RASSELSTEINER KOLONIE

Historisches Straßenbild zu neuem Leben erweckt

Die Rasselsteiner Kolonie in Neuwied ist eine der wenigen noch erhaltenen historischen Werkssiedlungen Deutschlands. Die Straßen- und Gehwege der ausgewiesenen Denkmalzone zeigten allerdings starke Beschädigungen. Mit dem Jasto Rustikal-Pflaster ließen die Planer das alte Straßenbild wieder aufleben.

Eine Siedlung, die unter Denkmalschutz steht, erfordert eine besondere Herangehensweise bei der Sanierung. Das Augenmerk liegt auf Materialien, die dem historischen Bestand gerecht werden. Das Jasto Rustikal-Pflaster bringt gute Voraussetzungen für eine stimmige Erneuerung von entsprechenden Gehwegen und Straßen mit, denn es wird einem mechanischen Alterungsprozess unterworfen. Fotoaufnahmen aus der Entstehungszeit gaben bei der Planung für die Sanierung der Rasselsteiner Kolonie den Ausschlag, sich für dieses Pflaster zu entscheiden. Die ThyssenKrupp Steel-Tochter ThyssenKrupp Rasselstein ist Deutschlands einziger Weißblechhersteller. In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtete das Unternehmen neben dem Werksgelände eine Siedlung, um Arbeiter durch preiswerten Wohnraum an den Standort zu binden. Die „Rasselsteiner Kolonie“ genannte Werkssiedlung in Neuwied-Niederbieber hat ihr urtümliches Aussehen bis heute in großen Teilen bewahrt. Mitten durch die Siedlung fließt ein Kühlwassergraben mit wild bewachsenen Ufern, ein alter Baumbestand säumt die Straßen und die einzelnen Häuser werden durch Gärten aufgewertet. In Deutschland finden sich nur noch wenige vergleichbare Anlagen. Infolgedessen hat das Land Rheinland-Pfalz die Siedlung als Denkmalzone ausgewiesen. Die Straßen und Gehwege der Kolonie waren vor der Instandsetzung allerdings durchgehend asphaltiert und die Asphaltdecke zudem in einem schlechten Zustand. In neuerer Zeit hatte es keine größeren Sanierungen mehr gegeben.

Dem historischen Pflaster auf der Spur

Bei der längst fälligen Erneuerung wurde dem malerischen Charakter der Siedlung Rechnung getragen. Die Denkmalschutz-Behörde und das mit den Arbeiten betreute Ingenieurbüro Gastring Ingenieure aus Bendorf entschieden sich ganz bewusst dafür, die Gehwege mit einem Pflasterbelag nach historischem Vorbild wieder herzustellen. Auch ein Teil der Straßen wurde gepflastert, die restlichen Fahrbereiche jedoch asphaltiert.

Gemeinsam mit den Anwohnern der Kolonie suchte man nach alten Fotoaufnahmen. Sie spiegelten den einstigen Zustand der Siedlung sehr gut wider. Das typische Erscheinungsbild dieser Region in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts kristallisierte sich heraus. Pflastersteine und Farben von grau bis anthrazit prägten die Gehwege und Straßen in der damaligen Zeit.
Mit diesem Ergebnis begannen Planer und Denkmalbehörde die Suche nach einem passenden Bodenbelag. Fündig wurden sie bei den Jasto Baustoffwerken aus Ochtendung. Das von Jasto produzierte Rustikal-Pflaster bot hervorragende Voraussetzungen, um sich dem Charakter der Anlage zur Entstehungszeit anzunähern.

Die Pflastersteine werden in großen Trommeln mechanisch gealtert und dann verlegegerecht palettiert. Durch dieses „Kollern“ brechen die Ecken und Kanten des Pflasters unregelmäßig und die Steine wirken wie von Hand verarbeitet. Damit vermittelt das Rustikal-Pflaster genau den urigen Eindruck, den sich Dirk Gastring, Inhaber des gleichnamigen Ingenieursbüros, für die Instandsetzung der historischen Werkssiedlung wünschte.
Insgesamt wurden in der Rasselsteiner Kolonie circa 6.000 m² Rustikal-Pflaster verlegt. Den größten Anteil daran haben Steine im Farbton schiefer-grau-nuanciert. Die extra ausgewiesenen Parkflächen heben sich im Farbton anthrazit leicht von den Gehwegen ab.

Der Bodenaufbau

Die Rasselsteiner Kolonie ist eine überwiegend verkehrsberuhigte Zone ohne Durchgangsverkehr. Aufgrund der geringen Verkehrsbelastung und in Anlehnung an die historische Bebauung entschied sich der Planer für eine ungebundene Bauweise. Untergrund und Oberbau der Fußwege und gepflasterten Straßen sind jeweils gleich aufgebaut.

