AUF PROBEFAHRT MIT DEM NEUEN MERCEDES-BENZ AROCS

Überzeugende Vorstellung

Anfang Juni 2013 lief der erste nach Kundenwunsch gefertigte neue Arocs vom Band. Wir hatten die Möglichkeit, noch vor diesem offiziellen Serienstart den neuen schweren Lkw für das Baugewerbe von Mercedes-Benz im Einsatz zu erleben.

Für die Fahrt mit dem Arocs hat Mercedes-Benz ein tolles Testgelände organisiert: Das Tagebaugelände der Rheinkalk in Dornap bei Wuppertal bietet alles, was das Herz des Offroad-Fans höher schlagen lässt – Geröllpisten, extreme Steigungen, Schlamm. Hier wollen wir uns von der Leistungsfähigkeit des neuen Bau-Lkw von Mercedes-Benz überzeugen.

Effizient auf der Straße

Aber bevor es ins Gelände geht, simulieren wir erstmal eine typische „Baustellenbelieferung“: Mit einem Arocs 2640 6x4 holen wir eine Ladung Kies von einem einige Kilometer entfernt gelegenen Baustoffhändler. Laut der Mercedes-Benz Nomenklatur handelt es sich dabei um einen 26 Tonner mit drei Achsen, von denen zwei angetrieben sind. Die „40“ im Kürzel steht für den neuen Motor vom Typ OM 470: Der 10,7 Liter Reihensechszylinder gibt es in vier Leistungsstufen von 240 bis 316 kW – unser Testwagen ist mit der zweitstärksten Version mit 290 kW (oder 394 PS) und rund 1.800 Nm Maximalzugkraft ausgestattet. Wie alle Motoren für den Arocs ist er für die künftige Abgasstufe Euro VI entwickelt. Dennoch soll die neue Motorengeneration bis zu 5 Prozent weniger verbrauchen. Das können wir auf der knapp eine Stunde dauernden Testfahrt allerdings nicht überprüfen – wohl aber die eindrucksvolle Kraft, die der Motor schon im niedrigen Drehzahlbereich liefert: Schon bei 800 Umdrehungen pro Minute erreicht der Motor 95 Prozent des vollen Drehmoments, die Auffahrt auf die Autobahn ist so ein Kinderspiel.

Souveränes Fahren mit Automatik-Getriebe

Das Automatik-Getriebe Powershift 3, das Mercedes-Benz im Arocs serienmäßig verbaut (ein manuelles Getriebe ist auch verfügbar, kostet aber extra), wählt immer genau den passenden Gang, überspringt je nach Anforderung auch mal den ein oder anderen. Im Vergleich zum Vorgängergetriebe Powershift 2 sind die Schaltzeiten um bis zu 20 Prozent verkürzt – ein souveränes Fahrverhalten in nahezu jeder Situation ist so gewährleistet. Gut, noch sind wir ja auch unbeladen. Aber gleich nach der kurzen Autobahnfahrt bekommt der Arocs bei dem Baustofflager drei volle Radladerschaufeln Kies verpasst. Doch auch dadurch ist der Lkw nicht zu bremsen – auch auf der hügeligen Landstraße zurück zum Steinbruch harmonieren Motor und Automatik-Getriebe perfekt. Dank der Eco-Roll-Funktion des Powershift-Getriebes nutzt der Lkw dabei seine Schwungenergie, um Treibstoff zu sparen. Der neue optionale Wasser-Retarder mit einem Bremsmoment von bis zu 3500 Nm bremst bei Talfahrten den Lkw effizient ab – er arbeitet ausschließlich mit Kühlwasser als Betriebsmedium und ist daher wartungsfrei. Auch wenn der Arocs vor allem mit seinem Antriebsstrang beeindruckt – Mercedes-Benz hat auch den Rest des Lkw einer Modernisierung unterzogen: So ist das S-Fahrerhaus unseres Testwagens komplett neu gestaltet worden und bietet zum Beispiel breitere Sitze und eine noch bessere Schalldämmung. Leicht zu reinigende und robuste Oberflächen in Anthrazit bestimmen die Optik. Alles wirkt robust aber doch hochwertig.

Im Standgas den Berg hinauf

Apropos robust – nach der eher besinnlichen Tour auf der Straße wollen wir jetzt aber doch ins raue Gelände: Dafür wechseln wir den Testwagen und entern einen 4151 8x8/4, also einen 4-Achser mit 375 kW-Motor (oder 510 PS). Das ist die Spitzenausführung des 12,8-Liter-Motors von Mercedes-Benz. Der Motor liefert seine volle Leistung bei 1800 Umdrehungen pro Minute und hat ein maximales Drehmoment von 2.500 Nm. Dieser Testwagen ist mit dem aufpreispflichtigen 16-Gang-Handschaltgetriebe ausgestattet. Dank einer neu entwickelten Kabelschaltung und spürbar wirksamer Schalkraftunterstützung lässt sich der schwere Lkw leicht und direkt schalten. Aber schalten muss man bei unserer Geländefahrt eher weniger. Denn das Triebwerk sorgt auch bei niedrigen Drehzahlen für ein kerniges Drehmoment. Gasgeben beim Anfahren ist nicht mehr nötig – trotz der vollen Zuladung. Vollends beeindruckt der Arocs am schwierigsten Stück der Extrem-Offroad-Strecke: Einer 40-Prozent-Steigung auf schlammigem Weg. Der 40-Tonner klettert im Standgas den Hügel hoch, die Nadel des Drehzahlmessers bewegt sich nicht. Kein Rad dreht durch, die Traktion bei nahezu 100 Prozent. Einzig die „erste“ der zur Verfügung stehenden verschiedenen Differenzialsperren, die Längssperrung, musste dafür eingeschaltet werden.

Komfortable Lenkunterstützung

Selbst in diesem harten Gelände ist das Lenken des Arocs ein Leichtes. Dafür sorgt die neue elektro-hydraulische Lenkung Servotwin. Sie unterstützt den Fahrer nicht nur beim Lenken, sondern bietet auch einen aktive Lenkungsrücklauf, das heißt, der Lenker dreht sich nach dem Einschlagen wieder automatisch in die Geradeaus-Ausrichtung zurück. Auf dem Parkplatz können wir dies noch einmal im direkten Vergleich zum „alten“ Actros-Bau testen: Voll beladen stehen beide Vierachser auf dem Asphalt. Schon im Actros lassen sich die beiden Vorderachsen relativ leicht einschlagen und wieder in die Geradeaus-Position bringen. Setzt man sich danach aber in den Arocs, ist der Unterschiede frappierend: Mit nicht viel mehr als nur einem Finger lässt sich das Lenkrad hin- und zurück drehen – wie gesagt, mit voller Zuladung und im Stillstand.

Unser Fazit nach dem Tag im Steinbruch: Schon der Actros-Bau konnte „damals“ mit seinem Powershift-Getriebe und seiner Geländegängigkeit überzeugen. Doch sein Nachfolger hat überall noch eine Schippe draufgelegt: Souveräne Euro VI-Motoren mit hohen Leistungsreserven, ein ausgefeiltes Automatik-Getriebe, das auch im Gelände besser schaltet als so mancher Offroad-Veteran, und der hohe Komfort machen den Arocs zu einem überzeugenden Arbeitsgerät.

Mehr zum neuen Arocs auch unter www.mercedes-benz.de/arocs

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