KALKABBAU

Rekultivierung im Kalkwerk Istein

Umweltschutz versteht man bei der HeidelbergCement AG als eine bedeutende Unternehmensaufgabe. Wo einst Kalkstein im Kalkwerk Istein abgebaut wurde, sprießen heute wieder grüne Landschaften.

Das Kalkwerk Istein ist ein kleiner traditionsreicher Abbaubetrieb im Südwesten von Baden-Württemberg. Das Betriebsgelände umfasst eine Fläche von insgesamt 7 ha, der zugehörige Steinbruch Kapf hat eine Größe von ca. 15 ha. Im Jahresdurchschnitt werden ca. 0,75 Mio. t Kalk abgebaut und verarbeitet. Durch die Rekultivierung werden die ehemals im Abbaugebiet vorhandenen und für das Gebiet charakteristischen Landwirtschaftsflächen ebenso wie wärmegetönte Lebensraumtypen wie Magerrasen und Wälder wieder hergestellt.

Projektbeschreibung

Die Rekultivierungsarbeiten begannen Anfang der 80er Jahre mit der Übernahme des Kalkwerkes durch die HeidelbergCement AG. Sie wurden mit sehr verschiedenen Zielrichtungen durchgeführt und dauern heute noch an. Bei den ersten, heute weitgehend abgeschlossenen Maßnahmen standen die Harmonisierung des Landschaftsbildes und die Wiederherstellung von landwirtschaftlichen Nutzflächen im Vordergrund. In dem unmittelbar an das Betriebsgelände anschließenden Bereich wurde auf der ehemaligen Abbaufläche ca. 7 ha Rebflächen neu angelegt, auf denen heute von dem betriebseigenen Weinbaubetrieb regionaltypische Weinsorten angebaut werden. Andere Teile dieses Bereiches, sie haben eine Größe von ca. 8 ha, sollten wieder bewaldet werden und wurden in der zu dieser Zeit üblichen Art mit verschiedenen Baumarten bepflanzt. Hier ist heute ein Mosaik aus Magerrasen und Gehölzbeständen mit außergewöhnlicher Artenvielfalt vorhanden. Diese erste Phase der Rekultivierung war eine freiwillige Leistung des Kalkwerkes und war nicht an die Genehmigung einer Abbauerweiterung gekoppelt. Dies ist bei der aktuellen Rekultivierung anders. Für die Erweiterung des Abbaubetriebs, die mit einer Teilverfüllung des Steinbruchs Kapf mit Ausbruchmaterial aus einem Tunnelbauprojekt der Deutschen Bahn AG verbunden war, musste im Rahmen des Genehmigungsverfahrens ein Rekultivierungsplan vorgelegt werden. Dieser Rahmenplan wurde von einem externen Fachbüro erstellt und mit der Forst- und der Naturschutzverwaltung des Landkreises Lörrach sowie der Gemeinde Efringen-Kirchen abgestimmt und ist die Grundlage für alle Rekultivierungsarbeiten, die seit dem Jahr 2005 im Steinbruch Kapf durchgeführt werden.

Projektdetails

Auf großen Teilen der durch die Verfüllung neu geschaffenen Flächen soll langfristig wieder Wald entstehen – so wie es ursprünglich in diesem Bereich der Fall war. Auf anderen Teilbereichen der Verfüllungsflächen werden vorrangig die Ziele des Naturschutzes verfolgt. Sie unterliegen der Sukzession und durchziehen das gesamte ehemalige Steinbruchgelände. Es handelt sich dabei um Schotterflächen, Felswände, Trockenmauern oder um flächige Rohbodenstandorte unterschiedlicher Exposition. Hier sollen sich die von dem jeweiligen Standort abhängigen natürlichen Lebensraumtypen entwickeln. Häufig handelt es sich dabei um Pioniergesellschaften, die überwiegend nur sehr lückig bewachsen sind.

