000 Unternehmensneugründungen aus.


Petra Kraus,

Berlin

E-Mail: petra.kraus@bauindustrie.de

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 07/2009

Geteilter Bauarbeitsmarkt

Die gesamtwirtschaftliche Rezession hinterlässt inzwischen auch Spuren auf dem Bauarbeitsmarkt: Erstmals seit April 2005 ist die Zahl der arbeitslosen Bauarbeiter im Bauhauptgewerbe ab dem März 2009...

mehr
Ausgabe 03/2012 BAUHAUPTGEWERBE

Strukturwandel zum Stillstand gekommen

Nachdem die kleineren Betriebe des Bauhauptgewerbes mit bis zu 49 Beschäftigten ihre Anteile an Umsatz und Beschäftigung in der Branche zehn Jahre lang deutlich ausbauen konnten, ist diese...

mehr
Ausgabe 12/2011

Bauabschwung vorerst nicht in Sicht

Schwarzmalerei aber nicht angebracht

Im Moment läuft der Bau auf vollen Touren. Der Hauptverband der Bauindustrie teilte im Oktober mit, er erwarte für 2011 ein Umsatzwachstum von 7 % im Bauhauptgewerbe. Der Zentralverband des...

mehr
Ausgabe 11/2009

Drei große Märkte im Vergleich

Die Baumärkte EU-27, USA und Japan

Bruttoinlandsprodukt Die Europäische Union der mittlerweile 27 Mitgliedsländer war 2008 mit einem Bruttoinlandsprodukt von 12.500 Mrd. Euro der weltweit bedeutendste Wirtschaftsraum. In den USA lag...

mehr
Ausgabe 06/2009

Deutscher Auslandsbau 2008 mit neuen Rekordwerten

Sowohl bei den Auftragseingängen aus dem Ausland (28,9 Mrd. Euro) als auch bei der Bauleistung im Ausland (25,4 Mrd. Euro) erzielte die deutsche Bauindustrie im vergangenen Jahr abermals neue...

mehr