Den richtigen Dreh raus!

Das grundlegende Konzept von Rohrverlegern für den Pipeline- und Leitungsbau hat sich in den letzten Jahrzehnten eigentlich überhaupt nicht verändert. Die meisten dieser Maschinen basieren auf Planierraupen, die anstelle des Planierschildes auf der linken Seite einen Kranarm – auch Seitenbaum genannt – und entsprechend auf der gegenüberliegenden Seite ein hydraulisch verstellbares Kontergewicht erhalten.

Ursprünglich wurden die ersten Rohrverleger schon in den 1930er Jahren aus Raupenschleppern entwickelt, die einfach mit einem Seitenkran und einer Seilwinde ausgestattet waren. Bis heute hält man an diesem Konzept fest, denn sogar Frontmotor und Fahrerstand am Heck sind übernommen worden. Durch das schmale Raupenfahrwerk, auf dem im Gelände mit schweren, hängenden Lasten gefahren werden muß, kann es bei derartigen Rohrverlegern mitunter zu erheblichen Sicherheitsproblemen kommen.

Kürzlich stellte Volvo CE eine Serie von Rohrverlegern vor, die gänzlich anders konstruiert sind und frischen Wind in den Pipelinebau bringen sollen. Die Maschinen erhielten in Sydney von der IPLOCA (International Pipe Layers and Offshore Contractors Association) bereits den renommierten New Technology Award, der vom Mineralölkonzern BP gesponsert und für Innovationen in der Pipeline-Industrie vergeben wird. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass an Rohrverleger andere Anforderungsparameter gestellt werden als an herkömmliche Geländekrane.

Da Rohrstränge große Gewichte erreichen – ein zusammengeschweißter 700-m-Gasrohrstrang wiegt bis zu
170 t – und schonend bewegt werden müssen, arbeiten im Regelfall mehrere Rohrverleger im Team. Sicherheitsprobleme bei einer Maschine würden sich sofort auf andere Rohrverleger übertragen und daher das gesamte Ensemble gefährden.
Zwar basieren die neuen Volvo-Rohrverleger PL4608, PL4611 und PL7015 mit 80, 110 und 150 t Kipplast auf den bewährten Raupenbaggern aus dem Hause Volvo, dennoch entstanden die Maschinen keineswegs einfach aus umkonstruierten Baggern. Vielmehr fragte die amerikanische Firma Davis Cranes bei Volvo Construction Equipment an, ob Interesse besteht, eine Baureihe von solch neuartigen Rohrverlegern zu entwickeln.

Firmenchef Danny Davis sammelte schon seit mehr als 25 Jahren Erfahrungen im internationalen Pipelinebau. Um zahlreiche Probleme, die sich beim Einsatz mit üblichen Rohrverlegern oft stellen und Pipelinebauer über die Jahrzehnte hinweg stören, wirksam zu eliminieren, konstruierte Davis im Jahr 2003 eine innovative Maschine, den DPL (Davis Pipe Layer). Dieser Rohrverleger entstand damals auf der Grundlage eines gebrauchten Raupenbaggers. Inzwischen wurden die Lizenzen zur Serienproduktion der patentierten Rohrverleger an Volvo CE vergeben.

Da weder ein schmales Raupenchassis noch ein Seitenbaum vorhanden sind und stattdessen auf einen modifizierten Unterwagen eines Volvo-Baggers zurückgegriffen wird, weisen die neuen Rohrverleger eine erheblich größere Stabilität und Kippsicherheit auf. Der Schwerpunkt liegt aufgrund spezieller Gegengewichte im Unterwagen sehr tief.

Diese Merkmale bringen einen weiteren großen Vorteil: Beim Befahren steiler Passagen an der Rohrtrasse hat sich die Kippsicherheit nach hinten enorm verbessert. Deshalb bieten die Volvo-Rohrverleger an Steigungen und Gefällen höhere Traglasten als herkömmliche Maschinen. Die Anlenkung des Auslegers befindet sich unter allen Arbeitspositionen stets innerhalb der Laufwerks-Innenseiten und daher dicht am Maschinenmittelpunkt. Dies gewährleistet zusammen mit dem extrabreiten Unterwagen und den breiten Bodenplatten höhere Tragfähigkeiten, mehr Stabilität und zugleich einen geringeren Bodendruck.

Aufgrund ihrer besseren Standfestigkeit sind die Ausleger der Rohrverleger von Volvo länger als bei Maschinen mit vergleichbaren Traglasten, was aber nicht nur die Verwendung größerer Hakenhöhen erlaubt, sondern dank des längeren Auslegers ist es außerdem möglich, auch bei weiten Ausladungen zu arbeiten – also deutlich sicherer durch den größeren Abstand zum Rohrgraben.

Durch die 360-Grad-Schwenkfunktion der Rohrverleger verbessert sich auch die Flexibilität im Einsatz. Der Oberwagen lässt sich nun unabhängig von der Fahrstellung des Unterwagens schwenken. Auf diese Weise sind Lasten, natürlich in erster Linie Rohre, deutlich schneller und präziser positionierbar. Rohrverleger arbeiten als geländetaugliche Mobilkrane, weshalb den Sicherheitsvorkehrungen eine besonders große Bedeutung zukommt. So ist der Ausleger gegen ein plötzliches und unvorhergesehenes Absenken gesichert. Die Kabine bietet ausreichenden Schutz gegen reißende Seile, die wie Peitschen wirken könnten.
Anders als die meisten herkömmlichen Rohrverleger verfügen die Volvo-Modelle über ein ausgeklügeltes Last-Management-System, über Lastanzeigen am Ausleger, Lastanzeigen auf einem Monitor und einen Lastmomentbegrenzer. Die erhöht angeordnete Kabine bietet dem Fahrer ein größeres Blickfeld, auch in den Rohrgraben, was Experten als sehr erfreulichen Beitrag zur Baustellensicherheit erachten.

Der Volvo PL7015 gilt mit 150 t Kipplast und 92 t Eigengewicht als größter Rohrverleger der Welt. Bei 6,1 m Gesamtbreite hat er eine nahezu quadratische Standfläche und damit eine äußerst hohe Stabilität beim Fahren mit angehängter Last. Der Transport gestaltet sich einfach: Die Entladung vom Tieflader erfolgt ohne jegliche Fremdhilfe, wobei einziehbare Stützen den Rohrverleger sichern. Raupenfahrwerke und Gegengewicht werden von der Maschine selbst innerhalb kürzester Zeit angesetzt oder abgenommen – alles im Alleingang nur mit dem Fahrer.

Die neuen Volvo-Rohrverleger können also viele Arbeiten besser erledigen als diejenigen in herkömmlicher Bauweise. So entladen die Volvo-Fabrikate Rohre wie ein Raupenkran und stapeln sie am Lagerplatz. Die Rohrverleger lassen sich sogar zwecks besserer Auslastung in übliche Raupenbagger umrüsten und später wieder als Rohrverleger verwenden. Deshalb gelten die Rohrverleger Marke Volvo unter alten „Pipeline-Hasen“ bereits jetzt als bahnbrechende Innovation.n