Interview

Kurzen Prozess gemacht

Das Thema Prozessmanagement rückt immer stärker in den Focus der Bauöffentlichkeit. Ein Bauunternehmen, das die Zeichen der Zeit erkannt hat, ist der Baubetrieb Bratengeier. tHIS sprach mit Margit Dietz, der Geschäftsführerin der Baugesellschaft, über die künftigen Herausforderungen zwischen Büro und Baustelle.

tHIS: Das Bauhauptgewerbe ist im Wandel. Wie haben Sie die Veränderungen in Ihren eigenen Betrieb wahrgenommen und was war der ausschlaggebende Faktor Abläufe, Prozesse und Baustellenorganisation zu hinterfragen?

Wir haben den Wandel in der Tat hautnah erlebt und haben uns rechtzeitig darauf eingestellt und angepasst. Die Margen sind in den letzten Jahren ständig gesunken und wir haben uns gefragt welche Prozesse wir neu definieren und optimieren müssen. Einerseits gab es in unserem Betrieb Abläufe die wir besser gesteuert und realisiert haben. Anderseits steigen die Anforderungen bei der Dokumentation der Bauprozesse durch unsere Auftraggeber ständig.

 

tHIS: Jede größere Baumaßnahme trifft heute auf ein großes öffentliches Interesse und wird nicht immer positiv begleitet. Dazu verschärfen sich die Rahmenbedingungen bei den ausschreibenden Stellen immer mehr. Wie bewerten Sie den größer werdenden Einfluss der verschiedenen Parameter.?

Wir bauen in erster Linie für die öffentliche Hand und damit sind wir von den von Ihnen beschriebenen Einflüssen sehr betroffen. Große Infrastrukturprojekte gehen selten ohne  Widerstand  der Bevölkerung über die Bühne.  Das heißt im Klartext, für uns erschwert sich der Ablauf und die Abwicklung der Baumaßnahme. Hier sehen wir die Politiker in der Pflicht.  Wir selbst versuchen   die Anwohner unserer Baustellen über mögliche Einschränkungen durch unsere Baumaßnahmen zu informieren.


tHIS: Die Planung steht vor jeder Baumaßnahme. Wie gehen Sie mit den Begriffen Koordinierung, Überwachung. Kosten Termine und Qualität um? Was sind typische Problemfälle bei einer Baumaßnahme?

Dies ist ein permanenter Prozess der Optimierung. Heute haben wir eine enge Verzahnung zwischen der Bauleitung und dem kaufmännischen Bereich. Durch die bereits erwähnten gestiegenen Anforderungen waren wir gezwungen uns geeignete Strukturen zu schaffen um die Baumaßnahmen wirtschaftlich zu gestalten. Die Baustellen werden komplexer und sind nicht mehr im  Kopf eines einzelnen Bauleiters zu steuern. Wir erstellen an den entscheidenden Stellen die entsprechenden Redundanzen damit wir beispielsweise  krankheitsbedingte Ausfälle von Mitarbeitern ersetzen können. Thema bei uns ist auch die Eigenüberwachung, die wir sehr ernst nehmen. Dazu kommt unser integriertes EDV-System, das wir auf unsere Bedürfnisse angepasst haben. Die Implementierung und Integration des Softwaresystems warenund  sind  wichtige Beiträge für unsere Abläufe.


tHIS: Der moderne Maschinenpark kann Fluch und Segen sein. Wie finanzieren Sie Ihre Maschinen und Geräte und wie planen Sie Ihren Finanzbedarf?

Wir nutzen das gesamte Spektrum der Finanzierung von mieten, leasen und kaufen. Wir erstellen einen Investitionsplan und Liquiditätsplan und wählen dementsprechend die Finanzierungsart, die uns nutzt. Wir sehen beispielsweise trotz aller Unkenrufe im Leasing durchaus ein geeignetes Finanzierungsinstrument.

Viele Baubetriebe weiten ihre Angebote aus ohne immer die Kernkompetenzen zu besitzen. Einige Unternehmungen treten mit anderen in Form einer Kooperation auf. Welche veränderten Anforderungen erkennen Sie zukünftig in diesem Bereich bei Ihren Kunden und letztendlich bei Ihrem Unternehmen? Wir haben uns vor drei Jahren ganz bewusst dafür entschieden auf unsere Kernkompetenzen zu setzen.


tHIS: Wo ist Ihrer Meinung nach die entscheidende Wertschöpfung in der Zukunft zu holen?

Aus meiner Sicht gibt es drei große Bereiche in der wir als Unternehmer unser Ergebnis positiv beeinflussen können: Zum einen gibt es ein großes Rationalisierungspotential bei den Bauabläufen. Hier mit den Mitarbeitern zusammen Standards zu entwickeln ist zunächst ein mühsamer Prozess, der aber mit zunehmender Dauer spürbare Werte schafft. Das andere ist die Beschaffungsseite, denn im Einkauf liegt auch ein nicht zu unterschätzender Anteil am Erlös. Im letzten Punkt bewegen wir uns im immateriellen Bereich indem wir Werte schaffen wie Vertragstreue, Berechenbarkeit und Unterstützung unserer Auftraggeber bei Problemlösungen.. Diese Werte funktionieren nicht nur bei unseren Kunden sondern auch bei unseren Mitarbeitern. So haben wir  vor kurzem wieder einmal eine 40-jährige Betriebszugehörigkeit gefeiert.


tHIS: Die Energiekosten sind in der Vergangenheit stark gestiegen, welche Kostenoptimierung betreiben Sie?

Fangen wir mit dem einfachsten an: Wir haben unseren Fuhrpark auf energieeffiziente Modelle umgestellt. Weiterhin planen wir einen Neubau der Firmenzentrale mit einem entsprechenden energetischen Konzept. tHIS: Welche Überschrift möchten Sie gerne im Jahre 2015 über Ihr Unternehmen in unserem Magazin lesen?

Das kundenfreundlichste Bauunternehmen im Rhein-Maingebiet.

tHIS: Vielen Dank für das Gespräch

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