UMSATZRENDITE AUF HOHEM NIVEAU

Bauhauptgewerbe mit guter wirtschaftlicher Verfassung

In den vergangenen Jahren gelang es den Firmen des Bauhauptgewerbes, ihre Umsatzrendite auf relativ hohem Niveau bei 6 % zu stabilisieren und gleichzeitig ihre Eigenkapitalquote auf 13 % deutlich zu erhöhen. Parallel dazu ging die Zahl der Insolvenzen überproportional um 60 % zurück.

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) veröffentlicht Finanzkennzahlen für das Bauhauptgewerbe, die durch die Auswertung von Bilanzen ermittelt werden. Jährlich sind dies zwischen 8.000 und 14.000 Bilanzen. Abgesehen vom positiven „Ausreißer“ des Jahres 2006 stieg die Vorsteuerrendite von 2001 bis 2010 kontinuierlich von 2,5 % auf 6,1 % an und lag 2011 mit 5,9 % nur minimal unter dem Vorjahreswert.

Eine Betrachtung nach Unternehmensgrößenklassen liefert ein differenzierteres Bild. Danach verzeichneten 2012 die Firmen des Bauhauptgewerbes mit einem Jahresumsatz von bis zu 0,5 Mio. Euro zweistellige Renditezahlen, während bei den Großfirmen mit einem Jahresumsatz von mehr 50 Mio. Euro „nur“ eine Durchschnittsrendite von 1,7 % erwirtschaftet wurde. Bei den kleineren Baufirmen ist im Gewinn allerdings der Unternehmerlohn enthalten, der zum besseren Vergleich herausgerechnet werden müsste. Daher wird für diese Unternehmen die Umsatzrendite tendenziell zu hoch ausgewiesen.

Die Verbesserung der Ertragslage ist vor allem auf die Entwicklung der Baupreise zurückzuführen. 2003 lagen die Preise für Leistungen des Bauhauptgewerbes um 6 % niedriger als 1995. Danach legten sie aber (bereinigt um die Erhöhung des Mehrwertsteuerregelsatzes) bis 2012 um fast 20 % zu.

Eigenkapital weiter aufgestockt

Noch deutlicher war der Anstieg bei der Eigenkapitalquote. Diese wurde in der Branche zwischen 2001 und 2011 auf 13,1 % vervierfacht. Anders als bei der Umsatzrentabilität gilt hier, dass die Eigenkapitalquote mit steigender Unternehmensgröße zunimmt. Viele kleinere Unternehmen wiesen 2012 nahezu keinerlei haftendes Eigenkapital auf, während bei den Firmen mit einem Umsatz von mehr als 5 Mio. Euro pro Jahr Durchschnittswerte von 13 bis 15 % verzeichnet werden.

Auch hierbei gibt es eine Besonderheit. Werden erhaltene Anzahlungen als Gegenleistung für eine erbrachte Leistung als Verbindlichkeit auf der Passivseite verbucht, führt dies zu einer Erhöhung der Bilanzsumme und damit zu einer geringeren Eigenkapitalquote. Werden die Abschlagszahlungen hingegen mit den unfertigen Bauleistungen saldiert, ergibt sich eine geringere Bilanzsumme und dementsprechend eine höhere Eigenkapitalquote.

Die deutlich bessere wirtschaftliche Basis hatte zur Folge, dass die Zahl der Insolvenzen im Bauhauptgewerbe seit 2001 drastisch zurückgegangen ist. 2012 lag die Zahl mit 1.893 um mehr als 60 % niedriger als 2001. Waren damals noch 632 Insolvenzen auf 10.000 Unternehmen zu verzeichnen, ging die Zahl bis 2012 auf 184 zurück. Das Insolvenzrisiko lag somit nur noch doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft.

Das Bild der soliden wirtschaftlichen Lage wird durch weitere Umfragen erhärtet. Zum Jahresbeginn 2013 beurteilte nur noch jedes vierte vom ifo Institut befragte Unternehmen des Bauhauptgewerbes die Kreditvergabe seiner Bank als „restriktiv“. Ende 2009 war es noch jedes zweite Unternehmen, im August 2004, kurz vor dem Ende der zehnjährigen Baukrise, sogar 75 % der Bauunternehmen. Ein ähnliches Bild liefert die regelmäßige Umfrage des DIHK, bei der etwa 1.500 Baufirmen erfasst werden. Zu Jahresbeginn 2010 sahen noch 33 % der Baufirmen in der Finanzierung ein großes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Unternehmens. Im Februar 2013 gaben dies nur noch 17 % der befragten Unternehmen an.

Autor: Dipl.-Oec. Heinrich Weitz, Berlin
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