BAUFIRMEN ENTDECKEN LADUNGSSICHERUNG ALS MANAGEMENTTHEMA

Transportsicherheit als Wettbewerbsvorteil

Optimal gepackte und gesicherte Werkstoffe spielen im Tagesgeschäft eine immer wichtigere Rolle. Viele Bauunternehmer erkennen dies, zumal gesetzliche Vorschriften immer häufiger überprüft werden. Die Folge: Die Nachfrage nach Seminaren, Zurrmitteln und Experten steigt.

Dietmar Thomas von der Baufirma Keller Bau ist im württembergischen Süßen jahrzehntelang im Geschäft und kennt die Regeln der Ladungssicherung. Und wie viel das kostet. Doch das investiert der Materialverwalter und Einkäufer gerne: „Bis zu dem Zeitpunkt, wo etwas passiert, kosten Fortbildungen, Geräte und Arbeitszeit dafür fast nur. Doch ab dem Moment, wo ansonsten etwas passiert wäre, sparen sie Millionen oder verhindern gar die Insolvenz eines Unternehmens.“

 

Mehr Volumen

Ladungssicherung bringt einige Vorteile, ergänzt der Disponent und Bauhofleiter bei Keller Bau, Markus Hähnle: Sie beginnt bereits beim Verpacken und Kommissionieren des Baumaterials und erhöht somit die Effizienz. „Große Ladungen packen wir am Abend zuvor bereits so, dass der Verlader und ich alles optimal am Morgen aufladen und in 15 Minuten sichern können“, sagt der gelernte Maurer. So können auch die Leute auf der Baustelle die Materialien fast ohne Sortieraufwand schnell verarbeiten. Wichtigster Effekt: Auf der Ladefläche entsteht mehr Stauraum und Hähnle kann sich einige Fahrten sparen.

Impulse für flexible Ladungssicherungskonzepte liefern Seminare meist unter dem Thema Verkehrssicherheit, bei denen auch Strafen und Rechtsfragen zur Ladungssicherung erörtert werden. Denn auch die Fahrzeuge müssen Zurrpunkte an den richtigen Stellen haben. Gerhard Hery, Experte beim Seil-, Hebe- und Sicherheitstechnikspezialisten Carl Stahl, rät: neben der regelmäßigen Schulung muss der Chef seine Mitarbeiter motivieren und ihnen die Zeit geben, Ladung richtig zu sichern.


„Wenn ein Transportgut mit der falschen Methode verzurrt wird, benötigt man bis zu 20 Mal mehr Gurte“, sagt Hery. Dagegen reichten mit der ratschenbasierten TFI-Lösung und Antirutschmatten im Schnitt vier Gurte, um vorschriftsmäßig zu sichern. Weil deren Verlegen im Schnitt eine Minute dauert, spare der Fahrer pro Transport 30 bis 60 Minuten Arbeitszeit. „Viele Fahrer verzurren nur mit zwei Gurten, weil sie nicht mehr dabei haben“, erzählt ein württembergischer Verkehrspolizist aus der gängigen Praxis. Häufig sei bei Kontrollen der Fehlschluss zu hören: „Die Ladung ist so schwer, dass sie gar nicht verrutschen kann.“

 

Bauchgefühl ist zu wenig

Bauleute kennen sich mit Statik aus. Doch die rechtlichen Vorschriften zur Ladungssicherung „sind für viele Unternehmen in der Praxis schwer umzusetzen, weil nicht jede Firma sich den Zeit- und Kostenaufwand leisten will“, sagt Fachmann Jörg Scheilen. Der 37-Jährige ist beim Verband Deutscher Ingenieure (VDI) registrierter Ausbilder zu diesem Thema. „Die meisten Leute sichern ihre Ladung aus dem Bauch heraus. Das kann klappen, ist aber meistens lückenhaft“, sagt Scheilen. Deshalb holen sich Baubetriebe häufig zu diesem Thema Fachleute ins Haus, um Details zu klären und von Praxisbeispielen zu lernen. Der Spanset-Mitarbeiter bildet jedes Jahr etwa 240 Teilnehmer in Ladungssicherung aus.

