INTERVIEW

„Von einem starken Standort in Baden in die ganze Welt“

„Standortsicherung ist für uns Herzenssache – und die Basis für Fortschritt. Wir setzen auf gut ausgebildete und geförderte Fachkräfte sowie auf
Investitionen in Produktion, Logistik und Forschung“, so Geschäftsführer Marcus Reuter. tHIS sprach mit dem Hauraton-Geschäftsführer.

tHIS: Herr Reuter, der deutsche Entwässerungsmarkt hat sich sehr gut entwickelt. Welche internationalen Märkte werden zukünftig für Hauraton noch von Interesse sein?

Marcus Reuter: Ja, der deutsche, aber auch der französische Markt, unsere beiden wichtigsten Heimatmärkte, haben sich in 2013 erstaunlich gut entwickelt. Beide Märkte weisen ein sehr schönes Umsatzplus auf und sind nach wie vor ertragsstark. Hier können wir sehr zufrieden sein. Aber wir denken natürlich über neue Märkte in der ganzen Welt nach. Da gibt es gar kein Limit. International betreiben wir aktuell 20 Niederlassungen und haben im vergangenen Jahr unsere Produkte in über 50 Länder geliefert, auf alle Kontinente. Derzeit analysieren wir die weißen Flecken auf unserer Landkarte  und schauen, welche Märkte für uns erschließbar sind.

tHIS: Also zukünftig eine Konzentration auf das
internationale Geschäft?

Marcus Reuter: Unsere oberste Prämisse ist es, unsere bestehenden Heimatmärkte und damit auch den deutschen Markt auf gar keinen Fall zu vernachlässigen. Natürlich machen wir uns über Potentiale in der ganzen Welt Gedanken. Andererseits stärken wir massiv den Standort Rastatt/Ötigheim und haben in den letzten Jahren hier einiges investiert. In den nächsten zwei Jahren werden wir an diesem Standort die interne Logistik nachhaltig verbessern. Dies ist eines unserer großen Investitionsprojekte, das sich derzeit in Vorbereitung befindet. Das bedeutet ganz klar für uns: Von einem starken Standort hier in Baden in die ganze Welt. Das war traditionell so und das soll auch zukünftig so bleiben.


tHIS: Wo in etwa lag der Gesamtumsatz von Hauraton in 2013?

Marcus Reuter: Wir müssen unsere Töchter noch konsolidieren, aber der Gesamtumsatz Hauraton lag bei rund 83,5 Mio. Euro. Das ist ungefähr die Größenordnung. Damit können wir ein Umsatzplus von etwa 4 Prozent verbuchen.

tHIS: Reicht es, ein technisch hervorragendes Produkt anzubieten oder muss man dem Markt auch einen hervorragenden Service zur Verfügung stellen?

Marcus Reuter: Der Service ist oft entscheidend. Zu einem komplexen Projekt gehört neben den passenden technischen Lösungen und dem entsprechenden Produkt auch alles drum herum dazu, d.h. die Berechnungen, die Verlegepläne, die Beratung auf Architekten- und Ingenieurseite und genauso beim Bauunternehmer. Wir müssen präzise erklären, wie etwas funktionieren kann aber auch warnen, wenn etwas nicht funktioniert.

tHIS: Wie wichtig ist gerade eine solche Warnung?

Marcus Reuter: Das ist sehr wichtig. Wir haben immer wieder Projekte, bei denen wir darauf hinweisen müssen, dass die vorgeschlagene Baulösung technisch wahrscheinlich Probleme bereiten wird. Es passiert sogar immer mal wieder, dass wir ein Projekt ablehnen. Manchmal sind wir mit Rahmenbedingungen konfrontiert, bei denen auch unser technischer Vertriebsmitarbeiter am Limit ist, so dass wir uns Verstärkung aus der F und E holen. Mit den erfahrenen Produktmanagern setzen wir uns dann an einen Tisch und überlegen gemeinsam, ob ein Einbau in Ordnung ist oder ob es noch Anpassungsbedarf gibt. Viele Projekte stellen hohe Ansprüche an uns. Es ist ein Unterschied, ob ich ein kleines Gewerbeprojekt bearbeite, bei dem vielleicht mal ein 3,5-Tonner über die Verkehrsfläche fährt oder ob ich eine Logistikfläche oder einen Flughafen habe, vielleicht noch unter problematischen klimatischen Voraussetzungen. Da kann es mitunter auch mal ans Limit gehen und wir beraten uns intern sehr intensiv, ob wir ein Projekt durchführen oder nicht.

tHIS: Das hört sich so an, als würden Sie sich mit vielen

operativen Details sehr intensiv auseinandersetzen.

