„Unsere Philosophie ist biegesteif“

Wie stellt sich ein auf dem internationalen Markt agierender Produzent von Steinzeugrohren den Problemen, die die Weltwirtschaftskrise nach sich zieht. Welches sind die Maßnahmen, die für eine sichere Zukunft des Unternehmens ergriffen werden? tis Tiefbau Ingenieurbau Straßenbau sprach mit Saeed Alavi, Geschäftsführer der EuroCeramic GmbH, sowie den Prokuristen Hans-Jürgen Knorr, Verkaufsleiter Deutschland, und Markus Schäfers, Leiter Marketing und Controlling und Leiter Export Zentraleuropa.

Wie reagiert man bei der EuroCeramic GmbH auf die Weltwirtschaftskrise?

Saeed Alavi: Wissen Sie, nach meiner Einschätzung sind die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise bislang noch nicht in vollem Umfang auf dem deutschen Markt angekommen. Diese Krise wird mittel- und langfristige Folgen haben, die von vielen unterschätzt werden. Wir haben bei der EuroCeramic GmbH sehr frühzeitig auf die ersten Anzeichen eines einbrechenden Marktes reagiert. Nachdem die Umsatzzahlen des letzten Quartals in 2008 weit hinter den Erwartungen zurück blieben, haben wir eine ganze Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht, um unser Unternehmen nachhaltig zu stärken und seine Existenz dauerhaft zu sichern.

Heißt das, dass Sie in erster Linie Kosten reduzieren oder bearbeiten Sie aktiv den Markt mit neuen Ideen?

Saeed Alavi: Beide Wege müssen beschritten werden. Für uns ging es in erster Linie darum, Kapazitäten zu reduzieren, ohne Standorte zu schließen. Unser oberstes Ziel bestand darin, beide Produktionsstandorte zu erhalten, um nach einer Entspannung des Marktes erneut die erforderlichen Kapazitäten zur Verfügung zu haben, die wir vor der Krise hatten. Ich muss sicherstellen, dass wir schnell wieder wachsen können. Das was wir also dringend benötigten, war eine Flexibilisierung der Produktion. Dies führte dazu, dass wir zwei Produktionsteams zu einem zusammen führten, was leider auch zunächst mit Personalabbau verbunden war. In einem weiteren Schritt konnten wir die Logistik-Kosten nachhaltig reduzieren. All diese Maßnahmen haben wir frühzeitig ergriffen – schon im Winter – so dass wir bestens aufgestellt im Frühjahr in die neue Saison starten konnten. Dies ist die eine Seite der Medaille.

Ja und die andere Seite? Wie erreichen Sie
es, dass Ihre Kunden auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu Ihnen halten?

Saeed Alavi: Wir haben mit einer Vielzahl neuer Ideen und Strategien frühzeitig auf die Krise reagiert. Es ist uns gelungen, unseren Service effizienter zu gestalten und nachhaltig zu verbessern. Dies haben wir unter anderem durch eine gezielte Motivation der Mitarbeiter erreicht. Hierdurch konnten wir gleichfalls die Kundenzufriedenheit nachhaltig befördern. Unsere Mitarbeiter offerieren nicht lediglich Produkte für die Abwasserentsorgung, sondern entwickeln mit unseren Kunden gemeinsam effektive Lösungen für ein dauerhaft dichtes Kanalnetz. Das ist es, worauf es ankommt, problemlösungs-orientiertes Denken, das erwartet der Kunde von uns und das bieten wir ihm auch.

Hans-Jürgen Knorr: Gut gepflegte Partnerschaften halten auch in der Krise stand. Wir sitzen da mit unseren Partnerhändlern in einem Boot. Gemeinsam gilt es, den gewaltigen Druck des Marktes durch guten Service, flexible Logistik und eine starke Beratung zu parieren. Mit 9 Gebietsverkaufsleitern und
4 Beratungsingenieuren an der Front sind wir in Deutschland gut aufgestellt.

Markus Schäfers: Unsere Kunden wissen, dass Sie mit einem EuroCeramic-Produkt ein technisch hochwertiges, langlebiges Produkt erhalten. Was darüber hinaus noch dazu kommt, ist die hervorragende Öko-Bilanz unserer Produkte.
So sind wir zum Beispiel sehr stolz darauf, dass wir im Rahmen der „Cradle to
Cradle“ Zertifizierung durch die Hamburger EPEA Internationale Umweltforschung GmbH, Hamburg, die Silber-Auszeichung für unsere EuroTrad-Rohre erhalten haben.

Um was für eine Zertifizierung
handelt es sich hier genau?

Markus Schäfers: Diese Graduierung, die auf den Prinzipien von Professor Michael Braungart und William McDonough beruht und durch das Cradle to Cradle, also von der Wiege zur Wiege, Denk- und Wirkungsmuster gekennzeichnet ist, beweist die Erfüllung eines beispielhaften Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards. Hat man etwas produziert, sprich geboren, gehen die Produkte am Ende ihrer Nutzungsdauer als Bestandteile wieder in ein neues Produkt ein, werden also wiedergeboren. Hierbei werden jedoch nicht nur die Produkte/Materialien als solche bewertet, sondern auch die Fertigung, die Energie, das Wasser, also alle Gegebenheiten, die für die Herstellung erforderlich sind.

