MASCHINEN IM DAUEREINSATZ

Härtetest in ­eigener Sache

Die Werkserweiterung der Hamm AG war ein echter Härtetest für die eigenen Walzen und Walzenzüge, denn die Dimensionen waren gewaltig: Ein 150.000 m² großes Areal wurde von Mai bis November 2012 aufbereitet. Dabei bewegten die Maschinen rund 290.000 m³ Erde in nur drei Monaten.

Mitten im Getümmel, zwischen zahllosen Baggern und Lkw, waren auch bauma-Neuheiten von Hamm und Wirtgen im Einsatz, denn die Hersteller nutzten die Chance und stellten ihre Neuentwicklungen auf eine harte Belastungsprobe. Das Resultat: Die Maschinen überzeugten Fahrer und Bauleiter bei der Leistungsfähigkeit, der Handhabung und der Zuverlässigkeit.

Es sind immer riesige Flächen und gewaltige Massen im Spiel, wenn Bauleiter Michael Wegener von der Hamm AG über die Werkserweiterung im eigenen Hause spricht, denn der Walzenhersteller hat sein Stammwerk im bayerischen Tirschenreuth um beeindruckende 150.000 m² erweitert. „Nachdem das Baufeld im Mai 2012 komplett vorbereitet war, wurden die enormen Dimensionen des Projektes erstmals sichtbar“, erinnert sich Bauleiter Wegener an den Beginn der Bauarbeiten.

Für die Ausführung der Maßnahme hatte Hamm die Firmengruppe Max Bögl als Generalunternehmer verpflichtet. Dabei arbeitete das Bauunternehmen mit brandneuen Maschinen von Hamm und Wirtgen, von denen die meisten erst auf der bauma 2013 der Öffentlichkeit präsentiert werden. So konnten die Unternehmen der Wirtgen Group ihre Maschinen auf dem eigenen Gelände einem echten Härtetest unterziehen.

Bodenstabilisierung in 21 Lagen

Der erste Knochenjob: Das vorhandene Gefälle musste ausgeglichen werden, um eine ebene Fläche auf dem über 120.000 m² großen Gelände hinter dem bisherigen Werk herzustellen. Dazu mussten etwa 290.000 m³ Erde bewegt werden: Zwei große Bagger trugen die Erdmassen auf der oberen Hälfte bis zu 12 m tief ab. Etwa die Hälfte dieses Materials wurde dann am anderen, tiefer gelegenen Ende des Areals lagenweise aufgetragen, verbessert und verdichtet.

Natürlich mit Baumaschinen von Hamm und Wirtgen: Die Walzenzüge H 18i und H 20i verdichteten den Boden, den zuvor der Bodenstabilisierer WR 250i von Wirtgen exakt 40 cm tief mit Zement durchmischt hat. Damit war die „Crème de la Crème“ des Erdbaus auf der Baustelle versammelt. Die beiden Walzenzüge gehören zur neuesten Generation der Verdichtungsgeräte im Erdbau und der WR 250i ist offiziell noch gar nicht verfügbar. Er wird erst auf der bauma 2013 der Fachwelt präsentiert. Besonders bemerkenswert: Es waren ausschließlich „i“-Maschinen mit modernster Verbrennungs- und Abgastechnologie am Start. Ihre Motoren erfüllen die Abgasrichtlinien EU IIIB / Tier 4i und arbeiten deshalb ausgesprochen schadstoffarm.

Die Walzen überzeugten nicht nur beim Umweltschutz, sondern auch in ihrer Funktion als „Dauerläufer“. „Die Bodenstabilisierung mit dem neuen WR 250i sowie die anschließende Verdichtung mit den topmodernen H-Walzenzügen klappte wie am Schnürchen“, erinnert sich Bauleiter Wegener. Hinter dem Stabilisierer verdichtete zunächst die 20 t schwere H 20i P mit ihrer Stampffußbandage den aufbereiteten Boden. Mit dieser Bandageerzielt man gute Verdichtungswerte bei bindigen Böden bzw. bei Mischböden, wie sie auf der Baustelle vorhanden waren. Außerdem erzeugt der Walzenzug damit eine große Oberfläche, über die der Boden gut austrocknen kann. Ihm folgten zwei Walzenzüge mit Glattmantelbandage, eine 18 t schwere H 18i und eine H 20i. Der Stabilisierer und das Walzentrio arbeiteten sich Schicht für Schicht über einen Zeitraum von drei Monaten nach oben. An der vormals tiefsten Stelle lagen am Schluss 21 Schichten mit einer Gesamtdicke von 8,50 m aufeinander.

HCQ Navigator schafft flächendeckende Qualität

Damit die neue Fläche die geforderte Tragfähigkeit besitzt, nutzte die Firma Max Bögl den HCQ Navigator für die Flächendeckende Verdichtungskontrolle zur Eigenüberwachung. Das System dokumentiert jede Überfahrt der Walzenzüge und die dabei erzielte Tragfähigkeit des Bodens. Insbesondere der Fahrer, in dessen Verantwortung die abschließende Verdichtung jeder Lage lag, erkannte schnell die Vorteile des HCQ Navigators von Hamm: „Ich sehe sehr gut, wo die geforderte Tragfähigkeit noch nicht erreicht ist. An diesen Stellen kann ich nachverdichten.“ Für ihn war das System neu, „aber unsere Leute haben die Bedienung in kürzester Zeit beherrscht. Es ist ein wirklich benutzerfreundliches System“, lobt Dipl.-Ing. Gunnar Bellmann, Bauleiter von Max Bögl, den HCQ Navigator.

