SCHLAUCHLINERENDMANSCHETTEN

Anfang und Ende

Der Anfang und das Ende einer Kanalsanierung mit Schlauchliner sind bedeutend für den Sanierungserfolg. Der Abschluss der Sanierungsstrecke auf beiden Seiten entscheidet unter anderem über deren Haltbarkeit. Eine Linerendmanschette dichtet den Ringraum zwischen Altrohr und neu eingezogenem Liner ab und schützt den Anfang und das Ende des Inliners dauerhaft vor den mechanischen Einflüssen bei der Hochdruckreinigung.

Im Jahr 2011 wurden laut Deutscher Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) 4,4 Mrd. Euro von den Betreibern in die Abwasserbeseitigung investiert. Der Vermögenswert unserer Kanalnetze in Deutschland wird laut DWA auf rund 700 Mrd. Euro geschätzt. Der momentane Bedarf für Instandhaltung beträgt nach inoffiziellen Angaben zufolge 100 Mrd. Euro. Erkennbar ist der Trend zu mehr Reparatur und Renovation statt Erneuerung. Damit werden effektive Sanierungsverfahren und moderne Instandhaltungstechniken immer wichtiger.

Pilotprojekt in Kassel

In Kassel wird diesem Umstand Rechnung getragen. Im Stadtteil West wurden im Rahmen eines Sanierungsprojektes an Mischwasserkanälen im März 2012 Schlauchlinerendmanschetten in einem Sanierungsprojekt eingebaut und getestet. Die ursprüngliche Ausführung wurde dahingehend geändert, dass das Quick-Lock-System mit der Markteinführung und DIBt-Zulassung an dafür geeigneten Stellen zum Einsatz kam. Projektleiterin Dipl.-Ing. Meike Rau von Kassel Wasser Eigenbetrieb der Stadt Kassel, Sachgebiet Netzbetrieb und Sanierung, sieht diese Art der Anbindung von Linersystemen an Rohre und Bauwerke vor allem bei:

– Schächten, bei denen das Gerinne nach Inlinereinzug nicht erneuert wird, als Anbindung im Schacht,

– dem Verschließen von Probenahmestellen im Rohr,

– ohren, wenn der Liner innerhalb der Toleranz der Linerendmanschette zurück liegt.

Von der Firma Uhrig Kanaltechnik wird das Lieferprogramm angegeben mit Nennweiten von DN 150 bis DN 600. Dabei variiert die Baulänge je nach Durchmesser 250 mm und 300 mm.

Im Kasseler Stadtgebiet West ging es bei der Kanalsanierung um Nennweiten von 300 und 400 mm. Dazu Projektleiterin Frau Meike Rau: „Anwendungsgrenzen ergeben sich für Linerendmanschetten nach unserer Erkenntnis nur bei stark gekrümmten Schachtgerinnen und, wenn Muffenversätze oder abgescherte Schachteinbindungen an der Haltung so groß sind, dass sie die Einbautoleranzen der Manschette überschreiten. Aufgrund der positiven Erfahrungen, die wir bis heute gemacht haben, werden wir das System weiterhin an den dafür geeigneten Stellen einsetzen.“

Das Netz genau im Blick

Im Rahmen der Eigenkontrollverordnung des Landes Hessen wird im gesamten Stadtgebiet von Kassel die vorhandene Kanalisation untersucht und bewertet. Parallel dazu führt Kasselwasser die Sanierung der schadhaften Kanäle durch. Dabei werden nach und nach einzelne Teilgebiete betrachtet und nach wasserwirtschaftlichen Kriterien ausgewählt, wie Lage in Wasserschutzzonen, Schadenshäufigkeit, hydraulische Auslastung und einiges mehr.

2.200 m Kanäle wurden so im Sanierungsgebiet Kassel West in geschlossener Bauweise, das heißt ohne Straßenaufbruch, von Schacht zu Schacht saniert. Dabei wird in den alten Kanal ein mit Harz getränkter Schlauch aus Glasfaser oder Nadelfilz eingebracht. Mittels Warmwasser, Dampf oder Licht härtet das Harz binnen ca. 4 - 6 Stunden aus. Danach werden die Hausanschlüsse aufgefräst und die Schachtanbindungen, teilweise mit Linerendmanschetten, hergestellt. Der gesamte Vorgang der Linersanierung einschließlich Öffnen der Hausanschlüsse dauert pro Sanierungsabschnitt ca. 8 - 12 Stunden. Das bedeutet, dass die Verkehrsbehinderungen auf ein Minimum gegenüber einer offenen Bauweise reduziert werden. Der zu sanierende Kanalabschnitt wird für diese Zeit außer Betrieb genommen. Im Vorlauf sowie im Anschluss an diese Maßnahme wurden noch die Oberteile der betroffenen Schächte in offener Bauweise erneuert.