Hier kann also Ihr Produkt und somit der Werkstoff Steinzeug richtig punkten. Wo liegen darüber hinaus die wesentlichen Vorteile des Werkstoffs, die Sie Ihren Kunden mit auf den Weg geben?

Hans-Jürgen Knorr: In unseren Augen ist Steinzeug das beste Material für das öffentliche Abwasser. Denn Steinzeugrohre sind biegesteif, somit sind Verformungen ausgeschlossen. Sie sind besonders verschleißarm und verfügen über eine korrosionssichere, chemisch resistente, hochwertige Keramik.

Diese soliden Eigenschaften unseres Produktes sind auch die Säulen unserer Kampagne „Pro Steinzeug“, die wir im Frühjahr auf der Wasser Berlin einem breiten Fachpublikum vorgestellt haben. Im Rahmen dieser Kampagne weisen wir auch deutlich darauf hin, dass nur vordergründiges Kostendenken zu vermeintlich preisgünstigeren Werkstoffen, wie etwa Kunststoff führen kann. Denn wer nur die Kosten sieht, entscheidet am Ende falsch.

Markus Schäfers: All diese Argumente und noch viele mehr haben wir in unserer aussagekräftigen Broschüre „Abwassersysteme weitergedacht …“ zusammen gestellt, mit der wir über 2000 kommunale Bauausschüsse erreichen. Somit gelingt es uns, die gute Position des Werkstoffs Steinzeug kontinuierlich weiter auszubauen. Unsere Philosophie ist biegesteif und hiervon werden unsere Kunden nachhaltig profitieren!

Aber ihr Produktportfolio beinhaltet neben Steinzeug auch noch andere Werkstoffe wie zum Beispiel Polymerbeton?

Hans-Jürgen Knorr: Der Kunde möchte ein dichtes Abwassernetz. Wie Herr Alavi bereits eingangs ausgeführt hat, bieten wir dem Kunden auf dem Weg dorthin keine Produkte, sondern Problemlösungen an. Polymerbeton ist der ideale Werkstoff für Abwasserschächte. Für unser Portfolio ist der EuroSchacht aus Eurocrete, also aus Polymerbeton, neben dem EuroTop-System sowie den EuroTrad, den EuroPress und den EuroDrain-Produkten die ideale Ergänzung. Einen EuroSchacht aus Polymerbeton können wir innerhalb kürzester Zeit individuell fertigen und just-in-time auf die Baustelle liefern ohne wochenlange Lieferzeiten. Hier kauft der Kunde also nicht nur Qualität, sondern er spart auch ganz gezielt Kosten dadurch, dass Wartezeiten verkürzt werden. Die Kundenzufriedenheit ist unser höchstes Ziel und diese können wir durch den von uns angebotenen Werkstoffmix bestmöglich erreichen und dabei sogar noch unseren Umsatz steigern.

Werden Sie direkt oder indirekt von den Maßnahmen des Konjunkturpakets II profitieren?

Hans-Jürgen Knorr: Direkt nicht, denn gebührenfinanzierte Haushaltsposten sind da außen vor. Indirekt ja, denn mit Konjunkturprogrammen werden ja schlussendlich Gesamthaushalte entlastet. Allerdings macht uns schon das geringere Aufkommen an Gewerbesteuern Sorgen, sind wir doch zu über 80% von öffentlichen Mitteln abhängig. Auch der Wirtschaftstiefbau hält sich aktuell sehr zurück.

Auch wenn das Konjunkturpaket II die Gesamtwirtschaft ankurbeln soll und muss, birgt sie immer Risiken. Mit Erstaunen beobachten wir z. B. das Füllhorn, das über den Straßenbau ausgeschüttet wird. Sind da tatsächlich schon alle Straßenbeläge fällig?

Für welches Ihrer Produkte sehen Sie
das größte Entwicklungspotential?

Saeed Alavi: Die Verbesserungen unserer Produkte sind kontinuierlicher Natur und das in allen Bereichen. So verbessern wir zum Beispiel stetig die Festigkeiten unserer Rohre. Mit unseren EuroDrain Rohren konnten wir exzellente Erfolge bei der Deutschen Bahn und beim Bau des Flughafens Berlin Brandenburg International erzielen. Steinzeug ist ein gleichermaßen traditioneller wie moderner Werkstoff mit einem hohen Entwicklungspotential in allen Produktsparten.

Tradition bedeutet jedoch nicht, dass wir mit den Strategien von gestern arbeiten, um unsere Produkte nach vorne zu bringen, sondern wir nehmen das Beste aus der Vergangenheit und modernisieren es, um den Herausforderungen der Zukunft langfristig gerecht zu werden.

Herr Alavi, können Sie eine Prognose wagen, wo steht Ihr Unternehmen Ende 2010?

Saeed Alavi: Wir werden gestärkt aus der Krise hervorgehen. Aber, wie ich bereits ausgeführt habe, wird uns diese Krise länger zu schaffen machen, als viele von uns heute denken. Eine solche Prognose ist
sehr schwierig. Ich denke, dass wir die Talsohle mittlerweile erreicht haben und dass es nun wieder stetig bergauf gehen wird, gerade auch deshalb, weil wir die wichtigsten Maßnahmen, um der Krise Herr zu werden, frühzeitig ergriffen haben. Ende 2010 werden wir wieder auf einem guten Wege sein.n

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