Den Untergrund für den Oberbau bildet eine 34 cm starke Frostschutzschicht. Auf diese folgt eine 20 cm starke Tragschicht sowie ein 3 cm starkes Pflasterbett aus Basaltsand. Für das PflAster selbst wurden 8 cm starke Steine in den FoRmaten 14 x 10,5 cm, 14 x 14 cm und 14 x 21 cm gewählt. Die 4 mm breiten Fugen wurden ebenfalls mit Basaltsand ausgefüllt. Verlegt wurden die Steine hauptsächlich im Ellbogen- und ReIhenverband. An den ebenfalls gepflasterten Einfahrten zu den Garagen entschieden sich die Planer für einen Fischgrätenverband, um durch eine stärkere Verzahnung die Scherkräfte der einlenkenden Autoreifen abzufangen. Ergänzt wurde das Jasto Rustikal-Pflaster durch zwei darauf abgestimmte Ergänzungsprodukte: die Rustikal-PalisAden und die Rustikal-Randsteine. In regelmäßigen Abständen angelegte Pflanzbeete und der alte Baumbestand wurden mit den Palisaden eingefasst. Die Randsteine wurden zwischen den Palisaden und den Pflasterflächen verlegt. Zum einen, um einen fließenden Übergang zu schaffen, zum anderen aber auch aus psychologischen Gründen: Durch ihre dunklere Farbe sollen sie sich deutlich absetzen und die Autofahrer dazu bewegen, beim Parken nicht zu nah an die Palisaden heranzufahren.

Neues Pflaster ist ein Gewinn für die Kolonie

Durch die Erneuerung der Straßen- und Gehwegoberflächen wird der gesamte Bereich deutlich aufgewertet. Nach Abschluss der Arbeiten will ThyssenKrupp die Rasselsteiner Kolonie komplett an die Stadt Neuwied übergeben. Die noch im Besitz des Unternehmens befindlichen Gebäude sollen möglichst bald privatisiert werden.

Planer Dirk Gastring zieht eine positive Bilanz: „Nach der Sanierung wirkt die Denkmalzone viel ursprünglicher. Auch die Bewohner merkten schon während der Arbeiten, dass sich ihr Gesamtumfeld wesentlich verschönern wird. Und das ohne zusätzliche Kosten für die Hausbesitzer. Das Projekt genoss Wohlwollen von allen Seiten, so gab es trotz des Umfangs keine nennenswerten Unstimmigkeiten mit den Anwohnern.“ Das Gesamt­budget von etwa 3,5 Mio. Euro trug dazu bei, dass sowohl die Bedürfnisse der Anwohner als auch die Belange des Denkmalschutzes ohne schwerwiegende Kompromisse umgesetzt werden konnten. Das Budget umfasste neben den Pflasterarbeiten ebenso die Grundstücks- und Kanalarbeiten, die Zaunanlagen, Straßenbeleuchtungen und die Erneuerung der Garagen.
Auch für die Zusammenarbeit mit den Jasto Baustoffwerken zieht Gastring eine positive Bilanz: „Mit dem Rustikal-Pflaster von Jasto haben wir genau das richtige Material gefunden, um das auf den alten Fotos gefundene Erscheinungsbild wieder aufleben zu lassen.“

Jasto Baustoffwerke

Jakob Stockschläder GmbH & Co.KG, Ochtendung

www.jasto.de

PROJEKTDATEN


Objekt: Rasselsteiner Kolonie, Neuwied-Niederbieber
Bauherr: ThyssenKrupp Real Estate GmbH, Essen
www.thyssenkrupp-realestate.com
Stadt Neuwied, www.neuwied.de
Planer: Gastring Ingenieure, Bendorf/Rhein
www.gastring-ingenieure.de
Ausführendes Bauunternehmen: Derek Tief- und Straßenbau GmbH, Neuwied, www.tiefbau-neuwied.de
Pflasterproduzent: Jasto Baustoffwerke, Jakob Stockschläder GmbH & Co.KG, Ochtendung, www.jasto.de
Bauzeitraum: Gesamt: Juli 2011 - Juni 2013
Pflasterarbeiten: Januar 2012 bis Juni 2013
Verwendetes Pflaster: 6.000 m² Jasto Rustikal-Pflaster, schiefergrau-nuanciert (anthrazit für Parkbuchten), sowie Jasto RustikalPalisaden und Jasto Rustikal-Randsteine

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