Sichere Anbindung

Der Auftrag für die Kanalsanierung im Schlauchreliningverfahren wurde von der Firma Rainer Kiel Kanalsanierung GmbH aus Kassel durchgeführt. Die Kosten der Baumaßnahme betrugen rd. 390.000 Euro. Bernd Schäfer, Niederlassungsleiter des Auftragnehmers, stellt rückblickend fest: „Für uns war die Anbindung der eingebrachten Schlauchliner an die Schächte in den Sanierungsabschnitten mit dem Quick-Lock-System eine neue Erfahrung, die durchweg positiv zu bewerten ist. Wir konnten damit schnell und präzise arbeiten, ich bin mir sicher, dass dies eine dauerhafte Lösung darstellt.“

Die Dauerhaftigkeit ist für die Bauartzulassung ein wesentliches Kriterium. Zunächst wurde beim Institut für Unterirdische Infrastruktur (IKT) in Gelsenkirchen im Rahmen eines aufwendigen Prüfprogramms eine etwa 12 m lange Teststrecke mit fünf Schachtunterteilen aus Beton (Ø 1000 mm) und vier dazwischen liegenden Haltungen DN 300 aufgebaut. Bei der einen Hälfte der Gelenkstücke endete die Linerendmanschette mit dem Altrohr, bei der anderen Hälfte wurde die Schachtanschlussmuffe mit in die Sanierung einbezogen. Untersucht wurde die Beständigkeit der Manschette bei Hochdruckspülungen, Dichtwirkung gegen Außenwasserdruck und Widerstandsfähigkeit gegen Hochdruckstrahlen. Die Quick-Lock-Linerendmanschette hat nach 1000 Stunden im Langzeitversuch alle Prüfungen bestanden und trägt nun das IKT-Prüfsiegel. Das IKT wird aufgrund seiner weit reichenden Fachkompetenz vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) in Berlin für bauaufsichtliche Zulassungsprüfungen an neu entwickelten Produkten aus Beton, Steinzeug, Kunststoff und Sonderwerkstoffen akzeptiert. Deshalb waren mit dem Prüfsiegel die Vorraussetzungen geschaffen für die DIBt-Zulassung mit der Nummer Z-42.3-374.

Versatz ausgeglichen

Das neue Produkt von Uhrig Kanaltechnik besteht – ähnlich wie das Quick-Lock-System – aus einer Edelstahl-Hülse mit einer großflächigen Elastomer-Dichtung, die den Versatz zwischen Liner und Rohr ausgleicht. Die Manschette kann sowohl für die Abdichtung des Ringspalts zwischen Liner und Altrohr als auch für die Anbindung von Schlauchlinern an Schächte eingesetzt werden. Voraussetzung für die Anbindung an Schachtbauwerke sind geringe Abwinklungen in der Schachtanschlussmuffe und eine zum Abdichten geeignete Oberfläche der Rohreinbindung. Zusätzlich zur nachgewiesenen Dichtwirkung kann die Manschette das Linerende auch vor Beschädigungen durch Hochdruckspülungen schützen. Bei der Hochdruckreinigung werden in den Kanal eingebrachte Materialien besonders stark beansprucht. Die Linerendmanschetten zeigten sich im IKT-Test nach 60 Reinigungszyklen mit einer handelsüblichen Rundumstrahldüse noch in ausgesprochen gutem Zustand. Sie haben den Praxistest und die Werkstoffprüfung nach DIN 19523 „Anforderungen und Prüfverfahren zur Ermittlung der Hochdruckstrahlbeständigkeit und -spülfestigkeit von Rohrleitungsteilen für Abwasserleitungen und -kanälen“ bestanden.

Vielfach sicher

Für den Produkthersteller hat die Sicherheit der Verarbeiter vor Verletzung den gleichen Stellenwert wie die Sicherheit des Produkts bei der Anwendung. So ist zu erklären, dass Uhrig Kanaltechnik auch die Schneidwerkzeuge neu entwickelt hat. Neben dem Druckluft betriebenen Gerät mit Tiefenanschlag – das verhindern hilft, dass außer in das Linerende auch in das Altrohr geschnitten wird – steht ein Akku betriebenes Werkzeug zur Verfügung, das ohne Drehbewegung oszillierend trennt. Dieses Verfahren stammt aus der Medizintechnik und wird z.B. beim Aufschneiden von Gipsverbänden benutzt. Mit seiner oszillierenden Bewegung sind Schnittverletzungen ausgeschlossen. Zudem entsteht deutlich weniger Staub als sonst. Moderne Instandhaltungstechniken und effektive Sanierungsverfahren werden in Zukunft wohl auch an solchen Verarbeiter-freundlichen Aspekten gemessen werden.

Anforderungen an Linerendmanschetten

– Abdichtung der Hinterläufigkeit zwischen Liner und Altrohr

– mechanischer Schutz vor Hochdruck-Reinigung

– Mechanischer Schutz vor Umlenkrollen etc.

– Abdichtung Rohreinbindung in Abhängigkeit der jeweiligen Schachteinbindung

– einfacher Versetzvorgang

– langlebige Materialien, z. B. V 4 A Edelstahl und EPDM

– Nachweis der Dichtheit und Spülbeständigkeit, z.B. durch IKT-Prüfung

– Ausgleich des Schrumpfverhaltens der Schlauchliner

1. Deutscher Kanalnetzbewirtschaftungstag

Intelligenz lässt sich messen. Die eines Kanalnetzes auch. Beim Menschen werden die intellektuellen Fähigkeiten im Intelligenzquotienten (IQ) zum Ausdruck gebracht. Beim Kanalnetz wird die Fachöffentlichkeit die passende technisch-wissenschaftlich fundierte Bezeichnung mit zugehöriger Einheit noch finden – möglicherweise schon am 6. Juni 2013, während des 1. Deutschen Kanalnetzbewirtschaftungstags in Geisingen / Baden-Württemberg. Veranstalter ist die Technische Akademie Hannover e. V. (TAH). Das komplette Programm des 1. Deutschen Kanalnetzbewirtschaftungstags in Verbindung mit dem Fachkongress Kanalsanierung / Energie aus Abwasser mit allen Themen und Referenten ist zu finden unter www.netzbewirtschaftung.de

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