Detectino blickt durch

Bauarbeiten vor der Haustür – die Straße wird aufgerissen und plötzlich gehen bei den Anwohnern die Lichter aus. Ein Szenario, das immer wieder auftritt. Bei den Straßenbauarbeiten wurde eine Versorgungsleitung beschädigt. Der Schaden liegt aber nicht nur in der unterbrochenen Stromversorgung, sondern auch die Baustelle liegt erst einmal still. Kosten und Unannehmlichkeiten, die zukünftig der Vergangenheit angehören können. Denn jetzt blickt Detectino durch. Detectino ist das System zur Lokalisierung und zwei-/dreidimensionalen Darstellung unterirdischer Leitungssysteme jeglicher Art. Es ermöglicht quasi die Darstellung eines „gläsernen Bodens“, denn es durchdringt wie ein Röntgengerät die Erde und macht Leitungen und Kanäle im Untergrund sichtbar.

Das Hauptproblem für die häufige Beschädigung von Leitungen liegt in der mangelhaften oder ganz fehlenden Dokumentation der unterirdischen Leitungssysteme. Da kein Zentralregister verfügbar ist, mussten bisher vor Baubeginn die jeweiligen Fremdleitungspläne – deren Inhalt häufig ungenau ist – angefordert werden und/oder eigene Probegrabungen durchgeführt werden. Als Bauspezialversicherer kennt die VHV diese Problematik sehr gut. “Kabel- und Leitungsschäden sind mit Abstand die häufigsten Schäden in der gewerblichen Haftpflichtversicherung. Das Detectino-System wird die Situation für die Baubetriebe entscheidend verbessern.“, erläutert VHV-Vorstand Dietrich Werner. Die VHV Versicherungen haben die dreijährige Forschungs- und Entwicklungsphase gefördert und vorangetrieben. „Wir freuen uns, dass Detectino jetzt auf den Markt kommt und sind davon überzeugt, dass es erfolgreich sein wird. Daher setzen wir auch unseren Namen dafür ein“, so Werner weiter.

Das einzigartige am Detectino -System ist zum einen die Kombination unterschiedlicher Sensorsysteme und zum anderen vor allem der Einsatz der Methoden künstlicher Intelligenz und neuronaler Netze. Das macht Detectino zu einem lernenden System, das sich fortlaufend in der Praxis weiter entwickelt und optimiert.

Die Hauptaufgabe der Lokalisierung wird von einem Georadar-System (GPR) unterstützt. Bei der Messung wird ein kurzer elektromagnetischer Impuls in den Boden gegeben. An Grenzen, an denen sich die elektromagnetischen Eigenschaften des Untergrunds ändern, wird ein Teil des Impulses reflektiert. Die Laufzeit und Amplitude des reflektierten Signals werden an der Oberfläche aufgezeichnet. Es wird ein Mehrkanalsystem verwendet, d. h. es werden mehrere Profile gleichzeitig gemessen. GPR ist die einzige geophysikalische Methode, die in der Lage ist, sowohl metallische als auch Kunststoff-, Beton oder Steinzeugleitungen zu orten und deren Lage und Tiefe mit einer Genauigkeit von wenigen Zentimetern zu bestimmen. Die üblicherweise zur Leitungssuche eingesetzten elektromagnetischen Verfahren sind in die Sensorplattform integriert.

Der Sensorik nachgelagert ist ein PC, der mittels neuer Verfahren der Computerintelligenz die erhobenen Daten sofort aufarbeitet. In dieser Auswertung werden die Daten der Georeferenzierung integriert. Somit ist eine Dokumentation der Lagedaten in bestehendes Kartenmaterial nebst Tiefenangaben in Katasterkarten in zwei- oder dreidimensionaler Auswertung möglich.

Um eine Genauigkeit im Zentimeterbereich zu erzielen, werden GPS- und GLONASSSignale durch einen Abgleich über Referenzstationen, die deutschlandweit installiert sind, in Bruchteilen von Sekunden korrigiert und dem System zur Verfügung gestellt.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit macht Detectino möglich

Die Entwicklung von Detectino zeugt von einer erfolgreichen Zusammenarbeit und Kombination unterschiedlichster Fachdisziplinen und Kompetenzen. Maßgeblich haben folgende Institutionen und Unternehmen Detectino möglich gemacht:

n BG BAU-Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Berlin

n Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main

n CUTEC-Institut GmbH, Clausthal-Zellerfeld

n ProKASRO Mechatronik GmbH, Karlsruhe
Detectino GmbH, Hildesheim

n Land Niedersachsen

n VHV Allgemeine Versicherung AG

Das Detectino -System wurde entwickelt für Unternehmen des Leitungstiefbaus, Betreiber von Leitungsnetzen für Strom, Wasser, Abwasser, Gas und Fernwärme, Kommunikationsunternehmen, Unternehmen für Ausgrabungen, Instandsetzungen und Neuinstallationen von Leitungen, Gebietskörperschaften und Behörden sowie Versicherungen. Detectino
wurde im Rahmen der Initiative „Deutschland - Land der Ideen“ bereits als „ausgewählter Ort 2010“ ausgezeichnet.n