Die Vorgehensweise bei der Rekultivierung ist abhängig von den angestrebten Ziel-Lebensraumtypen und daher sehr verschieden. Während die Flächen, auf denen sich ein standorttypischer Wald entwickeln soll, mit einer mindestens 1 m mächtigen Rekultivierungsschicht aus humosen Oberboden versehen wurden, besteht die Abdeckung der Flächen, auf denen vorrangig die Ziele des Naturschutzes verfolgt werden, aus humusfreiem Kalkschotter unterschiedlicher Körnung. Die Entwicklung der Waldflächen wird durch die Aussaat einer Gehölzsamenmischung initiiert, in der neben den Samen von Bäumen des Endwaldes auch Samen verschiedener Straucharten enthalten sind. Sie wurde zusammen mit einer Saatmischung aus Gräsern und Kräutern ausgebracht. Es handelte sich dabei ausschließlich um Saatgut gebietsheimischer Arten und gesicherter Herkunftsgebiete. Diese Kombinationssaat wurde gewählt, um möglichst rasch auf den steilen Böschungen durch die schnell keimenden Gräser und Kräuter eine die Erosion behindernde Vegetationsdecke zu etablieren. Dieser Erosionsschutz wurde auch dadurch hergestellt, dass Mähgut von Wiesenflächen der Steinbruchumgebung auf den Böschungen ausgebracht wurde. Die Technik der Mähgutausbringung hat neben dem schnellen Erosionsschutz den großen Vorteil, dass neben den Pflanzensamen zusätzlich Diasporen verschiedener Tierarten übertragen werden. Auf Teilbereichen des Rekultivierungsgeländes, die zum Beispiel besondere Bedeutung für das Landschaftsbild haben, erfolgten im Hinblick auf eine möglichst schnelle Entwicklung geschlossener Baumbestände auch Pflanzungen von Bäumen.

Langfristige Pflege und Monitoring

Die Entwicklung von Wald aus einer Ansaat bzw. aus der sich anschließenden Sukzession benötigt vergleichsweise lange Zeiträume und kann im Detail u.a. wegen der speziellen Standortbedingungen auf den Rekultivierungsflächen nicht vorher gesagt werden. Daher wird die Rekultivierung des Steinbruch Kapf von einem Biologen begleitet und beobachtet. Es wurden Dauerbeobachtungsstellen eingerichtet, an denen jährlich die Vegetationsentwicklung an Hand von Fotos und von Artenlisten dokumentiert wird. Diese Informationen werden zusammen mit der lokalen Forst- und Naturschutzverwaltung ausgewertet. Diese Vorgehensweise ist notwendig, um mittelfristig zielgerichtete Pflegemaßnahmen auf den Rekultivierungsflächen durchführen zu können. Es ist denkbar, dass in wenigen Jahren aufkommende Bäume des Endwaldes innerhalb eines Vorwaldgebüsches freigestellt, oder dass nicht gewünschte Pflanzenarten (Goldrute, Robinie) zur Sicherung wertvoller Magerrasenstandorte oder zur Begünstigung der Entwicklung heimischer Gehölzarten aus der Rekultivierungsfläche entfernt werden müssen.

Gemeinnützigkeit

Die Rekultivierung wird in enger Zusammenarbeit mit den Fachexperten der Naturschutz- und der Forstverwaltung ebenso wie mit den Vertretern der Gemeinde durchgeführt. Hierzu finden regelmäßige Treffen statt, bei denen die Vorgehensweise und die Fortschritte der Rekultivierung dargestellt und abgestimmt werden. Die Flächen, an denen die Rekultivierung abgeschlossen ist, können von der Öffentlichkeit an ausgewählten Stellen besichtigt werden. Hier informieren Schautafeln über den verantwortungsvollen Umgang mit dem Rohstoff Kalk, über die Art der Rekultivierung sowie über die besondere Bedeutung von Rekultivierungsflächen für das Vorkommen seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.

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