Smartphone mit Wärme-Detektiv

CatPhone S60

Das „S60“, aktuelles Smartphone-Flaggschiff aus dem Hause Caterpillar, verkraftet harte Stürze und ist extrem widerstandsfähig. Es verfügt auch über eine integrierte Wärmebildkamera von Flir.

Das „S60“ verfügt über eine integrierte Wärmebildkamera von Flir, die dabei hilft, undichte Fenster und Wärmebrücken aufzuspüren. Damit unterscheidet sich das neue Topmodell beim Funktionsumfang deutlich vom kleineren „S40“ (Bericht in THIS 01/2015, Bauhandwerk 12/2015). Das bot in punkto Robustheit und Baustellentauglichkeit zwar keinerlei Schwächen; es übertraf außerdem die zugesichterten Eigenschaften, was Sturzhöhe und Wasserdichtigkeit angeht, bei weitem. Wer aber die heute üblichen „Nebenfunktionen“ wie Fotos aufnehmen oder Musik abspielen nutzen wollte, musste im Vergleich zu Standard-Smartphones spürbare Abstriche machen.

Wertiger Eindruck

Zum wertigen Eindruck des „S60“ trägt nicht nur das hohe Gewicht, sondern vor allem der Rahmen aus gebürstetem Metall und die Rückseite in Carbonoptik bei – das Telefon sieht richtig gut aus. Selbst die eigenwillige, knubbelige Ausbuchtung der Thermografiekamera wirkt nicht wie ein der Technik geschuldeter Kompromiss, sondern eher wie ein bewusst gesetztes Designelement. Doch die schöne Hülle des „S60“ ist längst nicht mehr so griffig wie die des „S40“. Kurz nach der ersten Inbetriebnahme flutscht es mir aus der Hand und poltert eine geflieste Treppe hinunter.

Unverwüstlich

Danach ist der Bann gebrochen. Hemmungslos setze ich das „S60“ allem aus, was es laut Hersteller aushalten soll. Wozu beim Baden das Handy unbeaufsichtigt zurücklassen? Meine Badehose verfügt schließlich über eine Tasche! 2 m Wassertiefe übersteht das Handy ohne Vorsichtsmaßnahme und kann problemlos zum Schwimmen mitkommen. Legt man die beiden kleinen Hebel auf der Vorderseite um, werden Mikrofon und Lautsprecher zusätzlich abgedichtet. 

Dann sind auch 5 m Wassertiefe möglich, ausreichend um beim Schnorcheln auf die Anschaffung einer Unterwasserkamera verzichten zu können. Apropos verzichten: Für das „S60“ wird eine Displayschutzfolie mitgeliefert. Brauchen tut man die aber nicht. Nach mehr als einem halben Jahr bewusst ruppiger und wenig pfleglicher Benutzung ist das Display unseres Testgeräts noch immer völlig makellos – ohne Schutzfolie.

Praktische Thermografiekamera

Das Alleinstellungsmerkmal des „S60“ ist die fest eingebaute Thermografiekamera von Flir, die ähnlich gut funktioniert, wie das von uns bereits getestete Modul „Flir One“, das derzeit für gut 200 Euro erhältlich ist.  Für beide Modelle gilt: Gutachter, Energieberater oder Feuerwehrleute können auf sehr hochwertige, auf ihren Einsatzzweck hin spezialisierte Wärmebildkameras nicht verzichten. Aber zum Erkennen eines undichten Fensters, einer Wärmebrücke eines abgesackten Dämmpakets oder der Rohre einer Flächenheizung reicht die Auflösung und der Messbereich des „S60“ vollkommen aus. Die eingebauten MSX-Technologie, bei der ein „normales“ Foto und die Thermografie so überlagert werden, dass Details und Konturen gut erkennbar sind, erleichtert die Diagnose. So wird das „S60“ schnell zu einem unverzichtbaren Helfer, mit dem man die korrekte Ausführung seiner Arbeit überprüfen und dokumentieren oder Fehler suchen kann. Vor allem deswegen, weil man diese praktische Funktion immer verfügbar in der Hosentasche hat und nicht erst die große Wärmebildkamera aus dem Auto oder gar aus der Firma holen muss. Und weil die bunten Messbilder so eindrucksvoll sind, erleichtern sie auch die Kommunikation mit dem Kunden, der so die Notwendigkeit einer Sanierung leichter einsieht, als durch einen zehnminütigen Vortrag über λ-Werte, Wärmedurchgangskoeffizienten und Taupunkte. Ich konnte beispielsweise mit Hilfe der Wärmebilder meinen Vermieter davon überzeugen, dass dringend neue Fenster eingebaut werden müssen.

Viel Funktionalität fürs Geld

Das „Cat S60“ ist mit einem Listenpreis von 650 Euro nicht gerade ein Schnäppchen. Für das gleiche Geld bekommt man sehr viel leistungsfähigere Smartphones. Die sind dann allerdings nicht so robust wie das Catphone, und wenn man Thermografien machen  möchte, müsste man sich zusätzlich ein „Flir One“- Modul kaufen.

Normale Anwendungen laufen auf dem mit 32 GB ROM und einem Snapdragon 610 OctaCore-Prozessor bestückten Smartphone stabil und flüssig. Für grafisch aufwendige Spiele ist es aber nicht geeignet.

Sowohl Haupt- als auch die Frontkamera sind nicht high-end, liefern aber Fotos und Filme in solider Qualität, die auf dem sehr hellen, mit nassen oder behandschuhten Fingern bedienbaren Display gestochen scharf und in satten Farben dargestellt werden. Sprachqualität und Sound sind sowohl beim Telefonieren, als auch beim Musikhören über die eingebauten Lautsprecher gut (im Gegensatz zum scheppernden Sound-Matsch des „S40“) und dank des per MicroSD auf bis zu 160 GB erweiterbaren Speichers kann man seine gesamte Musiksammlung immer dabei haben. Die Möglichkeit, das „S60“ mit einer zweiten SIM-Karte zu betreiben, ist ideal, um private und dienstliche Kommunikation zu trennen. Als Betriebssystem ist Android 6 „Marshmallow“ installiert. Mit einem vollen Akku kommt man bei normaler Nutzung trotz des großen Displays locker über den Tag, wenn man sich zurückhält, ist auch ein zweiter Tag drin.

Das „S60“ ist in Bezug auf Austattung und Leistung ein solides Mittelklasse Smartphone, das dank seiner robusten Hülle auch im Baustellenalltag oder bei Outdooraktivitäten als zuverlässiger und wenig zimperlicher Begleiter dienen kann. Die Funktionalität der integrierten Wärmebildkamera reicht für die meisten Aufgaben auf der Baustelle vollkommen aus und eröffnet darüber hinaus vielfache, mehr oder weniger sinnvolle, Einsatzmöglichkeiten in der Freizeit.

Cat Phones

www.catphones.com

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