Marcus Reuter: Ja, extrem. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Artikel-Nummern oder Abwicklungsdetails ich kenne. Damit ist für mich die richtige Marktnähe gewährleistet, denn ich weiß, was da draußen auf unseren Baustellen passiert.

Aber als Führungskraft befindet man sich in einem ständigen Prozess des Abwägens. Denn die Kunst und der Spagat bestehen nun darin, auch meine anderen Aufgaben nicht zu vernachlässigen. Das heißt, strategische Entscheidungen langfristig zu treffen und Führungskompetenz zu zeigen. Auch das letztere ist sehr wichtig, denn es geht schließlich auch darum, mich gut um meine Mitarbeiter zu kümmern und Verantwortung für sie zu übernehmen. Nicht nur gemeinsam Projekte mit ihnen abzuwickeln, sondern auch zuzuhören. Das alles unter einen Hut zu bringen ist manchmal eine große Herausforderung.

tHIS: Was sind für Hauraton die wichtigsten

Zukunftsstrategien?

Marcus Reuter: Eine wesentliche strategische Tendenz zielt ab auf die Entwicklung komplexerer technischer Lösungen und Produkte. Wir möchten unseren Kunden genau die technisch interessanten Entwässerungslösungen anbieten, die sie benötigten. Der zweite Trend, mit dem wir bereits vor vielen Jahren begonnen haben, ist unser Materialmix. Das bedeutet Nischen auszufüllen und stets individuelle Lösungen zu entwickeln. Zum Beispiel mit Faserfix, also mit faserbewehrtem Beton, mit Recyfix, mit den verschiedenen Abdeckungen aus Stahl, Guss, Edelstahl und Kunststoffen. Und wenn ich Kunststoffe sage, dann meine ich hier tatsächlich auch verschiedene Kunststoffe, denn wir konzentrieren uns schon sehr lange nicht mehr nur auf einen. Hier spielt mittlerweile eine große Bandbreite verschiedener Kunststoffe auch für höhere Belastungsklassen eine wichtige Rolle.  Der Materialmix wird ganz klar eine Strategie bleiben, die wir kontinuierlich weiterverfolgen werden.

Und noch ein dritter wichtiger Punkt, den ich an dieser Stelle noch einmal explizit erwähnen möchte. Wir haben bereits über die Erschließung auch internationaler Märkte gesprochen. Dies ist eine langfristige Strategie für Hauraton, die mindestens über die nächsten 15 Jahre laufen wird. Unser erklärtes Ziel ist es hierbei, diese neuen Märkte mit Weitblick für uns zu erschließen. Soll heißen, dass, wann immer in einem Land ein großes Infrastrukturprojekt in Planung ist, ein Hafen, ein Flughafen, eine Logis­tikfläche oder eine große Straße, dann wollen wir mit dabei sein. Viele regelmäßige Projekte in diesen Ländern sind für uns klare Zielvorstellungen.

Alles in allem blicken wir mit Spaß und Ehrgeiz auf unsere zukünftigen Herausforderungen. Wir haben große Ziele, die sich aber nicht nur in Zahlen fassen lassen. Wir freuen uns auf die nächsten 10 Jahre und schauen freudig erregt, aber gelassen in die Zukunft. Uns geht es gut. Wir wissen, dass wir noch viele Aufgaben haben, die auf uns zukommen und diese werden wir in Ruhe und mit Kraft eine nach der anderen angehen.

tHIS: Wir befinden uns in einem IFAT Jahr.

Welchen Stellenwert hat diese Messe für Sie?

Marcus Reuter: Die IFAT ist eine besonders wertvolle Messe für uns. Das ist eine spezifische Fachmesse mit sehr gutem Fachpublikum. Dafür haben wir ein großartiges Konzept und ein interessantes Messemotto. Die IFAT ist nach wie vor unsere Nummer eins in der Messelandschaft. Der internationale Besucheranteil liegt bei über 50 %. Ich bin auf jeden Fall 5 Tage an unserem Messestand anzutreffen, freue mich auf diese Zeit und auf viele interessante Gespräche, die ich hier führen kann.

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