Arbeitsmarkt für Bauingenieure

„Ingenieurmangel ist nicht nur ein Problem des Maschinenbaus, des Fahrzeugbaus oder der Elektroindustrie. Auch die deutsche Bauindustrie steuert auf eine Ingenieurlücke zu.“ Mit diesen Worten kommentierte am 8. August 2011 in Berlin RA Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, die jüngsten Ergebnisse der Arbeitsmarktstatistik. Knipper forderte deshalb die Bundesagentur für Arbeit auf, die Vorrangprüfung, nach der zuerst im Inland nach Arbeitskräften gesucht werden muss, ehe ausländische Fachkräfte angeworben werden dürfen, auch für Bauingenieure aufzuheben. „Es kann nicht sein, dass die langwierige und bürokratische Einzelfallprüfung nur für ausländische Elektro-, Maschinenbau- und Fahrzeugbauingenieure aufgehoben wird, die Baubranche aber weiterhin unter Fachkräftemangel leiden soll.“

„Auch uns gehen inzwischen die qualifizierten Führungskräfte aus“, stellte Knipper fest. Nach den jüngsten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit seien im Juli 2011 auf knapp 1.800 gemeldete offene Stellen für Bauingenieure nur 2.900 arbeitslose Bauingenieure gekommen. Dies sei die niedrigste Arbeitslosenzahl und das höchste Stellenangebot für Bauingenieure seit über zehn Jahren. Knipper: „Dabei liegt die Meldequote für offene Ingenieurstellen nur bei etwa 15 %. Die Zahl der offenen Stellen fällt also mehr als sechs Mal so hoch aus.“

Mittelfristig könnte sich der Mangel an Fachkräften auch in der Bauwirtschaft immer mehr zu einer Wachstumsbremse entwickeln, glaubt Knipper. Darauf deutet auch eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hin, in der 40 % der befragten Bauunternehmen in der drohenden Fachkräftelücke ein Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung ihres Untenehmens sehen. Nach einer Sonderumfrage des ifo Instituts im Rahmen des Konjunkturtests für die Bauindustrie klagt mittlerweile jedes achte Bauunternehmen über eine zunehmende Abwerbung eigener Arbeitskräfte durch andere Bauunternehmen. Mit ähnlichen Problemen hatte die Baubranche zuletzt während des Wiedervereinigungsbooms zu kämpfen.

„Die Lage wird sich verschärfen,“ erwartet Knipper. „Während vor zehn Jahren nur 37 % der Bauingenieure älter als 45 Jahre waren, sind es jetzt schon 46 %. Es entscheiden sich zwar wieder mehr junge Leute für ein Studium des Bauingenieurwesens. Allein aus diesen Nachwuchskräften werden wir jedoch auf die Dauer die Bauingenieurlücke nicht schließen können.“

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