Das Feld der Zurrmittel von Gurten bis Ketten inklusive Zubehör ist sehr weit. Und weil die Techniken vielseitig sind – von Kraftschluss bis Formschluss – muss jedes Seminar auf die Zielgruppe abgestimmt sein. „Wir setzen die teuersten Gurte ein, weil es sich lohnt“, sagt Keller Bau-Einkäufer Thomas. Seine Leute verwenden die Ergo-ABS-Gurte jahrelang, schonen durch ein spezielles Ratschensystem ihre Rücken und brauchen pro Ladung sogar weniger Gurte, weil diese durch ihre Qualität rechnerisch mehr Gewicht halten.

 

Wer fährt, haftet!

Die physikalischen Zusammenhänge sind den meisten Fahrern nicht bekannt, obwohl diese im Schadensfall verantwortlich sind. „Viele Lkw sind rollende Bomben“, meint ein Experte der zuständigen Berufsgenossenschaft in Hamburg, der bei Havarien als Gutachter zugezogen wird. Christian Lübke, Pressesprecher des Gesamtverbandes Deutscher Versicherer (GDV), kennt die Zahlen: Nur ein Viertel der transportierten Waren sind korrekt gepackt und gesichert. „Aufgrund von unzureichend gesicherter Ladung entstehen den Transportversicherern jährlich Schäden von 250 Millionen Euro“, sagt der Experte. Die Dunkelziffer schätzen die Spezialisten beim GDV noch weitaus höher. „Dabei sind rund 70 Prozent der Schäden durch korrekte Sicherung vermeidbar“, so Lübke.

Die GDV-Leute begleiten die Autobahnpolizei häufig bei Einsätzen und kennen so die Gründe und Folgen ungenügend gesicherter Ladung: Wie Fallbeile durchschlagen Schalplatten oder Betonsteine bei einer Vollbremsung die Fahrerkabine und können die Fahrer schwer verletzen oder töten. Denn durch Fliehkräfte erhöht sich das Gewicht loser Ladung bei einer Vollbremsung um ein Vielfaches.

„Wir schulen unsere Mitarbeiter einmal jährlich in dem Thema und unsere drei festen Fahrer genauso häufig durch die Berufskraftfahrerzusatzqualifikation“, gibt Thomas Einblick. Zudem sei Keller Bau in puncto Ladungssicherung und Arbeitssicherheit zertifiziert. Sein Tipp: Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, sollten Mitarbeiter die Ladung jedes ausfahrenden Lkw fotografisch dokumentieren, wie es der firmeneigene Holzbetrieb tut.

 

Mehrwert für Kunden

Freie Sachverständige wie Hermann Suhm aus Gengenbach, Experte von Berufsgenossenschaft und Versicherungsverband, wundern sich, weshalb nicht mehr Baufirmen im Kampf um Kunden das Thema Sicherheit aufgreifen, hängt es doch eng mit dem Thema Schutz der Umwelt zusammen.

... rund 70 % der Unfälle sind durch Sicherungsmaßnahmen vermeidbar!
Rechtslage und Tipps zur Ladungssicherung

In der Verantwortung sind Verlader, Fahrer und Halter, die alle die VDI-Richtlinie 2700 kennen müssen. Erkennt der Fahrer Missstände, darf er die Fahrt nicht antreten. Sein Fahrverhalten muss er der Ladung anpassen. Der Verlader ist für die verkehrssichere Verstauung der Ladung verantwortlich und kann dies nicht auf den Fahrer abwälzen. Doch da bei vielen Bauunternehmen alle Mitarbeiter selbst verladen und fahren, sind hier alle angesprochen. Der Fahrzeughalter verantwortet den ordnungsgemäßen Zustand, die Ausrüstung und Eignung seines Fahrzeugs und seines Fahrers für bestimmte Güter. Dazu zählt die Ausstattung mit den erforderlichen Ladungssicherungsmitteln, damit der Fahrer die VDI-Richtlinie 2700 einhalten kann. Die Strafen reichen von Bußgeld bis zu Punkten in der Flensburger Verkehrssünderkartei – für alle Beteiligten. Bei Unfällen mit Personenschaden drohen Strafanzeigen wegen Körperverletzung oder sogar fahrlässiger Tötung. Hinzu kommen können Haftstrafen, zivile Schadensersatzklagen, Schmerzensgeld und ein Bußgeld der Berufsgenossenschaft.

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