Erlkönig auf Gummirädern

Nach dem Bodenstabilisierer WR 250i betrat ein zweiter Erlkönig die Bühne: die Gummiradwalze GRW 280 in der neuen Version mit „i“-Technologie. Ihr Auftrag war das abschließende Versiegeln des neuen Planums auf gut 120.000 m². Ballastiert auf ein Einsatzgewicht von 16 t arbeitete sie sich sukzessive über das riesige Gelände. Damit sie keinen Quadratmeter unbearbeitet hinterlässt, nutzte die GRW 280i ebenfalls den HCQ Navigator.

Weil auch diese Walze mit neuem Motor auf der bauma 2013 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wird, war man bei Hamm sehr gespannt auf die Rückmeldungen der Fahrer von Max Bögl zu dieser Maschine. Die Reaktionen waren durchweg positiv. „Meine Kollegen waren begeistert von dem einfachen Handling, dem Fahrverhalten der Walze und dem Platzangebot in der Kabine mit Klimaanlage“, fasste Polier Heiko Richter die Meinungen zusammen.

Großeinsatz für den Anbau-Plattenverdichter

Die gesamte, neu aufbereitete Fläche wurde nach Vollendung des Planums mit zwei mal 20 cm Frostschutzschicht überbaut. Zur Verdichtung dieser über 120.000 m² großen Lagen betraten gleich zwei Neuheiten das Areal: der 13 t schwere Walzenzug H 13i und der neue Plattenverdichter. Dieser Walzenzug mit 2,14 m Arbeitsbreite und einem 105 kW starken 4-Zylinder-Diesel ist einer der drei „Neuen“ aus der H-Reihe, die auf der bauma 2013 offiziell Premiere feiern werden. Auch dieses Verdichtungsgerät fand beim Max Bögl-Team großen Anklang.

Die H 13i wurde kombiniert mit dem Anbau-Plattenverdichter, den Hamm zur Intermat 2012 erstmals präsentiert hatte. Der Walzenzug mit Plattenverdichter optimiert den Prozess und die Verdichtungsergebnisse besonders bei nichtbindigen Böden. Der Walzenzug erzielt mit seiner Bandage bei niedriger Frequenz und hoher Amplitude eine gute Tiefenwirkung. Unmittelbar dahinter verhindert der Plattenverdichter durch seine große Auflagefläche die Wiederauflockerung im oberen Bereich. So erreichte der Walzenzug in zwei Übergängen Tragfähigkeiten von über 120 MN/m2.

Mit einer Schnellkupplung für die Hydraulik und einer cleveren Mechanik war das Anbauaggregat im Handumdrehen montiert. Im Einsatz brillierte der Plattenverdichter durch die einfache horizontale Verschiebung und die variabel einstellbare Frequenz. Polier Richter beschreibt die Vorteile aus seiner Sicht: „Durch den großen Verschiebeweg von 800 mm zu beiden Seiten der Bandage können wir auch an den Rändern gut verdichten. Dazu kommt die einfache Bedienung per Joystick aus der Kabine.“

Neuer Testhügel mit Steigungsstrecken

Außer der Fläche, auf der künftig Maschinen und Gebäude ihren Platz finden werden, vergrößerte Hamm bei dieser Baumaßnahme auch das Testgelände. Der bisherige Demonstrations-Hügel mit verschieden steilen Auffahrtswinkeln wurde zurückgebaut. Stattdessen entstand einige Meter weiter ein neuer Hügel als Teil eines 30.000 m² großen Testgeländes.

Bei der Verdichtung des neuen Hügels mit Steigungen von bis zu 70 % stellten die Walzenzüge der H-Reihe ihr Können souverän unter Beweis. Parallel dazu kamen auch Tandemwalzen von Hamm und ein Fertiger Super 1900-2 von Vögele zum Einsatz. Sie bauten mehrere Asphaltflächen ein, die von einer HD+ 90i, einer DV 90 und einer GRW 280 verdichtet wurden. Auch im Asphalt überzeugten die neuen Hamm-Maschinen die Max Bögl-Mannschaft.

Belastungsprobe bestanden

Nach einer gründlichen Planung wickelte das Team der Firma Max Bögl die Bauarbeiten in nur fünf Monaten ab. „Dabei kamen gerade bei den neuen Maschinen etliche Betriebsstunden zusammen. So hat schlussendlich jeder einzelne Walzenzug knapp 150.000 m³ verdichtet und dabei über 500 Betriebsstunden geleistet“, rechnet Produktmanager Reiner Bartsch vor. Er begleitete insbesondere die Maschinen, die kurz vor der Markteinführung stehen. Sein Resümee fällt ausgesprochen positiv aus: „Für die Walzenzüge war die Stabilisierung ein besonders anspruchsvoller Einsatz. An Tagen mit viel Wind hatten wir feinen Zementstaub in der Luft – eine wahre Belastungsprobe für die Filter.“ Aber die Maschinen ließen sich davon nicht beeinträchtigen. „Darüber hinaus gab es nur ein paar Kleinigkeiten, um die sich unsere Servicetechniker bei den neuen Maschinen kümmern mussten. Allesamt Punkte, die unsere Kollegen schnell identifizieren und beheben konnten“, ergänzt Bauleiter Wegener. Spätestens nach diesem Dauereinsatz der neuen Maschinen steht fest: Einem Erfolg der neuen Walzen und Walzenzüge von Hamm steht nichts mehr im Weg.

Hamm AG  

Gottfried Beer / Astrid Gerich   

www.hamm.eu

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